Ausstellung in Berlin

„Ich weiß nicht, ob ich noch dieselbe Sharon Stone bin“

Die Hollywoodikone Sharon Stone ist Schauspielerin, Model, Autorin und eine viel beachtete Malerin. Nun sind ihre Gemälde in Berlin zu sehen. Ein Gespräch über Acrylfarben, Dreharbeiten mit Martin Scorsese, die Zeit nach ihrem Schlaganfall und die Stimme von Lauren Bacall

Von Christoph Amend
14.02.2024

Als während der Pandemie bekannt wurde, dass Sie malen, war die erste Reaktion bei vielen: Noch ein Hollywoodstar, die glaubt, Künstlerin zu sein. Das ging anfangs auch Jerry Saltz so, dem einflussreichen Kunstkritiker vom New York Magazine …

… ich liebe Jerry Saltz!

… bis er Ihre Bilder sah. Er ist mittlerweile bekennender Fan.

Er war früher Lkw-Fahrer, er hat einen gesunden Menschenverstand. Er und seine Frau …

… die Kunstkritikerin Roberta Smith …

… arbeiten beide sehr hart. Sie wissen, das ist der einzige Weg, um Dinge zu Ende zu bringen. Disziplin! Und ich bin sehr dankbar dafür, dass er mir überhaupt seine Aufmerksamkeit schenkt.

Waren Sie überrascht, als er feststellte: Das ist ernsthafte Kunst?

Na ja, ich bin eine ernsthafte Person. Ich bin diszipliniert, ich arbeite auch hart, und Jerry sieht das. Ich glaube, dass die Kritiker merken, dass man diese Art von Kunst nicht in fünf Minuten macht. Das dauert Tage, Wochen, Monate. Und sie gelingt nur, wenn man die ganze Zeit im Studio verbringt, und es wirklich ernst meint. Jerry weiß ja auch, dass ich einen Schlaganfall hatte und dass ich das alles bestimmt nicht machen würde, wenn ich es nicht ernst nehmen würde. Mir ist bewusst, dass alle Tage gezählt sind, nicht nur meine, aber meine ganz besonders. Aber ich bin auch ein guter Tipp, glaube ich. 

Wie meinen Sie das?

Ich mache mit mir selbst Witze darüber. Normalerweise wird die Kunst von Frauen erst nach ihrem Tod entdeckt, aber ich bin eine Nach-dem-Tod-Frau. Das macht mich interessant, weil ich ja schon einmal gestorben bin. Ich werde jetzt 66, auf mich kann man wetten: Meine Kunst ist nicht so schlecht, ich bin berühmt, und ich bin schon einmal gestorben. (lacht)

Hatten Sie diese Selbstdistanz immer schon?

Ich nehme mich selbst mit Humor. Paris Libby ist seit dreißig Jahren meine Stylistin. Wenn ich nach einer großen Veranstaltung sehr spät nach Hause komme, es ist zwei oder drei Uhr, und die ganzen Bilder von dem Abend kommen…

… von Agenturen wie Getty …

… ja, Getty und von allen anderen, dann sitzen Paris und ich bei mir auf dem Boden, ich habe die High Heels und das Kleid ausgezogen, wir trinken noch ein Glas zusammen, und dann improvisiere ich eine Comedy-Fortsetzungsgeschichte mit all den Bildern des Abends. Und wir lachen anderthalb Stunden lang zusammen.

Sie sollten das aufzeichnen!

Das sollte ich wirklich mal tun.

Sie haben gerade Ihren Schlaganfall im Jahr 2001 erwähnt, den Sie fast nicht überlebt hätten. Können Sie beschreiben, wie es Ihnen ging, als Sie sich damals zurück ins Leben gekämpft haben?

Ich hatte überall mit Widerständen zu tun, es war wirklich nicht einfach, auch weil mein damaliger Mann nicht wirklich auf meiner Seite war.

Er ließ sich scheiden. 

Ja, er hatte eine Freundin, die Erbin der Buchhandelskette Borders. Und dann haben sie mir mein ältestes Kind, mein Baby, genommen. 

Ihren gemeinsamen Adoptivsohn. 

Ich war damals unfähig zu funktionieren, und sie waren in der Lage, mir mein Baby wegzunehmen. Sie haben mir mein Kind weggenommen, sie haben mir mein Leben weggenommen. Mein Geld, meinen Ruf, meine Karriere.

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