Ausstellung in Berlin

„Ich weiß nicht, ob ich noch dieselbe Sharon Stone bin“

Die Hollywoodikone Sharon Stone ist Schauspielerin, Model, Autorin und eine viel beachtete Malerin. Nun sind ihre Gemälde in Berlin zu sehen. Ein Gespräch über Acrylfarben, Dreharbeiten mit Martin Scorsese, die Zeit nach ihrem Schlaganfall und die Stimme von Lauren Bacall

Von Christoph Amend
14.02.2024

Auch im Leben allgemein?

Es gibt schon Entscheidungen, bei denen man mindestens einen Tag warten sollte, bevor man sie trifft.

In Ihren jungen Jahren verlief Ihr Leben so unglaublich schnell, erst haben Sie erfolgreich gemodelt, dann wurden Sie Schauspielerin. Wenn das alles nicht passiert wäre, was glauben Sie: Hätten Sie sich gleich der Malerei oder dem Schreiben zugewandt?

Ich wäre vielleicht Anwältin geworden.

Ah ja?

Staatsanwältin.

Warum das?

Ich mag das Gesetz.

Ende der 1970er-Jahre haben Sie als Model einige Jahre in Europa gelebt und gearbeitet, in Paris, Mailand, auch in München und Hamburg. Welche Erinnerungen haben Sie an Deutschland?

Diese Präzision! Ich habe in Paris gewohnt und kam nach Deutschland, um zu arbeiten. Wenn ich für einen Job in München gebucht war, der von 9 bis 17 Uhr ging, und der Fotograf hatte um 17 Uhr erst die Hälfte seines Films verknipst, war trotzdem Schluss. 17 Uhr, das war’s. Und wenn dann der Zug um, sagen wir, 17.45 Uhr ging, haben wir uns in einen Biergarten nicht weit vom Bahnhof gesetzt und ein Bier getrunken.

Warum haben Sie mit dem Modeln aufgehört?

Das habe ich gar nicht. Ich arbeite noch immer als Model. 

Die Amerikanerin Sharon Stone, geboren 1958, zog als junge Frau nach New-York und begann dort zuerst eine Karriere als Model. Hier fotografiert von Michael Muller
Die Hollywoodschauspielerin Sharon Stone, geboren 1958, hier fotografiert von Michael Muller, zog als junge Frau von Pennsylvania nach New York und begann dort zunächst eine Karriere als Model.

Auf Ihrem Instagram-Account sehe ich eine aktuelle Titelproduktion für die spanische Harper’s Bazaar.

Modeln ist mein ganzes Leben lang meine Haupteinnahmequelle gewesen und bis heute geblieben.

Nicht das Schauspielen? Das ist überraschend.

Für mich auch! Frauen werden im Film lange nicht so gut bezahlt wie Männer.

Beim Modeln ist es umgekehrt, oder?

Genau.

Was macht Ihnen am Modeln Spaß?

Ich arbeite seit dreißig Jahren mit demselben Team zusammen, Haare und Make-up, Kleidung, immer dieselben Leute, das ist fantastisch, wir haben einfach eine gute Zeit zusammen. Und ich mache das jetzt schon so lange, ich bin mittlerweile richtig gut darin. Ich weiß, was ich tue. Das Anstrengende dabei ist nur, in meinem Alter noch in die Kleider zu passen. Mit dem mittleren Teil Ihres Körpers ist das nicht so einfach, wenn Sie in Ihren Sechzigern sind, im Vergleich zu Ihren Zwanzigern. Ich sage immer: Ich bin eine professionelle Magersüchtige.

Was hoffentlich nicht stimmt.

Nun ja, man lebt einen bestimmten Lifestyle, man isst auf bestimmte Art und Weise. Man muss in einer bestimmten Kleidergröße bleiben, das Gewicht halten. So ist das eben.

Und was mögen Sie an der Schauspielerei?

An diesem Punkt meines Lebens: mit interessanten Leuten zusammenzuarbeiten. Ich nehme heute nur noch Jobs mit Leuten an, die ich richtig gut finde.

Michael Douglas, mit dem Sie 1992 „Basic Instinct“ gedreht haben,  hat mir in einem Interview erzählt, dass der riesige Erfolg des Films ihn einerseits zu einem großen Hollywoodstar gemacht hat. Andererseits hat ihn die britische Boulevardpresse auch zu einem Sexaholic erklärt, was nicht stimmte. 

Wow.

Er hatte Alkoholprobleme, deswegen war er in eine Klinik gegangen, aber die andere Geschichte passte besser zum Wirbel um „Basic Instinct“. Wie schauen Sie heute auf diesen Film?

Ich habe noch nie ein Interview gegeben, in dem ich nicht danach gefragt wurde. Das war vor dreißig Jahren.

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