Kunsthalle Basel

Wo die Kunst der Zukunft zu finden ist

Seit März 2024 setzt Mohamed Almusibli als Direktor Impulse an Basels wichtigstem Ort für junge Kunst. Im Gespräch erzählt er von seinem Ausstellungsprogramm und warum ihm Neugier und Offenheit so wichtig sind

Von Simone Sondermann
12.06.2025
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 242

Herr Almusibli, wie war Ihr erstes Jahr als Direktor der Kunsthalle Basel?

Sehr beglückend, aber auch sehr aufregend. Sich interessante Ausstellungen zu überlegen, ist die eine Sache, aber der Job verlangt erheblich mehr. Er beinhaltet unterschiedliche Rollen. Es geht darum, diese Rollen zu erfüllen und zugleich die eigene Vision voranzutreiben. Das ist ein langer Weg, und ich stehe erst am Anfang.

Wie unterscheidet sich Ihr Programm von dem Ihrer Vorgängerin Elena Filipovic?

In meinem ersten Jahr habe ich vor allem das von Elena geplante Programm zu Ende gebracht. Es fühlte sich vertraut an, denn mit einigen Künstlerinnen und Künstlern, die sie ausgewählt hatte, hatte ich schon gearbeitet oder ich bin mit ihnen befreundet. Mein Programm wird anders sein, weil ich meine eigene Affinität, mein eigenes Gespür einbringe, aber ich bewundere die Arbeit, die sie für die Kunsthalle geleistet hat.

Im Juni zeigen Sie die amerikanische Künstlerin Ser Serpas. Was verbindet Sie mit ihr?

Wir haben uns 2017 kennengelernt und uns viel über ihre Arbeit ausgetauscht. Ich habe dann eine Galerieausstellung mit ihr in Genf kuratiert, das war ihre erste Einzelausstellung. Wir sind gute Freunde geworden, haben unser Studium gemeinsam beendet und dann zusammen den Kunstraum Cherish in Genf eröffnet.

Ser Serpas’ unbetiteltes Gemälde von 2023 ist vom 13. Juni bis 21. September zu sehen, die Schau zeigt neben ihrer Malerei auch Skulpturen und Performances
Ser Serpas’ unbetiteltes Gemälde von 2023 ist vom 13. Juni bis 21. September zu sehen, die Schau zeigt neben ihrer Malerei auch Skulpturen und Performances © Courtesy of the artist and Maxwell Graham, New York

Was ist das Besondere an Serpas’ Werk?

Es ist zum einen ihre Art zu malen. Und dann geht es in ihren Performances, ihren skulpturalen Arbeiten und auch in ihren Gemälden um die Darstellung des Körpers. Sie stellt den Körper ins Zentrum, ihren eigenen, den ihrer Freunde, aber beschäftigt sich auch mit der Frage, wie Technologien, wie künstliche Intelligenz den Körper sehen. Sie erforscht dieses Thema in verschiedenen künstlerischen Medien. Dabei geht es nicht um Identitätspolitik, sondern um die Funktion des Körpers, der ein Gemälde oder eine Skulptur schafft, der sich in einer Performance bewegt.

Liegt der Fokus Ihres Ausstellungsprogramms auf Kunstschaffenden aus der Schweiz?

Die erste Ausstellung, die ich hier kuratiert habe, war zu Marie Matusz, die in Basel arbeitet. Mit ihr hatte ich schon häufiger zusammengearbeitet, wir kennen uns sehr lange. Deshalb hat es sich richtig angefühlt, mein Programm hier mit ihr zu beginnen. Der Grund war nicht, dass sie in Basel lebt. Es geht um die Personen und ihre Arbeit und weniger um die Schubladen: Wo lebt jemand, wo kommt jemand her?

Die Kunsthalle blickt auf eine lange Geschichte zurück. Was bedeutet diese Tradition für Sie?

Viele Künstlerinnen und Künstler, die heute ein wichtiger Teil der Kunstgeschichte sind, hatten ihre ersten Ausstellungen in der Kunsthalle Basel. Es ist unser Ziel, dies fortzuführen. Nicht nur bereits etablierte Kunstschaffende zu unterstützen, sondern Risiken einzugehen, um jungen Künstlerinnen und Künstlern die Chance zu geben, die großen Künstler der Zukunft zu werden.

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