In diesem Monat entdecken wir KI-Kunst in Basel, freuen uns auf das feministische Œuvre von Judy Chicago in Recklinghausen und bestaunen Toyin Ojih Odutolas figurative Zeichnungen in Berlin
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02.06.2025
Haus der Elektronischen Künste (HEK), Basel, bis 10. August 2025
Auf dem Dreispitz-Areal im Südosten von Basel wird weit in die Zukunft gedacht. Dafür sorgt neben der hier ansässigen Kunsthochschule auch das Haus der Elektronischen Künste (HEK), wo man oft die neuesten und unerwartetsten Bilder vor die Augen bekommt. Etwa die von KI auf irre Weise zusammengemorphten Körper aus der Filminstallation „Dwellers Between The Waters“ (2023) des Kollektivs Crosslucid, in der Gruppenschau „Andere Intelligenzen“ zu erfahren. Zu Letzteren gehört übrigens auch das Kommunikationssystem der Pflanzen, das die Künstlerin Patricia Domínguez zum Ausgangspunkt ihres Videokunstwerks „Matrix Vegetal“ macht.
Neue Nationalgalerie, Berlin, bis 12. Oktober 2025
In Brasilien ist sie eine Legende, aber in Europa leider noch ziemlich unbekannt. Doch jetzt wird Lygia Clark (1920–1988) in der Neuen Nationalgalerie eine Retrospektive gewidmet, die erste in Deutschland. Clark war eine radikale Erneuerin des Werkbegriffs. Schon ihre frühen abstrakten Skulpturen luden zur Partizipation ein. Daraus entwickelte sie performative Arbeiten, die den Körper mit einbeziehen, wie „O Eu e o Tu“ (1967).
Hamburger Bahnhof, Berlin, 13. Juni bis 4. Januar 2026
In Nigeria geboren und in den USA aufgewachsen, ist die afrikanische Diaspora für die vierzigjährige Künstlerin Toyin Ojih Odutola Ausgangspunkt für viele Motive ihrer Grafik und Malerei. Titel wie „Breaking & Entering“ oder „Rou tine Inspection II“ erinnern an rassistische Polizeigewalt in den USA. Letztes Jahr war sie auf der Venedig-Biennale im nigerianischen Pavillon zu sehen – jetzt hat Toyin Ojih Odutola ihre erste Einzelausstellung in Deutschland. In der Schau von rund zwanzig Werken auf Papier und Leinwand im Hamburger Bahnhof, Nationalgalerie der Gegenwart, wird auch ihre Zeichnung „Benjamin“ (2012–2013) zu sehen sein.
Kunsthalle Recklinghausen, bis 17. August 2025
Seit den 1960er-Jahren setzt sich die US-amerikanische Künstlerin Judy Chicago, Jahrgang 1939, mit einer weiblichen Perspektive gegen die vorherrschende männliche Kunstwelt durch. Ihr vielseitiges Schaffen verbindet handwerkliches Geschick mit mutigen Experimenten. Über sechs Jahrzehnte entwickelte sie eine Bildsprache, die Frauen in der Geschichte sichtbar macht. Auch die Klimagerechtigkeit ist ihr ein wichtiges Anliegen. Über drei Etagen erstreckt sich die Ausstellung, die in Kooperation mit der Londoner Serpentine Gallery entstanden ist. Im Zentrum steht Chicagos Werk „Revelations“, ein illuminiertes Manuskript, das die Errungenschaften von 1038 Frauen feiert.
Museum Brandhorst, München, 10. April bis 17. August 2025
Mit der Ausstellung „Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly“ widmet sich das Museum Brandhorst einem außergewöhnlichen Künstlerkreis, der Musik, Tanz und Bildende Kunst der Nachkriegszeit maßgeblich prägte. Enge Freundschaften, kreative Partnerschaften und ein gemeinsamer Schaffensdrang verbanden das Netzwerk, das in den 1940er- und 1950er-Jahren entstand. Besonders deutlich wird ihre künstlerische Verflechtung in den Tanzperformances der Merce Cunningham Dance Company (MCDC) wie „Antic Meet“ (1958), in denen sich ihre Ideen zu einem vielstimmigen Ganzen verdichteten. Ihre Kunst reflektiert Themen wie Stille und Zufall – ebenso wie politische Spannungen und queere Identität im Klima gesellschaftlicher Repression in der Zeit des Kalten Krieges.