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Unsere Museumstipps für Potsdam

Von Amedeo Modigliani im Museum Barberini über Textilkunst im Minsk bis zur Sammlung von Harald Falckenberg in der Villa Schöningen – das sind unsere Museumstipps zum Wochenende in Potsdam

Von WELTKUNST REDAKTION
22.05.2024

Soft Power

Das Minsk, bis 11. August

Textilien, die verbinden: Arbeiten von Otobong Nkanga, Sung Tieu oder Rosemarie Trockel zeigen in dieser Ausstellung die Produktionsbedingungen von Textilien und deren Rohmaterialien auf, hinterfragen Machtmechanismen und erinnern an vergangene Traditionen. So gedenkt Qunnie Pettway als Teil der Gee’s Bend Quiltmakers ihren Vorfahren, die Anfang des 19. Jahrhunderts als Arbeiter auf der von Joseph Gee gegründeten Baumwollplantage in Alabama versklavt wurden.

Qunnie Pettway, Flying Swallows [Flugschwalben], ca. 1978. Courtesy Joeann West und Alison Jacques, London
Qunnie Pettway, Flying Swallows [Flugschwalben], ca. 1978. Courtesy Joeann West und Alison Jacques, London. © Qunnie Pettway / Artists Rights Society (ARS), New York / DACS, London und VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Michael Brzezinski

Modigliani. Moderne Blicke

Museum Barberini, bis 18. August

Lange Zeit wurden Amedeo Modiglianis Darstellungen von Frauen als Ausdruck eines männlichen Voyeurismus betrachtet. Die Schau „Modigliani. Moderne Blicke“, die zuvor in der Staatsgalerie Stuttgart zu bestaunen war, möchte dieses Image des Malers nun neu bewerten. Denn Modigliani richtete seinen Blick auf emanzipierte Frauen, die ihre Haare kurz trugen und sich in Männerkleidung malen ließen. Seine Porträts und Aktbilder zählen heute zu den Ikonen der Moderne, die mandelförmigen, leeren Augen und die langgezogenen Gesichter sind unverkennbar. Die Schau zeigt auch Parallelen zu anderen europäischen Kunstschaffenden wie Paula Modersohn-Becker, Egon Schiele oder Gustav Klimt auf.

Amedeo Modigliani, „Auf der Seite liegender Frauenakt“, 1917
Amedeo Modigliani, „Auf der Seite liegender Frauenakt“, 1917. © Nahmad Collection

Antikstübchen Nachwort

Villa Schöningen, bis 18. August

Eine Sammlung verrät einiges über den Menschen, der sie zusammengetragen hat. Ein Zuhause voller nachgelassener Dinge sagt noch viel mehr – und birgt gleichzeitig das Risiko, dass ihre Ausstellung zur voyeuristischen Show verkommt. Zum Glück gibt es Künstler wie Christian Jankowski. Er hat aus dem Nachlass von Harald Falckenberg eine eigene Arbeit gemacht. „Antikstübchen Nachwort“ gruppiert Bücher, Sportutensilien und Tinnef nach den Kriterien eines Haushaltsauflösers in der Villa Schöningen. Jankowski verquickt die Bündel mit Zitaten des 2023 verstorbenen Sammlers, ergänzt sie um einen Film – und schafft ein großartig sensibles Porträt. Werke, die Falckenberg gesammelt hat, gibt es auch zu sehen. Aber die spielen hier eindeutig eine Nebenrolle…

Christian Jankowskis „Antikstübchen Nachwort (House Clearance Counter Culture)“ in der Villa Schöningen
Christian Jankowski, „Antikstübchen Nachwort (House Clearance Counter Culture)“, 2024. © Villa Schöningen, Foto: Michael Lüder, 2024

Karl Hagemeister: Die Natur ist groß

Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, bis 28. Juli

Karl Hagemeister war ein Naturliebhaber und Pragmat. Anstatt jedes Mal eine Staffelei in den Wald zu schleppen, um dort die märkische Landschaft zu allen Jahreszeiten zu malen, sammelte er herumliegende Holzstämme und bastelte sich daraus ein Gestell, das er jederzeit an Ort und Stelle wieder aus seinem Versteck holen konnte. In dieser Schau lassen sich seine impressionistischen Gemälde nicht nur visuell erfahren, sondern auch haptisch und audiovisuell: über ein Tastmodell lassen sich Farbauftrag und Maltechnik erspüren und eine Licht- und Klanginstallation der Künstlergruppe Xenorama lädt zum Träumen ein.

Karl Hagemeister, Uferlandschaft (Schilfufer) 1900.
Karl Hagemeister, Uferlandschaft (Schilfufer) 1900. © Potsdam Museum, Foto Michael Lüder

Rudolf Herz: Duchamp. La Patte

Museum Fluxus+, bis 23. Juni

1912 war für Marcel Duchamp Schluss mit der Malerei, jedenfalls „im professionellen Sinne“, wie er selbst sagte. Im selben Jahr entstand ein Fotoporträt von ihm, das der Münchener Konzeptkünstler Rudolf Herz als Vorlage nahm für Zeichnungen von 17 verschiedenen Straßenkünstlern. Sie alle interpretieren das Porträt des Readymade-Erfinders auf differenzierte Weise und versehen es mit ihrer ganz persönlichen „patte“. Die Inszenierung unterschiedlicher Rollen war auch Teil von Duchamps Bedürfnis nach Freiheit, weshalb er jegliche persönliche Handschrift ablehnte. Die museale Präsentation ist somit Annäherung an und ironische Reaktion auf das Schaffen des Künstlers zugleich.

Installationsansicht „Rudolf Herz - Duchamp. La Patte“ im Atrium des Museum Fluxus+
Installationsansicht „Rudolf Herz - Duchamp. La Patte“ im Atrium des Museum Fluxus+. © Museum Fluxus+

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