Was läuft?

Kapwani Kiwanga & Anish Kapoor

Kapwani Kiwanga verzaubert das Kunstmuseum Wolfsburg und Anish Kapoor nutzt den Palazzo Strozzi als Bühne – das sind unsere Museumstipps zum Wochenende

Von Tim Ackermann & Clara Zimmermann
20.10.2023

Marcel Duchamp

Peggy Guggenheim Collection, Venedig, bis 18. März

Den Übervater der Konzeptkunst hätte wohl jeder gern zum Art Advisor gehabt: Peggy Guggenheim begegnete  Marcel Duchamp erstmals im Paris der wilden Zwanzigerjahre, und in den Dreißigerjahren nahm der Künstler sie ernsthaft unter seine Fittiche, als er ihr die Kunst der Avantgarde nah brachte und sie auch bei der Eröffnung ihrer ersten Galerie in London und dem Aufbau ihrer berühmten, heute in Venedig beheimateten Sammlung beriet. Offensichtlich warb Duchamp nicht so sehr für seine eigenen Arbeiten – vielleicht gab es auch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel von ihm auf dem Markt. Zwei Hauptwerke finden sich dennoch in der Peggy Guggenheim Collection, um die sich nun in der aktuellen Ausstellung zahlreichen Leihgaben gruppieren. Deutlich wird die innige Verbindung von Peggy und Marcel: Der Künstler schuf 1941 seinen allerersten Kunstkoffer „Boîte-en-valise“ für die amerikanische Sammlerin. Mehr erfahren

Kapwani Kiwanga

Kunstmuseum Wolfsburg, bis 7. Januar

Eine junge Frau steht an eine Straße in Tansania. Sie wäscht die einzelnen Blätter eines von rotem Sand bedeckten Baumes mit einem Schwamm ab. Nach und nach kommt das grün der Blätter wieder zum Vorschein. Doch dann hüllt der nächste vorbeirasende Lkw Künstlerin und Baum erneut in eine rote Staubwolke. Die Frau hört nicht etwa auf, sondern beginnt von Neuem. Die berührende Videoarbeit „Vumbi“ (2012) stammt von der kanadisch-französischen Künstlerin Kawpani Kiwanga, deren erste umfassende Retrospektive gerade im Kunstmuseum Wolfsburg zu erleben ist. Neben Videoarbeiten schafft Kiwanga auch raumgreifende Installationen, Skulpturen und Papierarbeiten. Im Fokus der studierten Anthropologin steht das Neudenken gesellschaftlicher Mechanismen und struktureller Ungerechtigkeiten. Nächstes Jahr wird sie den kanadischen Pavillon auf der Venedig Biennale gestalten. Mehr erfahren

Kapwani Kiwanga Kunstmuseum Wolfsburg
Kapwani Kiwanga, „pink-blue“, 2017. Courtesy die Künstlerin und Goodman Gallery, Johannesburg, Kapstadt, London / Galerie Poggi, Paris / Galerie Tanja Wagner, Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Tony Hafkenscheid

Niko Pirosmani

Fondation Beyeler, Riehen/Basel, bis 28. Januar

Um Georgiens Nationalkünstler Niko Pirosmani haben die Legenden üppige Ranken getrieben. Eine der schönsten besagt, dass der Maler 1905 in Liebe zu einer Schauspielerin, der Französin Marguerite de Sèvres, entflammte und alle Rosen in Tbilissi aufkaufte, um sie im Hof ihres Hotels zu verstreuen. Die Herzensgeste fand auf der Gegenseite leider keine Erwiderung. Und ob die Geschichte wirklich stimmt, wissen wir heute auch nicht. Allerdings hat sich von Pirosmani ein Bild erhalten, das die Schauspielerin zeigt. Die Art, wie er beim Kleid die weiße Farbe sparsamst auftrug, um den schwarzen Untergrund des Wachstums durchschimmern zu lassen und so die Anmutung von Spitze zu suggerieren – das zeugt schon von echter Hingabe. Keine Legende, sondern Tatsache ist, dass Pirosmani mit solchen Bildern die moderne georgische Malerei erfand. Mehr erfahren

Anish Kapoor

Palazzo Strozzi, Florenz, bis 4. Februar

In alten Gemäuern fühlt sich der indisch-britische Bildhauer Anish Kapoor pudelwohl, bietet das historische Ambiente doch stets einen reizvollen Kontrast zu seinen formal reduzierten, dabei oft ephemer und zeitlos wirkenden Werken. Ein tiefroter Materialblock bewegt sich langsam über eine gleichfarbige Schiene, die in ihren Assoziationen zwischen Blutbahn und Blutbad oszilliert. Diese Reise endet an einem Portal ehemaliger Macht umso wirkungsvoller. Nachdem Kapoor im vergangenen Jahr den Palazzo Manfrin in Venedig bespielte, bietet ihm in diesem Herbst der Palazzo Strozzi in Florenz den prunkvollen Rahmen – der wiederum durch die Großskulpturen des Künstlern als Ort neu definiert wird. Auf dem Spiel stehen dabei die Erwartungen des Publikums an Wirklichkeit und Täuschung. Diese Erwartungen ins Wanken zu bringen ist Intention und Freude des Bildhauers. Mehr erfahren

Mainzer Kartause

Bischöfliches Dom- und Diözesanuseum Mainz, bis 10. März

Was hat die deutsche Stadt Mainz mit dem französischen Kräuterlikör Chartreuse gemeinsam? Sehr viel mehr, als man denken mag! Als der heilige Bruno von Köln im Jahr 1084 in der Chartreuse, einer einsamen Gegend nördlich von Grenoble, eine Einsiedelei errichtete, war dies die Geburtsstunde des Kartäuserordens. Die Anlage trug schon damals den Namen „Große Kartause“ („La Grande Chartreuse“) und ist bis heute das Mutterkloster des Ordens. 700 Jahre später entdeckten die Kartäusermönche ein kompliziertes Rezept für ein „Elixier des langen Lebens“, das sie von da an herstellten. Heute kennen wir den heilsamen Trank als leckeren Chartreuse-Likör. Eine Statue des heiligen Bruno ist nun auch in Mainz zu finden, denn das dortige Dom- und Diözesanmuseum erinnert an die bedeutende Kartause, die sich einst in der Stadt befand. Mehr erfahren

Mainzer Kartause Bruno von Köln
Die Holzstatue des Ordensgründers Bruno von Köln stand sehr wahrscheinlich im Kloster. © Marcel Schawe/Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz

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