Vorfreude ist die schönste Freude! Dies sind die Kunstausstellungen, die wir nach Wiedereröffnung der Museen im Jahr 2021 besonders empfehlen. Teil 3: Juli bis September
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02.01.2021
Albrecht Dürer war ja bemerkenswert standorttreu. Aber ein paar große Reisen hat der Nürnberger Renaissancemeister doch gemacht. Die letzte führte ihn 1520/1521 in die Niederlande – mit einer Station bei Kaiser Karl V. in Aachen. „Dürer war hier“ erklärt das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum vom 18.7. bis 24.10. anhand von Dürers Tagebuch und rund 100 Gemälden, Zeichnungen und Grafiken, die unterwegs entstanden.
Auch seine Mutter hat Dürer mal in Kunst verwandelt (ihr gezeichnetes Porträt wird in Berlin verwahrt). Viele weitere Künstlerinnen und Künstler folgten ihm, die nun die Schau „Mutter!“ in der Kunsthalle Mannheim vom 2.7. bis 7.11. versammelt: Die Mutterrolle beschäftigt alle – von Pablo Picasso bis Louise Bourgeois.
Über die Mutter des Malers Vittore Carpaccio ist leider nichts bekannt. Sein Vater war Kürschner, sein Lehrer wohl Gentile Bellini. Geliebt werden Carpaccios Bilder heute als Zeitmaschinen – denn in den religiösen Szenen verstecken sich auch Alltagsbeobachtungen aus dem Venedig der Frührenaissance. Der venezianische Dogenpalast plant die opulente Überblicksschau zu Carpaccio von Juli bis Oktober.
„Gottbegnadet“ – und Teufels Beitrag? 104 Lieblingskünstler setzte Adolf Hitler 1944 auf die „Liste der ,Gottbegnadeten‘“, damit diese nicht in den Krieg mussten. Die regimetreuen Kreativen wie Arno Breker machten auch nach Ende der Diktatur weiter Karriere: ein altes Tabuthema, welches das Deutsche Historische Museum in Berlin vom 27.8. bis 6.2.2022 anpackt, indem es die Netzwerke der Nazi-Künstler in der Bundesrepublik aufarbeitet.
Recht lustig wird es dagegen vom 5.8. bis 17.10. in der Tate Liverpool, wenn Emily Speed das Verhältnis von Körper und Architektur durcheinanderwürfelt. 2017 hüpften in einem Werk der Engländerin einige Tänzer verkleidet als Mini-Monumente durchs Grün.
Um Tanz als Veränderung von Gesellschaft und Kunst geht es auch vom 13.8. bis 14.11. bei „Global Groove“ im Essener Museum Folkwang. Vom japanischen Butoh bis zum westlichen Happening wirkten die Bewegungsimpulse weltweit – und wechselseitig.
Christo kehrt zurück! Der große Verpackungskünstler mag seit Mai 2020 tot sein – mit der Arbeit fertig ist er noch längst nicht. In Paris traf er einst Jeanne-Claude (seine Mitstreiterin, die schon 2009 verstarb), und eben dort soll vom 18.9. bis zum 3.10. eines der letzten Projekte des Künstlerpaars realisiert werden – die Verhüllung des Pariser Triumphbogens! Kein Werk scheint für die Würdigung der zwei unermüdlichen Kunstvisionäre passender.
Das Spezialgebiet des Malers Amedeo Modigliani war eher die Enthüllung: Zahlreiche seiner Frauenfiguren haben wenig oder gar keine Kleidung an. Bei den maskenhaften Gesichtern ließ sich der Italiener von afrikanischen Statuen oder kykladischen Idolen anregen. Den Einfluss dieser Objekte thematisiert die Modigliani-Retrospektive der Wiener Albertina vom 17.9. bis 9.1.2022 unter dem Titel „Modigliani – Picasso. Revolution des Primitivismus“.
Der in Expressivität erstarrte Kopf war auch das Lieblingsmotiv von Alexej von Jawlensky. Der zog 1921 an eine neue Wirkungsstätte – nach Wiesbaden. Zum Jubiläum zeigt das Museum Wiesbaden in der Schau „Alles! 100 Jahre Jawlensky in Wiesbaden“ vom 17.9. bis 27.3.2022 sämtliche 108 Jawlenskys im Bestand.