Ausstellungen

Pracht und Propaganda

Augsburg zeigt Maximilian I. als ambitionierten Herrscher

Von Gloria Ehret
16.08.2019

Das erschütternde Totenbildnis Maximilians steht am Beginn der höchst sehenswerten Ausstellung. Vor 500 Jahren, am 12. Januar 1519, ist der Kaiser gestorben. Zeit seines Lebens war er, der von keiner festen Residenz aus regierte, unterwegs. Die letzten Jahre führte er seinen Sarg mit sich. Er gab makabre Anweisungen, wie mit seinem Leichnam zu verfahren sei; wie er in Wiener Neustadt begraben werden wollte, wo er 1459 als einziger Sohn Kaiser Friedrichs III. und Eleonores von Portugal geboren worden war. 

Auf die berühmte Dürer-Zeichnung in der Albertina geht Jost de Negkers Holzschnitt aus Gotha zurück: Er zeigt den Souverän als Brustbild im Dreiviertelprofil mit dem Goldenen Vlies, wie man ihn bis heute vor Augen hat. Das Ziel, in Rom vom Papst gesalbt und zum Kaiser gekrönt zu werden, hat er allerdings nie erreicht. Maximilian musste sich damit begnügen, 1508 im Dom von Trient den Titel „Erwählter Römischer Kaiser“ zu erhalten.

Maximilian I. und die neuen Medien

Dem „Bürger zu Augsburg“ – wie er sich selbst gern nannte – widmet die Stadt die einzige Gedenkschau in Deutschland. Anhand von 150 großartigen Exponaten von 42 internationalen Leihgebern lässt sie diese schillernde Persönlichkeit an der Wende der Spätgotik zur Renaissance lebendig werden. Wir lernen die Großen der Zeit – Humanisten, Ratgeber und Geldgeber wie Konrad Peutinger, Matthäus Lang von Wellenburg oder Jakob Fugger – in Bildnissen kennen. Die damals so unerhört aufregenden Druckwerke veranschaulichen Maximilians Leben und Visionen. Denn er war der erste Herrscher, der sich des Buchdrucks und der Druckgrafik zu Propagandazwecken bediente. Und die Reichsstadt Augsburg, wo er mehrere Anwesen besaß und 57 Mal – häufig länger – weilte, war ein Zentrum dieser neuen Medien. 

Große Künstler im Auftrag des Kaisers

Seine erste Gattin, Maria von Burgund, starb früh und tragisch nach einem Jagdunfall. Doch konnte Maximilian die Herrschaft über das weltläufige Burgund 1489 für beider Sohn Philipp den Schönen sichern. In dem 1510 geschaffenen silber-vergoldeten Konrad-Widerholt-Pokal mit dem Allianzwappen Österreich-Burgund spiegelt sich eine weitere Kunstfertigkeit Augsburgs. 1494 ging Maximilian eine zweite Ehe mit der Mailänder Herzogstochter Bianca Maria Sforza ein.

In Kriegen kämpfte der Habsburger nicht nur gegen die Türkenbedrohung oder die Franzosen um die Vormachtstellung des römisch-deutschen Kaisers in Italien. Ein Vollharnisch sowie ein Paar Handschuhe aus seiner Prunk-Rüstung stammen vom Augsburger Plattner Lorenz Helmschmied. Sein Hofmaler Bernhard Strigel hat Maximilian samt Familie in Tafelbildern verewigt. Doch das Herzstück bildet die Kunst auf Papier, die in allen Abteilungen der Schau in erstrangigen Werken zu bestaunen ist. Dafür beschäftigte der Kaiser die namhaftesten Künstler, allen voran Dürer, Holbein d. Ä. und Burgkmair. 

Seinem „Gedächtnus“ maß er große Bedeutung bei. Die Fertigstellung seines monumentalen Grabmals in Innsbruck erlebte er nicht mehr. Auch das geplante Reiterstandbild hat nur im Entwurf Burgkmairs überdauert. Seinem Enkel Karl V., dem er die Erbfolge in Spanien sichern konnte, war es dann vergönnt, Herrscher über ein Reich zu sein, in dem die Sonne niemals unterging.

Service

Ausstellung

„Maximilian I. (1459–1519) Kaiser. Ritter. Bürger zu Augsburg“

Maximilianmuseum
Augsburg, bis 15. September

Dieser Beitrag erschien in

WELTKUNST Nr. 160/2019

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