Zwischen Güstrow und Mirow

Von der Stadt des Renaisssanceschlosses und der Ernst Barlach Stiftung geht es über die Künstlerkolonie Schwaan zum 3-Königinnen-Palais

Mecklenburg 2. Tag

Heute starten wir in Güstrow, morgens enthüllt die Stadt ihre Schätze im historischen Kern noch still. Das Renaissanceschloss steht in Pracht und Dimension seinem Schweriner Kollegen kaum nach. Immerhin war es die Residenz der Herzöge Mecklenburg-Güstrow, bis die Linie 1695 ausstarb. Die Dreiflügelanlage soll umfassend saniert werden, steht Besuchern aber weiter offen. 

Renaissancebau von Schloss Güstrow (Foto: Michael Setzpfandt/Staatliches Museum Schwerin)
Der prächtige Renaissancebau von Schloss Güstrow (Foto: Michael Setzpfandt/Staatliches Museum Schwerin)

Auch in Güstrow gibt es sehr viel zu sehen, nicht verpassen sollte man am Markt das klassizistische Rathaus und die Pfarrkirche St. Marien mit dem Aussichtsturm, schon gar nicht den nahen Dom. Die gotische Backsteinbasilika enthält mehrere Meisterwerke, etwa den großen Flügelaltar des Hamburger Bildschnitzers Hinrik Bornemann (um 1500), die zwölf Güstrower Domapostel (um 1530) von Claus Berg, das marmorne Renaissance-Wandgrab des Herzogs Ulrich und Ernst Barlachs „Der Schwebende“ von 1926.

Die Barlach-Stiftung zeigt auch Werke seiner Weggefährtin Käthe Kollwitz

In Güstrow wollen wir mehr von Barlach bewundern. Wie beredt Holz sein kann, beweisen die Plastiken des Multitalents an zwei Standorten: im Atelierhaus, seiner früheren Wirkungsstätte, wo die Barlach-Stiftung zudem für die Weg­gefährtin Käthe Kollwitz vom 1. Mai bis 31. Juli eine Ausstellung zum 150. Geburtstag zeigt. Und in der Gertrudenkapelle, die als feierliche Gedenkstätte für den im Nationalsozialismus verfemten Bildhauer dient. 

Hungrig? Zum Bistro Verdura, Krönchenhagen 12, sind es nur wenige Schritte. Hier gibt es beste Slow-Food-Küche mit Zutaten von zertifizierten Bio-Betrieben der Region.

Malerisch schlängelt sich die Warnow nördlich von Güstrow durch die Endmoränenlandschaft. Wer dem Fluss folgt, erreicht mit dem Auto in einer guten Stunde Schwaan. Eine reizvolle Gegend, was um 1890 schon viele Maler fanden, die – ähnlich wie in Ahrenshoop oder Worpswede – eine Künstlerkolonie gründeten. Am besten macht man sich im Kunstmuseum vor den Gemälden von Franz Bunke, Rudolf Bartels oder Peter Paul Draewing selbst ein Bild. Die Gruppe strahlte damals wenig über die Region hinaus, doch Protagonisten wie Bartels waren lange vor der heute ungleich berühmteren „Brücke“-Gruppe avantgardistisch.

Wer Lust hat, kann einen Abstecher nach Rostock machen, wo sich die Kunsthalle ab 5. Mai der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota widmet.

Mecklenburg-Vorpommern ist eine der schlösserreichsten Gegenden Deutschlands

Wir entscheiden uns hin­gegen für Mirow und die Schlossinsel. Noch ein Schloss, ja, wirklich: Mecklenburg-Vorpommern ist eine der schlösserreichsten Gegenden Deutschlands. Der äußerlich schlichte Witwensitz des Hauses Mecklenburg-Strelitz entfaltet erst im Inneren sein prächtiges Rokoko, unlängst umfassend renoviert. Im 3-Königinnen-Palais gegenüber nähert man sich den berühmten Strelitzer Königinnen – Luise von Preußen, Charlotte von England und Friederike von Hannover – privat und multimedial. Sie sorgten für Glamour in dem kleinen Herzogtum.

Weiter nach Kummerow und St Marien

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