Keine Kulturregion ist gerade so dynamisch wie der Westpazifik. Wer von China über Südkorea nach Australien reist, kann Museen erleben, die so vielfältig sind wie die Natur, die sie umgibt
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15.08.2025
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 236
UCCA Dune, Aranya Gold Coast, Beidaihe, China
Es ist kein Zufall, dass dieser Außenposten des bekannten UCCA Center for Contemporary Art den Beinamen „Dune“ trägt: Das Museum in der Bohai-Bucht wirkt wie von Regisseur David Lynch erträumt. Die höhlenartigen Ausstellungssäle wurden unter den Sand gebaut. Manche öffnen sich zum Himmel, andere gehen nahtlos in den Strand über. Lokale Bootsbauer wurden für die Gestaltung hinzugezogen, um den Ort – trotz aller Science- Fiction-Fantasie – eng mit der Umgebung zu verbinden. An den Küstenort Beidaihe, zwei Zugstunden von Peking entfernt, zog es einst die chinesische Parteielite zur Sommerfrische. Heute ist es die Gen Z, die Entschleunigung sucht. Seit der Eröffnung 2018 hat das Museum daher immer wieder junge Künstlerinnen mit chinesischen Wurzeln und internationalem Renommee gezeigt: 2025 füllt Hu Yinping den Ort mit Häkelskulpturen.
Ho-Am Art Museum, Yongin, Südkorea
Lee Byung-chull, der Gründer der Samsung-Gruppe, hat sich 30 Kilometer außerhalb der Hauptstadt einen Traum erfüllt: Das Ho-Am, benannt nach seinem eigenen Pseudonym, beherbergt koreanische Volksmalerei, Keramik und Möbel aus seiner Sammlung. Die Brücke zwischen Altem und Neuem schlagen die Kuratoren bis heute, wenn Shootingstars wie Nicolas Party im Einklang mit den Exponaten ausstellen. Auch im Park, inspiriert von den Palastgärten der Joseon-Dynastie, herrscht dieser Geist: Die bekannte Landschaftsarchitektin Jung Youngsun hat hier ein Meisterwerk aus Kiefernwäldern, Moosgärten und Wildblumen angelegt. Wer am Lotusblumenteich und an den Pagoden vorbeispaziert, fühlt sich wie im Kaiserreich Korea
Tjibaou-Kulturzentrum, Nouméa, Neukaledonien
Die kleine Inselgruppe im Südpazifik ist bekannt für ihr riesiges Korallenriff, ein Unesco-Weltnaturerbe. In den vergangenen Jahren geriet das französische Überseegebiet Neukaledonien immer wieder wegen der Unabhängigkeitsbefürworter, die gegen Entscheidungen aus Paris randalierten, in die Schlagzeilen. Das Tjibaou-Kulturzentrum wurde in den Neunzigern mit dem Ziel eröffnet, dieser Entzweiung durch Ausstellungen, Lesungen und Konzerte zu begegnen. Erbaut wurde es auf der Hauptinsel Grande Terre von keinem Geringeren als Renzo Piano, der in Zusammenarbeit mit Vertretern der indigenen Volksgruppe der Kanaken einen Ort für alle entwarf. Angelehnt an sogenannte Cases – traditionelle, strohgedeckte Hütten – setzt sich das Museum aus mehreren riesigen Pavillons zusammen. Der größte, 28 Meter hoch, gilt bis heute als Symbol der Verständigung. Trotz aller Schwierigkeiten.
Enoura-Observatorium & Odawara Art Foundation, Odawara, Japan
Haben Sie sich schon einmal gewünscht, in eine Meereslandschaft des japanischen Fotografen Hiroshi Sugimoto einzutauchen? Im Küstenort Odawara, auf halber Strecke zwischen Kyoto und Tokio, wird der Wunsch wahr. Hoch über der Sagami-Bucht bringt Sugimoto Architektur und Weitblick zusammen: Mehr als ein Jahrzehnt feilte er an den Bauplänen, bis das Areal 2017 eröffnete. Bei der Umsetzung kamen traditionelle Methoden, wie die Zimmermannstechnik „Kakezukuri“, zum Einsatz. Besuchende lassen sich durch den Zitronenhain treiben, mit dem Meer als Fixpunkt. Der Rundgang schlängelt sich von einer schmalen Galerie, die Arbeiten des Fotografen zeigt, über ein Teehaus, einen Bambusgarten, eine Freilufttheaterbühne bis hin zu einem Steg. Der führt mitten in den Kern von Sugimotos Werk: den Horizont.