Im Jahr 2025 locken die Museen wieder mit zahlreichen großartigen Kunstausstellungen. Wir zeigen, was Sie nicht verpassen sollten. Teil 3: August bis September
Von
10.01.2025
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 236
Millet: Life on the Land
National Gallery, London, 7.8. bis 19.10.
Als überzeugter Realist hatte Jean-François Millet keine Probleme, die Plackerei des Alltags ehrlich zu zeigen: Aufrichtig bedauern wir die „Milchmagd“, die um 1853 im Mondschein einen Krug trägt. Allerdings war Millet auch Romantiker, denn Maschinen tauchen in seinen Bildern nicht auf. Seine Figuren ackern in einem vorindustriellen Zeitalter, das als „golden“ erscheint. Die Idylle summiert sich in London mit vielen ausgeliehenen Hauptwerken, wie „Das Angelusläuten“ aus dem Musée d’Orsay in Paris.
Edvard Munch
Kunstsammlungen am Theaterplatz, Chemnitz, 10.8. bis 2.11.
Kein Witz: Edvard Munch war mal in Chemnitz. Er kam auf Einladung des Textilunternehmers Herbert Esche 1905 in die sächsische Industriestadt. Heute haben viele einstige Fabriken aufgegeben. Sehenswertes gibt es dennoch. Besuchen wir also die Kulturhauptstadt Europas 2025. Im Sommer widmet man sich dort tatsächlich Munch und fokussiert auf dessen ängstlich-melancholische Seite mit Werken wie dem „Selbstporträt“ aus dem Jahr 1895.
Treasure Houses
Mauritshuis, Den Haag, 18.9. bis 4.1.2026
Englische Landsitze sind heute noch wahre Wunderkammern des feinen Kunstgeschmacks, erzählen sie doch von der Sammel- und Reiselust ihrer Besitzer. Das Mauritshuis in Den Haag, ebenfalls einst als Adelspalais errichtet, kooperiert mit drei Country Houses und holt deren Schätze nach Kontinentaleuropa. So lernen wir in einem Gemälde Thomas William Coke kennen: Der 1. Earl of Leicester ließ sich 1774 von Pompeo Batoni auf Grand Tour in Rom porträtieren. Später errichtete Coke mit Holkham Hall in Norfolk sein Landhaus im palladianischen Stil. Die anderen beiden Leihgeber sind Burghley House und Woburn Abbey.
John Wilson
Metropolitan Museum, New York, 20.9. bis 8.2.2026
Weil es keine Kunstwerke gab, die Menschen wie ihn zeigten, schuf er die Bilder selbst. Zum Beispiel „Streetcar Scene“: Diese Lithografie von 1945 zeigt einen schwarzen Mann, der in einer Straßenbahn in Boston neben vier weißen Frauen sitzt und von ihnen misstrauisch beäugt wird. Vorurteile im Norden der USA, offener Rassenhass im Süden – die Bilder von John Wilson aus dieser Zeit sind Zeugnisse, die von der Kunstgeschichte bis jetzt, also viel zu lange, ignoriert wurden.
Fra Angelico
Palazzo Strozzi, Florenz, 26.9. bis 25.1.2026
Für Freunde der Renaissance ist dies die wichtigste Ausstellung des Jahres: In Florenz gehören die Fresken von Fra Angelico im Museo di San Marco sowieso zu den Highlights jeder Tour. Nun holt der Palazzo Strozzi dazu alles an Meisterwerken heran, was die Museen in Paris, New York oder Berlin hergeben.
Daniel Spoerri
Sammlung Falckenberg, Hamburg, 28.9. bis 26.4.2026
Nein, ein One-Hit-Wonder war der unlängst verstorbene Künstler Daniel Spoerri wirklich nicht. Obwohl seine legendären „Fallenbilder“ alles andere in der Rezeption überdecken: In den 1960ern begann Spoerri, die Reste gemeinsamer Abendessen mit Klebstoff auf der Tischplatte zu fixieren und diese als Bilder an die Wand zu hängen. Auch andere lustige Werke leitete der Fluxus-Mitstreiter aus der Küche ab. So dauerte eine seiner Ausstellungen sieben Minuten – die Zeit, die es für ein hart gekochtes Ei braucht.
Michaelina Wautier
Kunsthistorisches Museum Wien, 29.9. bis 25.1.2026
Als wichtige Vertreterin der Barockmalerei war Michaelina Wautier lange vergessen, und so weiß man heute recht wenig über ihr Leben, zum Beispiel, ob sie dem Feiern zugeneigt war. Der Verdacht besteht, weil sie sich in ihr Gemälde „Bacchanal“ (vor 1659) selbst einfügte als Anhängerin des Weingottes mit entblößter linker Brust. Das KHM in Wien, das außerdem noch drei sittsame Heiligenporträts von ihr besitzt, richtet Wautier die bisher größte Einzelausstellung aus.
Hier geht es zu Teil 1 und Teil 2 unserer Ausstellungsvorschau 2025.