Ausstellungen im Sommer

Unsere Ausstellungstipps für August

In diesem Monat freuen wir uns auf coole Street Photography in Köln, erleben die bewegenden Klanginstallationen von Arvo Pärt in Dresden und bestaunen Edvard Munch in Chemnitz

Von Sina Ehlers & Clara Zimmermann
29.07.2025

EINE MUSIKALISCHE REISE

Kunsthalle im Lipsiusbau, Dresden, bis 31. August 2025

Seit über zehn Jahren verbindet den estnischen Komponisten Arvo Pärt und den deutschen Maler Gerhard Richter eine persönliche Freundschaft. Der künstlerische Dialog zwischen den beiden bildet nun das Herzstück einer Schau in Dresden: Richters „Birkenau-Zyklus“ tritt in einen berührenden Austausch mit Pärts Klanginstallationen und einzigartigen Notenhandschriften. Die kalligrafischen Kunstwerke des 89-Jährigen sind zum ersten Mal außerhalb Estlands zu sehen. Unter dem Titel „Spiegel im Spiegel“, der einer Komposition Pärts aus dem Jahr 1978 entlehnt ist, entfaltet sich ein einzigartiges Panorama deutsch-estnischer Kunstbeziehungen, vom Mittelalter bis zur Gegenwart, von der Hanse bis zur Biennale in Venedig. In 13 thematischen Dialogräumen treffen alte Meister wie Lucas Cranach auf zeitgenössische Positionen, etwa von Edith Karlson oder Uwe Pfeifer.

FLÜCHTIGE WIRKLICHKEIT

Museum Ludwig, Köln, bis 12. Oktober 2025

Die Straße als Bühne des Alltags fasziniert Fotografen und Fotografinnen seit Generationen. Mit Garry Winogrand, Lee Friedlander und Joseph Rodríguez präsentiert das Museum Ludwig drei prägende Positionen der US-amerikanischen Street Photography, die das urbane Leben aus ganz unterschiedlichen Perspektiven festhalten. Winogrand und Friedlander experimentierten mit Perspektiven, Spiegelungen und schrägen Horizonten – ihre Bilder wirken spontan, manchmal sogar irritierend. Rodríguez dagegen sucht die Nähe zu den Menschen, die er porträtiert. Seine Aufnahmen erzählen Geschichten von Sichtbarkeit und sozialem Alltag. Gezeigt werden rund sechzig Fotografien aus fünf Jahrzehnten – eine Einladung, die Stadt mit anderen Augen zu sehen.

Spiegelungen sind ein prägendes Element in der Fotografie von Lee Friedlander, wie hier in „Mount Rushmore“ aus dem Jahr 1969 erkennbar
Spiegelungen sind ein prägendes Element in der Fotografie von Lee Friedlander, wie hier in „Mount Rushmore“ aus dem Jahr 1969 erkennbar © Lee Friedlander, courtesy Fraenkel Gallery, San Francisco and Luhring Augustine, New York Repro: Historisches Archiv mit Rheinischem Bildarchiv

RÜCKKEHR NACH CHEMNITZ

Kunstsammlungen am Theaterplatz, Chemnitz, 10. August bis 2. November 2025

Angst gehört zum Menschsein – und doch bleibt sie oft unsichtbar. Die Ausstellung „Edvard Munch. Angst“ in Chemnitz rückt die Emotion ins Zentrum, gemeinsam mit der Kunst des berühmten Expressionisten, der emotionale Ausnahmezustände so eindrucksvoll in Bilder fasste. 1905 kam Munch auf Einladung des Industriellen Herbert Eugen Esche nach Chemnitz, zwei damals entstandene Werke kehren nun als Leihgaben zurück. Höhepunkt ist das Gemälde „Zwei Menschen. Die Einsamen“ – erstmals seit fast 90 Jahren wieder in der Stadt. Die Schau ist Teil des Kulturhauptstadt-Mottos „C the unseen“ und fragt, wie Kunst das Verdrängte sichtbar machen kann. Munchs Œuvre zeigt: Angst, Einsamkeit und auch Liebe sind keine Randthemen, sondern der Kern unseres Daseins.

ABSTRAKE EROTIK

The Courtauld Gallery, London, bis 14. September 2025

Drei Pionierinnen der modernen Bildhauerei, die in den 1960er Jahren in New York mit humorvollen und abstrakten Formen neue Wege gingen, sind in diesem Sommer in der Londoner Courtauld Gallery zu entdecken. Louise Bourgeois, Eva Hesse und Alice Adams verbindet mehr als ihr experimenteller Umgang mit Materialien wie Latex, Draht und expandierendem Schaum: Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit Sexualität und Körpern. Laut der amerikanischen Kunsttheoretikerin und Kuratorin Lucy Lippard prägten sie eine feministische Bildsprache, die sich in den folgenden Jahren stetig weiterentwickelte.

Alice Adams
Alice Adams, „Threaded Drain Plate“, 1964. © Howcroft Photography Boston

LOVIS CORINTH

Alte Nationalgalerie, Berlin, bis 2. November 2025

Lovis Corinth zählt zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Zum 100. Todestag widmet die Alte Nationalgalerie nicht nur dem Künstler selbst, sondern auch seiner Frau Charlotte Berend-Corinth eine Sonderausstellung. Im Mittelpunkt steht die wechselvolle Geschichte ihrer Werke in der Sammlung des Hauses: Zahlreiche Gemälde wurden von den Nationalsozialisten als „Entartete Kunst“ diffamiert und beschlagnahmt, manche 1939 wieder zurückgegeben, andere erst Jahrzehnte später zurückerworben. Ergänzt werden die Bestände durch Reproduktionen jener Werke, die in andere Museen gelangten. Zu Ehren des berühmten Malers der Moderne erzählt die Schau eine Geschichte von Verlust, Rückkehr und Neubeginn.

Charlotte Behrend-Corinth, „Porträt des Architekten Hans Poelzig“, 1926
Charlotte Behrend-Corinth, „Porträt des Architekten Hans Poelzig“, 1926 © bpk / Nationalgalerie, SMB / Klaus Göken

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