Bild des Tages

Archiv der Träume

Das Archiv der Avantgarden hat in Dresden eröffnet und widmet sich in seiner ersten Sonderausstellung dem Surrealismus

Von Christiane Meixner
08.05.2024

Es ist eingerichtet. Seit dem Wochenende lässt sich das Archiv der Avantgarden, kurz Ada, in Dresden bestaunen. Ein neues Museum im Zentrum der Stadt, das zugleich als Forschungsstätte, Bibliothek und Ausstellungsraum fungiert. Staunen tut man wirklich: Die neuen, rauen Betonoberflächen im Innern bilden einen wunderbaren Kontrast zur barocken Hülle des „Blockhauses“. Und mit der ersten Ausstellung sind in die vielfach fotografiere Leere des Erdgeschosses, über dem ein riesiger Kubus schwebt, Hunderte von Dokumenten eingezogen. Bücher und Fotografien, Bilder und Manifeste sowie Filme.

Gelbe Vorhänge wirken als Raumtrenner, das Licht ist gedämpft. Langsam taucht man ein in die Welt von Egidio Marzona, der den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden seine einzigartige Sammlung zur Verfügung gestellt hat. Im Ada soll sie den Besuchern und Besucherinnen die Avantgarde des 20. Jahrhunderts nahezubringen. Wie sie gedacht, was sie bewegt und zur Kunst gebracht hat.

Das Projekt zur Premiere widmet sich dem Surrealismus. Aus der umfangreichen Sammlung kondensiert sich ein „Archiv der Träume“, dessen Inhalt mindestens so fragil und flüchtig ist wie all die über eine Million Dokumente, die der Berliner Sammler seit den Sechzigerjahren erst interessiert, später dann systematisch zusammentrug. Wer weiß schon, wovon er in der Nacht geträumt hat?

1924, im Jahr des von André Breton verfassten Manifests des Surrealismus, machte sich das „Bureau des Recherches Surréalistes“ dennoch an die Arbeit. Archivieren als avantgardistische Geste, lautet das Schlagwort. Es ging um Träume, Fantasien, Utopien. Um alles, was ins Reich der gedanklichen Freiheit gehört und für die nächste Generation bewahrt werden muss. Es ist unschwer zu erkennen, dass diese erste Schau zugleich eine Hommage an Marzona ist. Als Sammler hat er ganz ähnlich agiert wie die Surrealisten, die mit Breton, Max Ernst oder Guillaume Apollinaire ihren großen Auftritt haben.

Bis zum 12. Mai ist der Eintritt in das Archiv der Avantgarden kostenlos, jeder kann sich von der spielerischen Anarchie der Ausstellung mitreißen lassen. Hier lesen Sie unseren ausführlichen Bericht über das besondere Projekt.

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