Von der Normandie bis Edinburgh, von der Côte d’Azur über Mailand bis Tokio: 2024 feiern Museen weltweit den 150. Geburtstag des Impressionismus. Wir geben einen Überblick
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02.02.2024
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 224
Alte Nationalgalerie, September 2024 bis Januar 2025
Wie viele Künstler ging Monet zum Malen in den Louvre. Doch er kam nicht wegen der alten Meister, sondern blickte vom Balkon: Die Alte Nationalgalerie vereint „Saint-Germain-l’Auxerrois“ mit anderen frühen Paris-Ansichten. Die kleine, feine Schau eröffnet im September und zieht 2025 von Berlin weiter nach Den Haag.
Kupferstichkabinett, Kulturforum, September 2024
Unter dem Titel „Der andere Impressionismus“ präsentiert das Berliner Kupferstichkabinett bis heute wenig beachtete Druckgrafiken des Impressionismus, die bereits ab dem Jahr 1881 Einzug in die Museumssammlung fanden, 15 Jahre bevor Manets „Wintergarten“ von der Berliner Nationalgalerie als erstes impressionistisches Gemälde angekauft wurde. Gezeigt werden Arbeiten von Edgar Degas, Berthe Morisot, Lovis Corinth und vielen mehr.
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, 15. März bis 28. Juli
Die Ausstellung „1863 – Paris – 1874: Revolution in der Kunst. Vom Salon zum Impressionismus“ blickt mit Gemälden wie Claude Monets „Die grüne Welle“ (1866–1867) auf die Anfänge der neuen Kunstrichtung. Einst abgelehnt von der akademischen Salonmalerei, revolutionierten die Künstlerinnen und Künstler des Impressionismus in wenigen Jahren die europäische Malerei und traten ihren Siegeszug rund um die Welt an.
National Royal Scottish Academy, 20. Juli bis 27. Oktober
Ein heiteres Spiel aus warmen Farbtupfern zieht sich durch die Werke des irischen Landschaftsmalers und Porträtists Sir John Lavery, anschaulich etwa in der Strandmalerei „Windy Day“ (1907-1908). Die National Royal Scottish Academy präsentiert ab Juli dieses Gemälde und noch weitere impressionistische Arbeiten des in Belfast geborenen Künstlers.
Musée d’Orsay, 26. März bis 14. Juli
Das Pariser Musée d’Orsay zeigt ab März gemeinsam mit der Washingtoner National Gallery of Art, wo die Schau „Paris 1874: Inventer l’impressionnisme“ im September hinwandert, eine mehr als 200 Werke umfassende Meditation in Bewegungen und Farben. Darunter echte Augenöffner wie Edgar Degas Gemälde „Die Eisenbahn“ (1873) oder „Tanzstunde“ (um 1870) aus der grandiosen Tänzerinnenserie.
Musée des impressionnismes, 29. März bis 30. Juni
Abseits der Kunsttempel großer Metropolen ist ein kleines Dorf in der Normandie der Hauptanziehungspunkt für Impressionismus-Fans: In Giverny liegt hinter einer Steinmauer Claude Monets Garten, den der Maler in vielen Werken verewigt hat. Der Ort besitzt jedoch auch noch ein der Stilrichtung gewidmetes Museum, das in der Ausstellung „L’Impressionnisme et la mer“ zahlreiche Küstenansichten wie Eugène Boudins „Segelboote“ (1869) präsentiert.
Musée des Beaux-Arts de Pont-Aven, bis 26. Mai
Die bretonische Ortschaft Pont-Aven ist berühmt dafür, dass Künstler wie Paul Gauguin und Émile Bernard hier ihre Motive fanden. Bis 26. Mai zeigt das dortige Museum die noch viel zu wenig beachtete belgische Malerin und Kunstmäzenin Anna Boch (1848–1936). Sie bezaubert mit flimmernden Kompositionen wie der „Rückkehr der Fischer“ (1891).
Musée des Beaux-Arts, 24. Mai bis 22. September
Wie so viele Kunstschaffende der Pariser Bohéme, studierte James Abbott McNeill Whistler die Gemälde im Louvre ganz genau. Neben den alten Meistern war er besonders angetan von japanischen Drucken und orientalischer Kunst. Die Ausstellung „Der Schmetterlingseffekt“ präsentiert rund dreißig seiner Werke sowie Arbeiten von Malern, die sich mit seinem Œuvre beschäftigt haben. Darunter auch Paul Burty Havilands Arbeit „Florence Peterson allongée, en kimono à fleurs“. Die Schau ist Teil des großen Impressionismus-Festivals, welches vom 22. März bis zum 22. September in der Normandie stattfindet.
Musée Ingres Bourdelle, bis 19. Mai
Das Musée Ingres Bourdelle im französischen Montauban läutet den „Impressionistischen Frühling“ ein und konzentriert sich mit seiner Jubiläumsschau (bis 19. Mai) auf die Gartenbilder von Gustave Caillebotte. Neben seinem Landhaus in Petit-Gennevilliers vor den Toren von Paris kultivierte der Künstler Dahlien, Rosen, Iris, Margeriten und „Sonnenblumen“ (o. eine Leihgabe aus dem Musée d’Orsay aus der Zeit um 1885).
Musée des Beaux-Arts de Nantes, 23. März bis 23. Juni
Gustave Caillebottes bedeutende Malerei „Schiffspartie“ aus dem Jahr 1878 zählt zu den Highlights der kommenden Ausstellung im Kunstmuseum von Nantes. Von März bis Juni wird eine Auswahl an Werken gezeigt, die während der Blütezeit des Impressionismus entstanden. Ebenfalls vertreten sind Eugène Boudin, Paul Signac und weitere ranghafte Vertreter der Epoche.
Musée des Beaux-Arts, 5. März bis 16. März 2025
Das Porträt „Kind mit Katze“ (1887) von Auguste Renoir zeigt Julie Manet, die Nichte des Malers Édouard Manet. Das Werk stammt aus der Sammlung des Musée d’Orsay und wandert ab März für ein Jahr nach Orléans ins Musée des Beaux-Arts. Eine schöne Anekdote: Im Jahr 1897 soll Julie in ihrem Tagebuch davon berichtet haben, wie beeindruckt sie von den Pastellen war, die sie dort gesehen hatte. Nun wird sie selbst, als impressionistische Malerei, ein Teil der Ausstellungsräume sein.
La Piscine, 17. Februar bis 26. Mai
Viele impressionistische Meisterwerke, die heute öffentlich zu sehen sind, waren eigentlich private Bilder. Denn sie entstanden häufig aus festgehaltenen Beobachtungen des alltäglichen Familienlebens. Für die Schau „Les enfants impressionnistes du Musée d’Orsay“ wurden nun Kinderporträts der Epoche aus der Sammlung des Pariser Museums verliehen, darunter auch „Die Ankunft in der Schule“ (1909) von Henri Jules Jean Geoffroy, genannt Geo.
Muba Eugène Leroy, 16. März bis 24. Juni
Es muss schon eine optimistische Zeit gewesen sein, die solch positiv gestimmte Naturansichten hervorbrachte: In den Landschaftsbildern, ausgeliehen aus dem Bestand des Musée d’Orsay, fühlt sich Signacs Nebel über der Seine geradezu wohlig an. Zärtlicher Frost legt sich andernorts sachte auf die beiden Heuschober von Monet. Und selbst Katastrophen wie „Die Barke während der Flut, Pont-Marley“ (1876) von Alfred Sisley sehen doch sehr sonnig aus.
Palazzo Reale, bis 30. Juni
Als „Maler des modernen Lebens“ wird im Palazzo Reale in Mailand bis 30. Juni Giuseppe de Nittis (1846–1884) gewürdigt. Geboren in Apulien, studierte er in Neapel und Florenz, bevor er nach Paris zog und sich in den Kreisen von Degas, Zola und Manet bewegte. Er malte in Öl – etwa 1878 „Rückkehr vom Rennen (Dame mit Hund)“ –, brillierte bei seinen Porträts aber auch mit der Technik des Pastells.
Kunstmuseum der Präfektur Tokio, bis 7. April
Unter dem Titel „Frontiers of Impressionism“ zeigt das Haus Meisterwerke aus dem Worcester Art Museum in Massachussetts, das seine Sammlung schon seit Ende des 19. Jahrhunderts ausbaut. Neben den französischen Hauptdarstellern wie Pierre-Auguste Renoir und Claude Monet sowie amerikanischen Positionen wie Mary Cassat und Childe Hassam sind hier auch ihre japanischen Zeitgenossen wie Kuroda Seiki, Saito Toyosaku und Kume Keiichiero ausgestellt und ermöglichen den künstlerischen Dialog über Kontinente hinweg.