Paul McCarthy bei Max Hetzler

Zwischen Chaos und Klarheit

Die Galerie Max Hetzler präsentiert den amerikanischen Künstler Paul McCarthy in all seiner Kontroverse und Vielschichtigkeit

Von Alicia Ettwig
20.10.2023

Die von Cornelius Tittel kuratierte Schau nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise durch die Abgründe der menschlichen Psyche und Kultur. Es ist McCarthys erste Einzelausstellung bei Hetzler in Berlin.

McCarthys Werke sind ein Spiegel, der die tiefsten Schichten unserer Gesellschaft und Kultur beleuchtet und uns dazu anregt, kritisch über unsere eigenen Vorstellungen und Mythen nachzudenken. Der 1945 geborene Künstler fordert die Betrachterinnen und Betrachter auf, seine Annahmen zu überdenken und die vertrauten Grenzen zu überschreiten, um die vielschichtigen Facetten der modernen Kunst und Kultur zu begreifen.

Im Erdgeschoss der Galerie sind Skulpturen ausgestellt, die den Versuch McCarthys darstellen, verschiedene Schaffensperioden zu einem komplexen Ganzen zu vereinen. Die imposanten Skulpturen bieten den Betrachtenden die Möglichkeit, die versteckten Verbindungen und gemeinsamen Themen zwischen McCarthys verschiedenen Projekten zu erkennen.

Viele Werke greifen bekannte Motive auf und verfremden sie auf eine Weise, die verspielt und unheimlich zugleich ist. Gleich zwei Skulpturen porträtieren Michael Jackson mit vergrößertem Kopf und überdimensionalen Füßen. Sie setzen sich mit dem Einfluss von Medien auf die Wahrnehmung von Personen und Inhalten auseinander und sind zudem eine Hommage an Jeff Koons Arbeit „Michael Jackson and Bubbles (1988). Zusammen mit anderen Werken wie den Acht „Pirate Heads“ symbolisieren sie eine kritische Auseinandersetzung mit Popkultur und Geschlechterrollen.

Die monumentalen Skulpturen „Henry Moore Bound to Fail“ (2010-2013) und „Santa with Butt Plug“ (2009-2012) sind weitere Werke, die die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche erkunden. Letzteres verbindet ein Symbol der kindlichen Fantasie mit einem der Ausschweifung und des Verlangens. Grundlegenden Impulse kollidieren hier mit fiktiven kulturellen Mythen. Die Idee, so der Künstler, sei es, dass die Betrachterinnen und Betrachter ihre tiefsten Überzeugungen und Illusionen hinterfragen.

Im Obergeschoss der Galerie wird McCarthys fortlaufendes Projekt „A&E“ gezeigt. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen männlichen und weiblichen Identitäten, zwischen öffentlichem und privatem Raum und zwischen Anziehung und Abstoßung. Die Videoarbeiten und Zeichnungen erzählen von existenzialistischem Theater, das die Konventionen und Illusionen der westlichen Kultur auf den Prüfstand stellt. In „A&E, Adolf und Eva, Cooking Show“ wird die Nachstellung eines Küchenrituals schnell zu einer düsteren Szene häuslicher Gewalt, in der McCarthys betrunkener Adolf Hitler und Stangenbergs als Marilyn Monroe verkleidete Eva Braun einander in einer Darstellung von gegenseitiger Hassliebe und Gewalt quälen. Auch bei dieser Installation spielen die fließenden Übergänge und die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, sowie den Abgründen der Gesellschaft eine zentrale Rolle. In dem Film verschmelzen teilweise die Rollen und die echten Personen zusammen und sind nicht mehr eindeutig abgegrenzt.

Übrigens: Die Ausstellung „Them as Was Is“ von Paul McCarthy läuft nur noch bis zum 21. Oktober bei Max Hetzler in Berlin.

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