Highlights Messe in München

Schönheit aller Epochen

Die Highlights hält ihren hohen Standard. Neben der alten Kunst baut sie die Moderne aus und öffnet sich noch weiter den Zeitgenossen

Von Gloria Ehret
16.10.2023
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 219

Bereits zum vierzehnten Mal lädt die Highlights-Messe in die Münchner Residenz und präsentiert Kunst von der Antike bis in die Gegenwart. Die 57 teilnehmenden Händler kommen vor allem aus Deutschland, aufgemischt von einigen Kollegen aus den Nachbarländern. Großartig, dass Jean-David Cahn aus Basel, einer der führenden Spezialisten für griechische und römische Kunst, wieder dabei ist. Und auch wenn es hier keinen Sektor für Altmeistergemälde gibt, sind sie bei den „Generalisten“ neben musealem Kunsthandwerk vertreten. So prunkt bei Peter Mühlbauer aus Pocking ein Antwerpener Altar-Triptychon des Jan van Dornicke von 1520 mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige. Aus den Goldschmiede-Metropolen der Renaissance und des Barock präsentiert Mühlbauer ein „Trinkschiff“ des Nürnbergers Esaias zur Linden, um 1610 und für 115.000 Euro angeboten, sowie ein Paar Augsburger Leuchter von Jeremias Flicker, um 1630, deren atemberaubende Ausstrahlung der Kombination von vergoldetem Silber mit Bergkristall zu verdanken ist (125.000 Euro).

Die Kunstkammer-Objekte bei Georg Laue versetzen heute wie zu ihrer Entstehungszeit in Erstaunen: Ob ein höfisches Augsburger Prunkkästchen von Melchior Baumgartner, um 1650, aus diversen edlen Materialien geschaffen und mit Tiefschnittemail-Silberplatten von David Altenstetter versehen, ein um 1620 teilversilberter Augsburger Uhrenautomat aus Bronze, Silber und Eisen, teils feuervergoldet und mit Kaltbemalung verziert, oder ein Kruzifix des großen Elfenbeinschnitzers Leonhard Kern, um 1620/30, im Lederfutteral, bis zum anatomischen Modell einer schwangeren Frau von Januarius Zick – man könnte die Aufzählung aus Laues Angebot schier endlos fortsetzen.

Terrakotta-Pferd
Das Terrakotta-Pferd aus der Zeit der frühen Tang-Dynastie, 7./8. Jahrhundert, kostet bei Vanderven 28.000 Euro. © Leon van den Broek/Van der Ven

Dass Bamberg als führende deutsche Stadt der Antiquitäten gilt, ist nicht zuletzt Christian Eduard Franke zu verdanken. Er ist ein klassischer Generalist, museale Möbel und Silber vom Barock bis zum Klassizismus setzen die Schwerpunkte: etwa ein vergoldeter Nürnberger Diamant-Buckelbecher von Michael Müllner (26.800 Euro) oder eine große Terrine des Hofgoldschmieds Gottfried Christian David Petschler aus dem Service, das anlässlich der Vermählung des Großherzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz mit Prinzessin Marie von Hessen-Kassel entstand (58.000 Euro). Bei den Möbeln fällt ein höfischer, reich mit Furniereinlagen dekorierter Mannheimer Schreibschrank von Johann Jakob Kieser ins Auge (124.000 Euro).

Egon Schiele „Sitzende Frau mit Hut“
Sylvia Kovacek bietet Egon Schieles „Sitzende Frau mit Hut“, 1917, an. © Galerie Kovacek

Kunsthandwerk des 17. bis 19. Jahrhunderts ist die Domäne von Nils Viebahn in Worpswede. Als Paradebeispiel sei Pierre Fromerys kostbar verzierte Berliner Prunkkassette aus Eisen, um 1710/13, herausgehoben. Sie gehörte König Friedrich Wilhelm I. und ist mit dessen Monogramm und Krone geschmückt. In Schloss Greding zwischen Nürnberg und Ingolstadt residiert der Kunsthandel Ehrl. Aus der Offerte seien eine verzierte Marmorsäule aus Florenz sowie eine italienische Rosso-Antico-Tazza oder eine verführerische Marmor-Venus mit Delphin von Robert Cauer d. Ä. erwähnt, alle aus dem 19. Jahrhundert. Einen anderen Akzent setzt Christian Steeb aus Graz mit einer reizvollen Auswahl höfischer Porträts des 17. und 18. Jahrhunderts, darunter ein Bildpaar mit Maria Theresia und ihrem Gatten, gemalt vom genialen Jean-Étienne Liotard.

Der Berliner Martin Bruckner kündigt Gemälde, Skulpturen und Kunsthandwerk des 16. bis 19. Jahrhunderts an, wobei auch er einen Schwerpunkt beim musealen Tafelsilber setzt. Brigantine 1900 lautet Monika Fahrensons Firmenname: Jugendstil- und Art-déco-Objekte stehen im Mittelpunkt. Als Höhepunkte nennt sie einen imposanten Deckenlüster und Möbel von Richard Riemerschmid. Auch eine von diesem großen Münchner Gestalter 1902/03 entworfene Eichenholzstanduhr mit Messingzifferblatt und vielen Funktionen, ausgeführt in den Deutschen Werkstätten in Hellerau, sticht heraus, zu haben für 12.000 Euro.

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