„Worth Fighting for"

Ukraine-Ausstellung in Köln eröffnet

Eine Ausstellung des PinchukArtCenter und des Antwerpener M HKA zeigt neue ukrainische Kunst und dokumentiert die russischen Kriegsverbrechen. Nach Stationen in Kiew, Davos und Venedig ist sie nun in Köln zu sehen

Von Alexandra Wach
15.11.2022

Die grundlegende Idee ist die gleiche geblieben: Björn Geldhof, künstlerischer Direktor des Pinchuk Art Centre, das vom ukrainischen Sammler und Multimilliardär Wiktor Pintschuk gegründet wurde, ließ in Kiew Arbeiten ukrainischer Künstlerinnen und Künstler über den Krieg in einen Dialog mit Leihgaben aus dem Antwerpener Museum für zeitgenössische Kunst M HKA treten. Dabei waren thematisch verwandte Werke von Berlinde De Bruyckere, Marlene Dumas, Luc Tuymans und Francis Alÿs. Die Botschaft dahinter: Die Ukraine lässt sich als Nation nicht unterkriegen und bleibt Teil der europäischen Gemeinschaft. Dazu passt jetzt die Wiedereröffnung der Ausstellung pünktlich zur Art Cologne, wenn auch unter einem geänderten Titel. Die Ukraine ist „Worth Fighting For“ – was einem Aufruf an die deutsche Öffentlichkeit gleicht, in ihrer Solidarität nicht nachzulassen.

Köln Kunstausstellung Ukrainische Künstler
Zeitgleich mit der Art Cologne beginnt in der Stadt die Ausstellung „Worth Fighting for“ mit einem Schwerpunkt auf Werken von ukrainischen Künstlern © Claudia Ast/Ralf Juergens

Für den schon vor dem Krieg an der ukrainischen Kunst interessierten Kunstversicherer Stephan Zilkens offenbar eine Selbstverständlichkeit. Der Organisator ließ sich von Absagen nicht beirren und erhielt erst Mitte Oktober Fördermittel von Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Bewegt man sich durch das weitläufige, mit eingebauten Querwänden strukturierte Areal, kommt man zwangsläufig ins Stirnrunzeln über Wladimir Putins Behauptung, es gäbe keine eigenständige ukrainische Kultur. Die gezeigten Werke entstanden unter dem Eindruck des Krieges, und so beherrscht dieser natürlich auch darin die eingenommene Perspektive. Nicht wenige von ihnen waren bereits in der Ausstellung „Russian War Crimes“ in Davos oder auf der Biennale in Venedig zu sehen.

Erschütternde Fotografien zeigen verletzte und tote Zivilisten auf den Straßen, Trümmerfelder, Massengräber und Kinderzeichnungen aus dem Luftschutzbunker. In ihren Videos stellten Yarema Malashchuk & Roman Khimei bereits die Leichen russischer Soldaten nach, während die russische Armee noch über die Verluste schwieg. Lesia Khomenko malte ihren Ehemann als einen Soldaten, der nie vorhatte, die Rolle eines Helden zu spielen. Eine riesige Landkarte dokumentiert gleich am Eingang russische Kriegsverbrechen in der Ukraine – ein alles Humane zersetzendes Schlachtfeld, auf das die belgische Bildhauerin Berlinde de Bruyckere mit lebensgroßen Pferdekadavern antwortet, die im Ersten Weltkrieg dem Gaseinsatz zum Opfer fielen. Wenige Schritte weiter hört man russische Soldaten nach Hause telefonieren. Hass hat in dieser nachhallenden künstlerischen Stellungnahme keinen Platz – im Vordergrund steht das Leid über Fronten hinweg und die Hoffnung auf einen selbstbestimmten Neubeginn.

Service

Ausstellung

„Worth Fighting For”,

Oskar-Jäger-Str. 97-99, Köln,

bis 14. Dezember,

Eintritt frei

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