Ausstellungshighlights

Nicht verpassen: 6 Ausstellungen im November

Die spannendsten Kunstausstellungen im November: von Kara Walker in der Frankfurter Schirn über Rubens’ Frühwerk in Stuttgart bis zu Laura Lima in Zürich

Von Tim Ackermann
01.11.2021
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 192

PETER PAUL RUBENS

Staatsgalerie Stuttgart, bis 20. Februar 2022

Kalkül spricht aus dem Blick des 1577 im westfälischen Siegen geborenen Twens, der sich zwischen 1601 und 1606 im obigen Selbstporträt verewigt hat. Vielleicht ahnte Peter Paul Rubens schon, dass er zu einem der gefragtesten Maler des Barock aufsteigen würde, vor dessen Staffelei die gekrönten Häupter in Mantua, Madrid oder London Platz nahmen. Die Ausstellung in Stuttgart zeigt mit zahlreichen Leihgaben – etwa der „Flucht nach Ägypten“ (1614) aus Kassel oder der „Reuigen Magdalena und ihre Schwester Martha“ (um 1620) aus Wien – wie Rubens‘ Frühwerk seinen späteren Ruhm begründete.

FABERGÉ

Victoria and Albert Museum, London, 20. November bis 8. Mai 2022

Hunde sind niedlich. Und wenn sie, so wie dieses wohlgeratene Exemplar, noch ein Goldhalsband tragen und aus Diamantenaugen schauen, auch materiell kostbar. Dennoch spielt die französische Bulldogge, die 1912 in der Werkstatt von Peter Carl Fabergé aus versteinertem Holz entstand, nur eine Nebenrolle im Œuvre des russischen Goldschmieds – genauso wie die Diamanten-Tiara von 1904 oder der Platinanhänger „Ice Crystal“ von 1913. Nach London locken natürlich vor allem die legendären Fabergé-Eier, von denen wenigstens sechs versammelt sein sollen, darunter das zeitverkündende „Uhr-Ei“ (1887), das „Moskau Kreml-Ei“ (1906) mit Kathedralenminiatur und das hübsch bunte „Pfauen-Ei“ (1908) mit mechanischem Gefieder.

LEE FRIEDLANDER

C/O Berlin, bis 3. Dezember

Wie viele Amerikaner verspürt auch Lee Friedlander eine tiefe Zuneigung zum Auto. Sie ist schon im frühen Selbstporträt „Haverstraw, New York“ (1966) zu erkennen, in dem er mit übernächtigten Augen das Lenkrad seines Straßenkreuzers umklammert. Auch später hat die Architektur des Roadtrips seine Bilder bestimmt, etwa beim großen Schattenwurf-Fest in „New Mexico“ (2001) oder in jener Fotoserie, die er dem sträflich unterschätzten Thema „Motelfernseher“ widmete. Doch die Retrospektive zeigt, wie sehr Friedlander auch an Menschen interessiert ist, egal ob es sich um Jazz-Größen wie Aretha Franklin oder die Schöne hinter der spiegelnden Barfensterscheibe handelt.

FRAGILE PRACHT

Grassi Museum, Leipzig, 13. November bis 9. Oktober 2022

Mit kostbarer Keramik hat sich die Schatzkammer des Leipziger Grassi Museums im vergangenen Jahrzehnt weiter gefüllt: Durch eine Schenkung aus der Sammlung Diethard und Regina Lübke kamen 2015 gleich 330 Objekte des frühen Meissener Porzellans ins Haus. So auch die um 1730 geschaffene Teekanne, deren Bemalung einen Mann in asiatischen Gewändern zeigt, der einer Frau im Kimono eine Schale Tee reicht. Solche Chinoiserien gehörten zu den favorisierten Dekoren jener Zeit. Die Ausstellung präsentiert viele Preziosen der hauseigenen Sammlung. Dazu zählen 36 Teller, die Napoleon um 1804/13 für Kaiserin Joséphine bei der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin in Auftrag gab und die nun 2019, ebenfalls als Schenkung, nach Leipzig gelangten.

KARA WALKER

Schirn Kunsthalle, Frankfurt, bis 16. Januar 2022

Scherenschnittfiguren auf den Wänden, die subversive Versionen der amerikanischen Kolonialgeschichte erzählen: Mit diesen Werken sorgte in den Neunzigerjahren Kara Walker für Aufsehen – also lange bevor sich die USA mit der Black-Lives-Matter-Bewegung großflächig ihrem Rassismusproblem stellten. Die Vordenkerin Walker präsentiert nun erstmals ihr zeichnerisches Archiv und gleichsam ihr Inneres mit Werken wie „Untitled“ aus der 31-teiligen Serie „Only I can solve this (The 2016 Election)“. Anspielungsreich ist auch ein fiktives Porträt des schwarzen Präsidenten Barack Obama in der Theaterrolle des Othello. Er hält in der Hand den abgetrennten Kopf seines Nachfolgers Donald Trump – sein Iago.

LAURA LIMA

Migros Museum, Zürich, bis 9. Januar 2022

Der Regenschirm ist aus einem Magritte-Gemälde herausspaziert und besetzt in Laura Limas „Bar Restaurant“ einen Stuhl. Vor ihm auf dem Tisch steht ein halbvolles Glas Bier. Ein paar Meter weiter sitzt ein Bild von Blinky Palermo mit einem grünen Dreieck (aus der Serie „4 Prototypen“ von 1970) vor einem Glas Gerstensaft, das sich ebenso mysteriös leert. Ab und zu schenkt ein Kellner den Kunstwerken nach. Bei der lustigen Idee der brasilianischen Künstlerin, berühmte Kollegen anhand von Bildern oder Bildmotiven zum kollektiven Umtrunk zu laden, ist die geometrische Form der kleinste gemeinsame Nenner. Ein Bierglas ist ja auch nur ein Zylinder!

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