Freddie Mercurys Nachlass

Made in Heaven

Am 5. September wäre Freddie Mercury 77 Jahre alt geworden. Sotheby’s feiert dieses Ereignis gleich einen Monat lang – mit der Auktion „Freddie Mercury: A World of His Own“

Von Weltkunst Redaktion
17.08.2023
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr. 13/23

Als Freddie Mercury, einer der bedeutendsten Rocksänger und Komponisten der Siebziger- und Achtzigerjahre und Frontmann der grandiosen britischen Rockband Queen, 1991 im Alter von nur 45 Jahren an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung starb, hinterließ er seinen Besitz seiner einstigen Lebensgefährtin Mary Austin. Dazu gehörte auch das als „Garden Lodge“ bekannte Haus im Londoner Stadtteil Kensington, das Mercury seit 1980 als Rückzugsort nutzte und mit unzähligen Gegenständen in seine eigene private Welt verwandelte. Über 30 Jahre lang beließ Austin in der Backsteinvilla alles im ursprünglichen Zustand. Nun entschied sie, sich von Mercurys Vermächtnis zu trennen – und zwar auf eine Weise, die ihm gefallen hätte, wie sie betont, denn „es gab nichts, was er mehr liebte als eine Auktion“.

Mit der Versteigerung der 1600 Lose wurde Sotheby’s beauftragt, die das Ereignis unter dem Titel „Freddie Mercury: A World of His Own“ ausgiebig zelebrieren: Am 6., 7. und 8. September finden die Live-Auktionen „The Evening Auction”, „On Stage“ und „At Home“ statt; die bereits gestarteten Online-Auktionen „In Love with Japan“, „Crazy Little Things” Part One und Part Two enden am 11., 12. und 13. September. Zuvor haben die Fans reichlich Zeit, alle Objekte genau unter die Lupe zu nehmen: Die Ausstellung, die sich über 15 Galerieräume und 16.000 Quadratmeter im Sotheby’s-Gebäude in der New Bond Street erstreckt, ist seit dem 4. August an sieben Tagen in der Woche geöffnet und endet am 5. September, dem Tag, an dem Freddie Mercury 77 Jahre alt geworden wäre.

Die Exponate reichen von Gedichten aus der Schulzeit über Entwürfe für das Wappen von Queen, handgeschriebene Songtexte bis hin zu Mercurys extravaganten Kostümen. Dazu gesellen sich Gemälde, Möbel, japanisches Kunstgewerbe sowie dekorative und bildende Kunst, die der Rockstar im Lauf der Zeit bei Händlern und auf Auktionen erworben hat. Im Folgenden präsentieren wir einige Objekte, deren Geschichten uns besonders angesprochen haben.

Umhang Krone Freddie Mercury
Umhang und Krone von Freddie Mercury, entworfen von Diana Moseley. © Sotheby's, London

Königliche Bühnengarderobe

Die Band Queen probte bereits in Stockholm für ihre große „Magic“-Tour im Jahr 1986, als Freddie Mercury die Kostümdesignerin Diana Moseley anrief und ihr mitteilte, dass ihm in seiner Bühnengarderobe noch etwas fehlte. Über die Idee der Krone und des Umhangs hatten sie bereits zu einem früheren Zeitpunkt gesprochen, und nun sollte sie innerhalb von einer Woche umgesetzt werden. In Windeseile fertigten Moseley und ihr Team den Mantel aus rotem Samt mit Fleurs-de-Lys-Symbolen und falschen Hermelinschwänzen an. Napoleons Krönungsgewand diente als Inspiration. Das opulente Design der Krone ist der britischen Edwardskrone nachempfunden. Vom 7. Juni bis zum 9. August gaben Queen 26 Konzerte in Europa. Freddie Mercury trug das legendäre Outfit am Ende der Show während der Darbietung von „God Save The Queen“. Das Abschlusskonzert der Tournee in Knebworth war sein letzter Auftritt auf der Bühne gemeinsam mit der Band. Der Schätzpreis für das königliche Ensemble liegt bei 60.000 Pfund. Von Clara Zimmermann

Utagawa Hiroshige Abendschauer über der Großen Brücke in Atake Freddie Mercury
Utagawa Hiroshiges „Abendschauer über der Großen Brücke in Atake“ aus der Serie „100 berühmte Ansichten von Edo“ (19. Jahrhundert). © Sotheby's, London

Hiroshiges „Abendschauer“

Auf der Bühne trat Freddie Mercury manchmal im Kimono auf, aber auch zu Hause trug er das japanische Traditionsgewand gerne. Und in seinem Anwesen in Kensington hatte er nicht nur einen Koi-Teich, sondern er richtete auch einen „Japanese Room“ mit Antiquitäten wie Kakiemon-Porzellan und Pagodenstühlen ein. Im Katalog der Auktion „In Love with Japan“ finden sich neben Ukiyo-e-Grafiken und Lackkunst-Objekten Keramiken des 20. Jahrhunderts, die der Sänger bei einem Besuch der Töpferstadt Arita in Kyushu gekauft hat. Seine Liebe zu Japan hatte sich 1975 entzündet, als seine Band Queen – nach einigen Misserfolgen in den USA – in Japan begeistert aufgenommen wurde. Schon am Flughafen jubelten tausende Fans, und die folgenden acht Konzerte waren ein großer Erfolg. „Lifestyle, Leute, Kunst – wunderbar“ sagte er über Japan und deckte sich 1977 bei einer Sotheby’s-Auktion mit japanischen Farbholzschnitten des 18. und 19. Jahrhunderts aus der Sammlung des Juweliers Henri Vever ein. Mit dieser Provenienz kommt nun Utagawa Hiroshiges „Abendschauer über der Großen Brücke in Atake“ aus der Serie der „Hundert Ansichten von Edo“ aus dem Jahr 1857 unter den Hammer. Mindestens 30.000 Pfund soll das berühmte Motiv einspielen, das einst neben Freddie Mercurys Flügel hing. Von Lisa Zeitz

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