Freddie Mercurys Nachlass

Made in Heaven

Am 5. September wäre Freddie Mercury 77 Jahre alt geworden. Sotheby’s feiert dieses Ereignis gleich einen Monat lang – mit der Auktion „Freddie Mercury: A World of His Own“

Von Weltkunst Redaktion
17.08.2023
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr. 13/23

Legendärer Yamaha-Flügel

Für Freddie Mercury war es ein Fund nach wochenlanger Suche. 1975 brauchte er ein neues Klavier, das alte hatte ausgedient. Der japanische Hersteller Yamaha war gerade frisch auf dem britischen Markt, und Mercury kam ein seltener, sehr eleganter Baby-Flügel mit leichter Tastenmechanik und besonders klarem Klang unter die Finger. Buchstäblich: Das schwarze Grand Piano wurde das Herzstück seiner kompositorischen Arbeit, an ihm entstanden Hits wie „Bohemian Rhapsody“ oder als letzter Song „Barcelona“, der 1987 als Single erschien. Gleichzeitig beherrschte die Frage nach dem perfekten Aufstellungsort die Beziehung zwischen Mary Austin und Mercury über ein Jahrzehnt. In die erste kleine gemeinsame Wohnung passte er so gerade, in der letzten bekam er dann den schönsten Platz im Wohnzimmer ‒ ohne direkte Sonneneinstrahlung, doch mit Licht aus dem Erkerfenster. „Freddie behandelte den Yamaha-Flügel mit absolutem Respekt. Für ihn war er mehr als nur ein Instrument, er war eine Erweiterung seiner selbst, sein Vehikel der Kreativität“ erinnert sich Austin. Nie habe er in der Nähe des Instruments geraucht, auch kein Glas auf dem Lack abgestellt. Und er achtete darauf, dass es auch niemand anderes tat. „Das Klavier war immer tadellos.“ Kein Wunder, wenn das Baby Yamaha nun das Spitzenlos der Auktion ist und Sotheby’s 2 Millionen Pfund dafür erwartet. Von Christiane Meixner

Bohemian Rhapsody Manuskript Freddie Mercury
Autografischer Manuskriptentwurf zum legendären Popsong „Bohemian Rhapsody“, 15 Seiten, um 1974. © Sotheby's, London

Manuskript zu „Bohemian Rhapsody“

„Mama, just killed a man“… Als die Single „Bohemian Rhapsody“ im Oktober 1975 herauskam, war Queen eine noch mäßig erfolgreiche junge Rockband. Mit dem mit knapp sechs Minuten ungewöhnlich langen Song öffnete sich das Tor zur späteren Legende. Die Single war neun Wochen lang an der Spitze der britischen Charts. Wer die Wirkung dieses außergewöhnlichen Stückes Popgeschichte mit seinem opernhaften Aufbau und den überraschenden stilistischen Wechseln noch einmal erleben möchte, schaut am besten die Aufzeichnung des Live-Aid-Konzerts in London im Juli 1985 an, das damals zwei Milliarden Zuschauende weltweit verfolgten. Freddie Mercurys Performance mit seiner drei Oktaven umfassenden Stimme war der unbestrittene Höhepunkt eines unvergesslichen Konzertereignisses. Die Entstehung des Songs lässt sich nun anhand des 15 Seiten langen Manuskripts mit Mercurys Handschrift nachvollziehen. Das ist die Taxe von 800.000 Pfund locker wert. Von Simone Sondermann

Fabergé Tischuhr
Fabergé-Tischuhr, entstanden in St. Petersburg zwischen 1908 und 1917. © Sotheby's, London

Fabergé-Uhr

Seine Tourneen führten ihn um die ganze Welt, nach Russland schaffte es Freddie Mercury jedoch nie, denn „They wouldn’t let us into Russia. They thought we’d corrupt the youth or something.“ Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, russische Antiquitäten zu sammeln. Das Nonplusultra an Luxus verkörpern nach wie vor die Arbeiten der Firma Fabergé, wo die größten Kunsthandwerker ihrer Zeit einige der berühmtesten Schmuckstücke und Kunstgegenstände für Monarchen und wohlhabende Privatpersonen herstellten. Von dem Werkstattmeister Henrik Wigström stammt eine Tischuhr, die zwischen 1908 und 1917 in St. Petersburg aus Nephrit, Roségold und Juwelen gefertigt wurde. Das Kleinod mit einem Durchmesser von 8,3 Zentimetern ist auf 30.000 Pfund geschätzt. Von Jan Kohlhaas

Freddie Mercury regenbogenfarbene Jacke mit Satinpfeilen
Mercurys regenbogenfarbene Jacke mit Satinpfeilen, 1982. © Sotheby's, London

Regenbogenfarbene Jacke

Wie von den Federn eines exotischen Vogels geschmückt: So posiert Freddie Mercury 1985 auf dem Cover seiner dritten Solo-Single „Made in Heaven“. „Made in heaven / I’m playing my role in history“, heißt es in dem Song, der später zum Namensgeber für das 1995 erschienene Album der Band wurde. „Looking to find my goal / Taking in all the misery / But giving it all my soul.“ Der Sänger trug die aufwendig gefertigte, im kurzen Matador-Stil geschnittene Jacke auch auf der „Hot Space“-Tournee im Jahr 1982, befand sie jedoch für den Bühnenauftritt als zu schwer und demnach unpraktisch für einen schnellen Kostümwechsel. Kein Wunder: Der lilafarbene Satingrund der Jacke ist über und über mit gepolsterten, an Federn erinnernde Satinpfeilen bestückt, die in ihrer Gesamtheit ein dichtes, kaskadenartigen Muster ergeben. Ein regenbogenfarbener Hingucker, den das Auktionshaus nun bei 10.000 Pfund aufruft, und der tatsächlich erscheint, als sei er „made in heaven“. Von Lisa-Marie Berndt

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