300. Auktion bei Rehm

Jubiläum in Augsburg

Das Auktionshaus Rehm bietet in seiner Jubiläumsversteigerung eine feine Auswahl von Rokoko-Möbeln bis zur Malerei der Moderne

Von Sabine Spindler
09.03.2022
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr. 3/22

Für negative Schlagzeilen sorgte allerdings vor mehr als zehn Jahren ein Teppich. Die Geschichte verkörpert nichts anderes als die pyramidenförmige Hierarchie des Kunstmarkts. Auf 900 Euro hatte Rehm einen blaugrundigen Perser taxiert und ihn für 19.700 Euro an einen Käufer mit ungeahnten Spezialkenntnissen weitergereicht. Ein Jahr später brachte dasselbe Stück bei Christie’s umgerechnet 7,2 Millionen Euro. Rehms Einlieferin pochte auf Schadenersatz. Das Gericht wies die Klage in dem Sinne zurück, dass ein regionaler Universalversteigerer nicht in jedem Gebiet bis in die speziellsten Wissensverästelungen vordringen kann.

Rehm hat längst wieder das Vertrauen der Einlieferer gewonnen. Die Forchhammer-Auktion vor zwei Jahren bescherte ihm das beste Ergebnis seit Gründung des Unternehmens. Nicht nur das Bietgefecht um das Kommodenpaar bleibt in Erinnerung. Als Franz von Defreggers Gemälde „Eine wichtige Nachricht“, mit dem Defregger den von Andreas Hofer angeführten Freiheitskampf gegen napoleonische Besetzung thematisierte, für 200.000 Euro einem Tiroler Sammler zugeschlagen wurde, war nicht nur das Limit von 15.000 Euro mehr als verzehnfacht. Rehm hatte auch einen der höchsten Auktionspreise für den brillanten Genremaler des 19. Jahrhunderts erzielt.

Die Malerei der sogenannten Münchner Schule und des süddeutschen Raums ist in der Jubiläums-Auktion im März erwartungsgemäß mit bekannten Namen vertreten. Mindestens 2400 Euro erwartet man für einen postbiedermeierlich romantisierten „Sonntagsspaziergang“ des Spitzweg-Nachfolgers Willy Moralt, der bis weit ins 20. Jahrhundert auf seinen Bildern vergnügliche Ausflügler und Einsiedler in idyllischen Landschaften im Stile seines Lehrers arrangierte. Das angebotene kleine Kabinettstück, das den Blick auf die Stadtkulisse von Landshut von einem hoch gelegenen Ausflugslokal wiedergibt, hat Moralt mehr als einmal mit kleinen Veränderungen in der Staffage gemalt. Der Markt hält sich bei dem 1947 verstorbenen Künstler bislang relativ bedeckt mit seiner Investitionsbereitschaft. Bei Schäublein fiel der Hammer 2017 für einen „Sonntagsspaziergang“ bei 2000 Euro, bei Neumeister drei Jahre zuvor bei 5500 Euro. Otto Pippel ist mit einer impressionistisch angehauchten Landschaftsszenerie mit weidenden Kühen zum Limit von 1500 Euro vertreten. Mit dem gleichen Preis gelangt auch eine 1875 entstandene Ansicht vom Comer See zum Aufruf, mit der der Wiener Maler Carl Hasch an die mit klassischen Volksszenen ausgestatteten Italienbilder des frühen 19. Jahrhunderts anknüpft.

Rehm Jubiläum Auktion
Mindestens 8500 Euro soll das Gemälde „Blumenstillleben mit Uhr“ des aus dem schlesischen Brieg stammenden Landschafts- und Stilllebenmalers Oskar Moll erzielen. © Rehm, Augsburg

Aber auch Rehm bewegt sich mit seinem Angebot in Richtung Moderne. Bei 8500 Euro wird ein duftiges „Stillleben mit Kaminuhr“ des Hans-Purrmann-Freundes und von der französischen Moderne beeinflussten Carl Moll aufgerufen. Laut Auktionshaus ist das pastos gemalte Bild im Werkverzeichnis des Künstlers aufgeführt. Der deutsche Expressionismus ist mit zwei Lithografien Otto Muellers vertreten. „Waldlandschaft“ und „Badende“ werden mit je 3500 Euro aufgerufen.

Beim Skulpturenangebot geht Rehm hingegen bis in die Periode um 1400 zurück. Auf diese Zeit ist eine Schweizer „Thronende Mutter Gottes mit Kind“ (Abb.) datiert. Vor 35 Jahren erzielte sie im Auktionshaus Ruef einen Preis von 64.000 D-Mark, nun wird sie zum Limit von 7500 Euro angeboten. Für Sammler im süddeutschen Raum ist die Bildschnitzerfamilie Luidl ein Begriff. Berühmtester Vertreter ist Lorenz Luidl aus Landshut am Lech, der zwischen 1670 und 1710 an der Ausstattung zahlreicher Kirchen beteiligt war. Dem barocken Meister ist – laut eines rückseitig fixierten, nicht mehr taufrischen Gutachtens des renommierten Kunsthistorikers Norbert Lieb aus den Fünfzigerjahren – eine schwäbische Hausmadonna um 1680 zugeschrieben. Die vor einigen Jahrzehnten neu gefasste Skulptur mit dem nackten Salvator Mundi auf dem Arm ist moderat mit 2000 Euro limitiert. Spannende Bietgefechte sind bei der 300. Auktion in Augsburg also garantiert nicht ausgeschlossen.

Service

Auktion

300. Jubiläumsauktion,

Auktionshaus Rehm, Augsburg,

10./11. März,

auktionshaus-rehm.de

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