Frühjahrsauktion Venator & Hanstein

Weltreise auf Papier

An zwei Auktionstagen kommen bei Venator & Hanstein in Köln über 1000 Lose mit Büchern und Grafik zum Aufruf, die einen Bogen vom historischen Navigationsbuch bis zur modernen Zeichnung spannen

Von Sophie Angelov
15.03.2021
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 182

Eigentlich war die Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst des Ehepaars Pachen ihrem gleichnamigen Museum im rheinland-pfälzischen Rockenhausen versprochen. Ein Streit um das Erbe und die fehlende Unterschrift auf dem Schenkungsvertrag führen nun zur Versteigerung eines Großteils der Kunstwerke. Nachdem das Kölner Auktionshaus Lempertz bereits im Dezember 2020 einen Teil der Sammlung versteigert hatte, zieht Venator & Hanstein mit über hundert Grafiken, Gemälden und Plastiken bedeutender deutscher Künstler des 20. Jahrhunderts nach, darunter Otto Dix’ späte Farblithografie „Hemmenhofen“ aus dem Jahr 1954. Die farbenfrohe Darstellung seines Zufluchtsorts am Bodensee wird auf 5000 Euro taxiert. Zur Sammlung Pachen gehören außerdem drei Plastiken von Emil Cimiotti. Sein „Vegetatives Motiv III“, eine Bronze aus den Jahren 1964/1965, erinnert an Korallen oder Muscheln.

Auch die höherpreisigen Offerten außerhalb des Konvoluts durchzieht das Motiv der Reise: Das Toplos der Auktion ist Willem Janszoon Blaeus „Le Flambeau de la Navigation“ im Amsterdamer Druck von 1620. Seeatlanten und Navigationshandbücher gehören aufgrund ihrer geringen Auflage zu den Raritäten und teuersten Objekten in Buchauktionen. Dieses Navigationshandbuch aus der großen Zeit der niederländischen Kartografie zählt zu den bedeutendsten Lotsenbüchern für die europäischen Küsten. Das vollständig erhaltene Exemplar der ersten französischen Ausgabe mit 42 großformatigen Kupferkarten erreicht somit eine Schätzung von 50.000 Euro.

Mehr als hundert Jahre vor Erscheinung des Navigationsbuchs war Albrecht Dürer auf Venedigreise und überließ den Künstlern seiner Werkstatt –Hans Schäufelein, Hans Baldung Grien und Hans Süß von Kulmbach – im Jahr 1507 die eigenständige Produktion eines Passionstraktats. Auf 77 Holzschnitten werden darin die letzten Stationen des Lebens Jesu Christi dargestellt. Sie machen Ulrich Pinders „Speculum passionis domini nostri Ihesu christi“ zu einer begehrten Kostbarkeit mit einem Schätzpreis von 18.000 Euro.

Frühjahrsauktion Venator & Hanstein Passionstraktat
Ein Passionstraktat von Ulrich Pinder (1507) mit 77 Holzschnitten der Dürer-Schüler soll 18.000 Euro bringen. © Venator & Hanstein, Köln

Natürlich trifft man in der Auktion auch auf die großen Vertreter der Altmeistergrafik, Dürer und Rembrandt. Von Dürer kommt der Kupferstich „Der Dudelsackpfeifer“ von 1514 mit einer Schätzung von 5000 Euro zum Aufruf. Je 5000 Euro sollen auch Rembrandts Radierungen „Selbstbildnis am Fenster, zeichnend“ und „Die Kreuzigung“ einspielen.

Die Frühjahrsauktion wird live über die Website von Venator & Hanstein übertragen, sodass man auch von Zuhause aus aktiv werden kann. Insgesamt kommen an den zwei Tagen über 1000 Lose zum Aufruf. Die Summe der Schätzpreise beträgt etwas über 1,1 Millionen Euro.

Service

AUKTION

Venator & Hanstein

Frühjahrsauktionen 2021

Freitag 19. März, 14.30 Uhr: Bücher, Graphik, Autographen
Samstag 20. März, 10.30/14.00 Uhr: Moderne und zeitgenössische Graphik, Moderne Bücher

Versteigerung im Kunsthaus Lempertz,Neumarkt 3, Köln

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