Buchauktionen bei Reiss & Sohn

Gelegenheit zum großen Fang

Auf unserer Auktionen-Watchlist für diese Woche: allerlei Maritimes – von einem Hauptwerk der Fischkunde beim Buchauktionshaus Reiss & Sohn bis zu Lesser Urys Rügen-Ansicht bei Quentin

Von WELTKUNST Redaktion
26.10.2020

Zum Schmökern und Abtauchen

Sammeln lässt sich vieles, warum also nicht auch Fische? Der deutsche Naturforscher und Arzt Marcus Éliser Bloch (1723–1799) trug zeitlebens 1500 schillernde Exemplare zusammen – heute ist seine Sammlung der älteste Schatz des Berliner Museums für Naturkunde. Bloch publizistisches Hauptwerk, die „Allgemeine Naturgeschichte der Fische“, erschien zwischen 1785 und 1797 in zwölf Bänden. Diese Ichthyologie in der ersten französischen Ausgabe ist nun – auf stattliche 70.000 Euro geschätzt – ein absoluter Höhepunkt bei den Auktionstagen von Reiss & Sohn vom 27. bis zum 30. Oktober in Königstein. Die herrlich altkolorierten Kupferstiche, teilweise silber- oder goldgehöht, sind sowohl von künstlerischer als auch wissenschaftlicher Bedeutung: Die Bände präsentieren fast alle damals bekannten Fische der Welt.

Das Taunusstädtchen Königstein wird bei den Auktionen von Reiss & Sohn stets für ein paar Tage zur Welthauptstadt für Bibliophile. Weitere Highlights unter den insgesamt 2800 Positionen sind ein seltener Einblattdruck aus dem 15. Jahrhundert in Form eines Triptychons, das neben einem Abendmahlstext in der Mitte zwei kolorierte Holzschnitte zeigt (Taxe 20.000 Euro) oder auch Frederik de Wits „Theatrum“, ein äußerst seltenes Städtebuch im Amsterdamer Druck von 1695 mit Ansichten fast aller großen Städte Europas (Schätzpreis 45.000).

Jean L. Schligloff Hermann Historica Auktionen
Delfine als Füße tragen den historischen Tafelaufsatz aus Silber, den sein Erschaffer Jean L. Schligloff um 1900 mit einem Phantasieschiff bekrönte. 24.000 Euro beträgt die Taxe bei Hermann Historica. © Hermann Historica

Ein Schiff wird kommen

Eine Reise durch verschiedene Kontinente und rund drei Jahrtausende ermöglichen die kostbaren Skulpturen, Schmuckstücke und Gemälde, die am 2. November bei Hermann Historica in Grasbrunn versammelt sind. Die Zeitreise beginnt mit einer 17 Zentimeter großen vorderasiatischen Löwenfigur aus Elfenbein, die wohl aus dem ersten vorchristlichen Jahrtausend stammt und auf 15.000 Euro geschätzt ist. Von filigraner Anmutung ist eine frühslawische Silber-Halskette, die aus 14 hohlen Kugeln und neun maskenähnlichen Anhängern besteht und im 12. Jahrhundert in Russland entstand (Taxe 23.000 Euro). Die europäische Barockkunst ist reichhaltig mit Skulptur, Malerei und Kunsthandwerk des 17. und 18. Jahrhunderts vertreten. Um 1900 schließlich entstand ein historistische Tafelaufsatz aus Silber, der von einem Schiff gekrönt, mit der Herstellerpunze von Jean L. Schlingloff, Hanau gekennzeichnet und auf 24.000 Euro geschätzt ist.

Lesser Ury Auktionen Quentin
Auf 5000 Euro taxiert Quentin den „Blick zu den Kreidefelsen von Rügen“, den Lesser Ury vor 1894 mit Pastellkreide aufs Papier warf. © Quentin

Aus Kreide wird Felsen

Eine Zeichnung mit farbiger Pastellkreide von Lesser Ury ragt aus dem Angebot von Kunst und Antiquitäten am 31. Oktober bei Quentin in Berlin heraus. Der „Blick zu den Kreidefelsen von Rügen“ entstand vor 1894. Rückseitig findet sich ein Nachlassstempel und ein Etikett der Galerie Paul Cassirer. Ausgestattet mit einem aktuellen Gutachten von Dr. Sibylle Groß und der Zusage, in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen zu werden, geht das Werk mit 5000 Euro ins Rennen.

Irene Lehr Dichgans Auktionen
Bildunterschrift: Christa Dichgans‘ Ölgemälde „Gelbes Wollknäuel“ kommt bei Lehr in Berlin zur Taxe von 9000 Euro zum Aufruf © Lehr Kunstauktionen

Frauen-Power bei Irene Lehr

Zu den Highlights der Auktion moderner und zeitgenössischer Kunst bei Lehr Kunstauktionen am 31. Oktober in Berlin gehört sicherlich die Sammlung von 16 sehr unterschiedlichen Werken der feministischen Ikone Jeanne Mammen. Aber auch jenseits der Berliner Neuen Sachlichkeit sind vor allem die Frauen bei dieser Versteigerung stark. Von der Popkünstlerin Christa Dichgans wartet ein „Gelbes Wollknäuel“ von 1990 zur Taxe von 9000 Euro auf Bieter und Bieterinnen, von der Hamburgerin Anita Rée eine Kohlezeichnung „Frauenhalbakt“ von 1922/25 zur Taxe von 15.000 Euro und Rosemarie Trockel steuert eine Affen-Gouache ohne Titel zur Taxe von 6000 Euro bei.

Musikautomat Breker Auktionen
Mit acht verschiedenen Melodien unterhielt der um 1890 gefertigte und nun bei Breker auf 16.000 Euro geschätzte Musikautomat einst Gäste der Schweizer Eisenbahn. © Breker

Jukebox der Belle Époque

Faszinierende Musikautomaten versteigert Breker am 30. und 31. Oktober in Köln. Eine um 1820 gefertigte Berliner Standuhr mit Musikwerk hat acht Melodien im Repertoire (Taxe 8000 Euro). Um 1900 wurde eine Standuhr gefertigt, die mit einem Walzenspielwerk „Fidelio“ ausgestattet ist, das über 60 Töne in zwei Stahlkämmen, vier Glocken und zwei Mandarine mit Schlegeln verfügt. Die Taxe beträgt hier 10.000 Euro. Aus der Schweiz stammen zwei Bahnhofs-Musikautomaten von 1890 und 1895, bei denen acht bzw. zehn Melodien von tanzenden Puppen, Glocken und Trommeln begleitet werden (Schätzpreise 16.000 und 15.000 Euro).

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