Museum der Moderne und Blaue Gans

Am ersten Tag unserer Reise fahren wir auf dem Mönchsberg zum Museum der Moderne, besuchen die Felsenreitschule und die Kollegienkirche. Zum Abendessen kehren wir in der Blauen Gans ein

Wir beginnen mit einer Fahrt im Aufzug zum Mönchsberg ins Museum der Moderne. Der Weg nach oben in die Ausstellungen fühlt sich an wie das Vordringen in das Hauptquartier eines besonders eleganten Bösewichts. Doch sobald wir die Ausstellungen betreten, verfliegen die James-Bond-Fantasien, und die Räume lenken alle Konzentration auf die Kunst. Zurzeit wird die Sammlungspräsentation „Freies Spiel der Kräfte“ gezeigt, und man kann noch die erste Werkschau der britischen Künstlerin Rose English und ihre feministische Perspektive auf Theater, Tanz, Zirkus, Oper, Comedy und Poesie sehen.

Aber wir sind auch wegen des seitlich etwas versteckt gelegenen Sky Space von James Turrell hier oben und mehr noch wegen der Aussicht auf diese Stadt, die so leicht zu überblicken, aber nicht gleich zu durchschauen ist. Wir nähern uns also der Innenstadt von hinten und nehmen den Weg zu Fuß hinab in Richtung Felsenreitschule. Sie ist das spektakulärste der Festspielhäuser. Wer diese Bühne meistert, wie zuletzt Krzysztof Warlikowski und Małgorzata Szczęśniak bei ihrer Inszenierung der Oper „Der Idiot“ von Mieczysław Weinberg, geht in die Festspielgeschichte ein. Auch außerhalb des Festivals lassen sich die Aufführungsorte fast täglich mit Führungen besuchen.

James Turells „Skyspace“, 2006, auf dem Mönchsberg
James Turells „Skyspace“, 2006, auf dem Mönchsberg. © Manfred Siebinger/Sammlung Würth/VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Spätestens jetzt ist es Zeit für einen Imbiss. Praktischerweise liegt der Universitätsplatz auf unserer Strecke, wo immer werktags der Grünmarkt stattfindet. Immer da ist auch Andreas Gfrerer, Sie werden den originellsten Wirt der Stadt entweder hier am Brotstand treffen oder, wie heute Abend, in seinem Restaurant. Bestimmt ergibt sich ein Abstecher in Fischer von Erlachs Kollegienkirche: So weiß ist der Reinbarock sonst nirgends, keine Gemälde, ein Langhaus wie aus Sahne. Übrigens ist auch sie eine Spielstätte der Salzburger Festspiele. Wie sollte es anders sein.

Apropos Sahne, wir brauchen etwas Süßes vor dem Abendessen. Im Ritzerbogen holen wir uns also in einer Filiale der Konditorei Fürst eine kleine Packung Bachwürfel. Paul Fürst war der Erfinder der „Original Salzburger Mozartkugel“. Das sind die Blauen. Die Roten, wie man sie auch in jedem Souvenirgeschäft findet und überall in Supermärkten, dürfen sich nur „Echte Mozartkugeln“ nennen – wohl weil sie nicht „unecht“ aus Plastik sind, auch wenn manche von ihnen so schmecken. Dennoch fällt unsere Wahl auch bei Fürst nicht auf Mozart, sondern auf Bach. Raffinierter.

Schräg gegenüber, in einem der sogenannten Durchhäuser, bewundern wir die Schaufenster von Madl. Das hört sich für Salzburg-fremde Ohren etwas altmodisch lieb an. In Wahrheit sind es die glamourösesten Auslagen der Stadt. Wenn Zeit ist, gehen wir auch ins Geschäft im ersten Stock, Haute Couture & Tracht. Vielleicht ist Carolin Sinemus, die Madl seit ein paar Jahren führt und die schönsten Premierenkleider in ihren Ateliers herstellt, selbst da. Die Vorbesitzerin und Gründerin war süchtig nach Stoffen. Madls Textilarchive sind phänomenal.

Zum Abendessen kehren wir in der Blauen Gans ein, im Sommer der inoffizielle, also gesellschaftliche Austragungsort der Festspiele. Andreas Gfrerer gehört dieses älteste Wirtshaus Salzburgs, mit einer Kunstsammlung auf den Fluren und in den Hotelzimmern, deren Originalität in Österreich kaum zu übertreffen ist. John Bock (mit einem Helmut-Berger-Relief), Julius Deutschbauer, Hanakam & Schuller, David Moises, Christian Schwarzwald, Rosemarie Trockel, alle da. Noch heute bereut Gfrerer allerdings, dass er Benjamin Heisenbergs Skulptur „Katze“, eine lebensgroße Wildkatze in Gesellschaft von Mäusen, einst nicht für die Lobby ankaufte. Sprechen Sie ihn darauf an, und weisen Sie sich als Freund oder Freundin des Abwegigen aus.

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