Jahresvorschau

Die besten Ausstellungen 2026

Im Jahr 2026 locken die Museen wieder mit zahlreichen großartigen Ausstellungen. Wir zeigen, was Sie nicht verpassen sollten. Teil 1: Januar bis März

Von Tim Ackermann
18.12.2025
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 250

Januar

Cézanne

Fondation Beyeler, Riehen/Basel, vom 25.1. bis 25.5.

Saftige orangerote Äpfel auf einem Tisch, grüne Kiefernhaine unter einem Berg, der in den blauen Himmel ragt: In seiner Spätphase leuchten die Farben bei Paul Cézanne intensiv – der Vater der modernen Malerei führt seine Kunst zur Meisterschaft. Die Schau in Basel, die diese letzten Jahre mit rund 80 Werken würdigt, vertreibt jeden Winterblues.

Februar

Wolle. Seide. Widerstand

Museum Angewandte Kunst, Frankfurt a. M., vom 7.2. bis 24.5.

Den roten Faden dieser Ausstellung bilden Teppichkunstwerke, die eine Geste des Dagegenseins enthalten. Dieser Protest kann formaler Natur sein, wenn der Künstler Faig Ahmed aus Aserbaidschan ein traditionelles Muster in abstrakten Schlieren auflöst. Oder er kann die Form eines politischen Kommentars annehmen, wenn Johanna Herr in ihren „American War Rug“ Bilder von Gewehren, Flugzeugen und Bomben hineinknüpft.

In Faig Ahmeds „Doubts“ (2020) sind die Zweifel an unveränderlichen Traditionen hineingeknüpft. Dieses und andere Teppichkunstwerke zeigt eine Ausstellung in Frankfurt.
In Faig Ahmeds „Doubts“ (2020) sind die Zweifel an unveränderlichen Traditionen hineingeknüpft. Dieses und andere Teppichkunstwerke zeigt eine Ausstellung in Frankfurt. © Courtesy of Faig Ahmed Studio and Sapar Contemporary

Gainsborough

The Frick Collection, New York, vom 12.2. bis 11.5.

Extrem lässig lehnen die Sirs und Ladys bei Thomas Gainsborough an Bäumen oder pflücken Blumen. Dass uns die Bilder des größten Porträtmalers im England des 18. Jahrhunderts heute so bezaubern, liegt an diesen natürlichen Posen. Die Frick spürt zudem in Gainsboroughs Porträts dem Einfluss der Mode nach, die leichter und befreiter wirkte als zuvor an den absolutistischen Höfen.

Tracey Emin

Tate Modern, London, vom 27.2. bis 31.8.

Drei Jahrzehnte nach ihren ersten Auftritten als Young British Artist bekommt Tracey Emin endlich das, was sie längst verdient hat: eine Retrospektive in der Tate! Wir freuen uns auf die legendäre Lebenschaos-Installation „My Bed“ und wei­tere feministische Kampfansagen an alle Machos und Spießer von „Mad Tracey from Margate“ (1997).

Tracey Emin
„Mad Tracey from Margate“. © Tracey Emin/VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Peter Hujar

Bundeskunsthalle Bonn, vom 27.2. bis 23.8.

Ob er nun glamouröse Drag Queens hinter der Bühne der Palm Casino Revue porträtierte oder befreundete Intellektuelle wie Susan Sonntag: Die direkten und doch so zärtlichen Fotografien des leider viel zu früh an Aids gestorbenen Peter Hujar gehören untrennbar zum abgerockten New York der Seventies und Eighties.

März

Renoir et l’amour

Musée d’Orsay, Paris, vom 17.3. bis 19.7.

Was für ein toller Titel! In Pierre-Auguste Renoirs Gemälden ist wirklich alles Liebe: Die Sonne scheint ewig, und das Leben gleicht einem Tanz. Wer einfach nur schwärmen möchte, ist vom Musée d’Orsay, das hier Hauptwerke wie „Bal du moulin de la Galette“ (1876) mit kostbaren Leihgaben ergänzt, dazu eingeladen. Für echte Renoir-Nerds gibt es bis zum 5.7. eine Parallelschau, die den Arbeitsprozess des Impressionisten mit Zeichnungen aufzeigt.

Monets Küste

Städel Museum, Frankfurt a. M., vom 19.3. bis 5.7.

Jahre bevor Claude Monet in seinem Garten Seerosen anpflanzte, ließ er sich den Seewind um die Nase wehen: An den Kreidefelsen von Étretat, deren bizarre Formen fast wie Skulpturen wirken, schulte er sein Auge und malte die Ansicht des französischen Küstendorfs zwischen 1883 und 1886 rund 40-mal in allen Wetterlagen und Jahreszeiten. In Frankfurt ist eine Auswahl dieser Impressionen zu bewundern sowie Werke von Künstlern, die Monets Fußstapfen am Kiesstrand folgten, darunter Henri Matisse und Georges Braque.

Constantin Brancusi

Neue Nationalgalerie, Berlin, vom 20.3. bis 9.8.

Die Kunst liegt im Verzicht. Weil Constantin Brancusi seine Skulpturen Anfang des 20. Jahrhunderts auf Grundformen reduzierte, gilt er uns heute als Erfinder der modernen Bildhauerei. Minimal Art und Sockelexperimente wären ohne seine Geniestreiche kaum denkbar. Die Berliner Schau würdigt ihn mit einem Parcours aus 150 Skulpturen und einer Teilrekonstruktion seines Ateliers, die aus dem Centre Pompidou anreist.

Um 1908 schuf Constantin Brancusi den „Tête de femme“. In seiner Berliner Schau wird die Skulptur, die so archaisch-kraftvoll wirkt wie ein uraltes Idol, ein Hingucker sein.
Um 1908 schuf Constantin Brancusi den „Tête de femme“. In seiner Berliner Schau wird die Skulptur, die so archaisch-kraftvoll wirkt wie ein uraltes Idol, ein Hingucker sein. © Georges Meguerditchian/Centre Pompidou, MNAM-CCI/Dist. RMN-Grand Palais/Succession Brancusi/VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Carl Grossberg

Von der Heydt-Museum, Wuppertal, vom 22.3. bis 30.8.

Neusachliche Malerei gilt als emotionsarm – doch seine Maschinenraumhymne „Der gelbe Kessel“ schuf der Elberfelder Carl Grossberg mit so zärtlicher Detailverliebtheit, dass man in ihr die Blaupause für alle späteren Gegenstandsporträtisten wie Konrad Klapheck erkennt. Eine veritable Wiederentdeckung in Wuppertal!

Canaletto & Bellotto

Kunsthistorisches Museum Wien, vom 24.3. bis 6.9.

Keine Touristen und ganz viel Flair: Mit „Veduten“ genannten Wimmelbildern aus Venedig haben Canaletto und sein Neffe Bernardo Bellotto Zeitdokumente geschaffen, die uns heute wie Sehnsuchtsmotive erscheinen. Beide verließen 1746/1747 die Lagunenstadt. Canaletto malte dann vom Themseufer den Blick auf die wachsende Metropole London und Bellotto unter anderem die Aussicht vom Belvedere auf Wien. Das dortige Kunsthistorische Museum zeigt nun vergleichend die herrlichen Veduten dieser drei Städte.

Henri Rousseau

Musée de l’Orangerie, Paris, vom 25.3. bis 20.7.

Der malende Zöllner hat seine Heimat nie verlassen und doch dank seiner Fantasie die wohl schönsten Dschungelbilder der Kunstgeschichte geschaffen. Die Pariser Schau – entstanden in Koope­ ration mit der Barnes Foundation in Philadelphia – blickt auch auf Rousseaus Galeristen Paul Guillaume, der für beide Museumssammlungen wichtig war.

Raffael

The Metropolitan Museum of Art, New York, vom 29.3. bis 28.6.

Die erste Überblicksschau des früh verstorbenen Renaissancegenies in den USA ist ein Ereignis, bei dem die Meisterwerke aus den musealen Sammlungen zweier Kontinente zusammenkommen. So kann man die rosigen Teints der „Alba Madonna“ (um 1509–1511) aus Washington, der „Heiligen Cecilia“ (1515/16) aus Bologna und der „Dame mit einem Einhorn“ (1505/06) aus Rom wunderbar vergleichen. Nicht nur für Kunsthistoriker ist dieser Blockbuster mit mehr als 200 Werken ein kaum zu überschätzender Augenschmaus!

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