Mit 93 Jahren erfährt Gerhard Richter in Paris die wohl größte Würdigung seines Schaffens. Zu sehen ist alles, was das Werk eines der teuersten lebenden Künstler weltweit geprägt hat
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17.10.2025
Eine Retrospektive von bisher unerreichter Dichte: Mehr als 270 Werke aus 60 Jahren Schaffen, aus über 100 internationalen Sammlungen, vom Gemälde, das er als sein erstes bezeichnet, bis zu jenem, das er seine letzte Malerei nennt. Die Fondation Louis Vuitton stellt dem deutschen Maler ihr gesamtes Gebäude zur Verfügung: ein Künstlerleben in 34 Sälen. In Umfang und zeitlicher Spannweite ist die Schau laut ihren Organisatoren beispiellos.
Gerhard Richter, am 9. Februar 1932 in Dresden geboren, zählt zu den bedeutendsten lebenden Künstlern der Gegenwart. Werke aus den Jahren 1962 bis 2024 entfalten die ganze künstlerische Bandbreite seines Schaffens – von der frühen Figuration über die kühle Abstraktion bis zu seinen letzten abstrakten Arbeiten im Jahr 2017, jenem Jahr, in dem er beschloss, mit dem Malen aufzuhören und sich dem Zeichnen zu widmen. Seine Papierarbeiten bilden den stillen Schlusspunkt dieser großen Retrospektive, die noch bis zum 2. März zu sehen ist.
„Ema (Akt auf einer Treppe)“ fängt seine erste Frau ein, wie sie schlafwandlerisch eine Treppe hinabsteigt, daneben stehen Porträts seiner Tochter Betty. Die Baader-Meinhof-Bilder und der späte „Birkenau“-Zyklus wirken beklemmend und bilden ein stilles Echo auf die deutsche Geschichte.
Zu sehen sind außerdem frühe fotobasierte Arbeiten, die 48 Schwarz-Weiß-Porträts berühmter Männer aus Literatur, Musik, Philosophie und Wissenschaft – erstmals 1972 im Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig präsentiert – sowie Experimente mit Glas und digitale „Strip Paintings“. Kein Werk fehlt, das Richter zu einem der weltweit gefragtesten Künstler gemacht hat. (dpa)