Stille Orte des Widerstands

Ukrainische Museen im Krieg

Kunstwerke sind im Krieg schutzlos, daher haben viele Museen in der Ukraine ihre Schätze in Sicherheit gebracht. Doch mit dem, was geblieben ist, machen sie ihren Landsleuten Mut

Von Weltkunst News
12.08.2025

Kisten, Folie, Pappe, Geld: Hilfe aus Deutschland

Seit 2022 haben die ukrainischen Museen viel ausländische Hilfe bekommen. Aus dem deutschsprachigen Raum hilft das Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine (Ukraine Art Aid Center/UAAC) mit Nathan als Vorsitzendem. Fast 600 Tonnen Hilfsmaterial wurden verschickt, Wiederaufbauprojekte finanziert. Das Auswärtige Amt hat die Arbeit Stand März mit 8,5 Millionen Euro gefördert. „Wir liefern weiterhin Verpackungsmaterial. Gewisse Sammlungen müssen vielleicht noch einmal für eine großräumige Verlagerung vorbereitet werden“, sagt Nathan. „Auch dafür werden Kisten, Luftpolsterfolie und Wellpappe in rauen Mengen benötigt.“

Laufender Betrieb mit leeren Räumen und Sonderschauen

Aus der Not der eingelagerten Sammlungen wird eine Tugend gemacht. Das Chanenko-Museum in Kiew, das sonst die größte Sammlung westeuropäischer Kunst in der Ukraine zeigt, führte Besucher durch die leeren Räume. Auch das Nationale Geschichtsmuseum der Ukraine in Kiew hat seine Dauerausstellung verpackt und in Sicherheit gebracht. Es sei ein Problem, dass diese wertvollen Exponate fehlen, sagte der geschäftsführende Direktor Bohdan Patryljak der dpa. „Die Nachfrage danach ist unter den Besuchern hoch.“ Doch diese Gegenstände könnten erst zurückkehren, wenn keine Gefahr russischer Luftangriffe mehr besteht. Aber schon im Mai 2022 kurz nach Abzug der russischen Truppen aus dem Umland von Kiew öffnete das Museum wieder mit einer Sonderausstellung, die dieses aktuelle Kapitel des Krieges beleuchtete. 2023 zählte das Geschichtsmuseum 33.000 Besucher – mehr als vor dem Krieg.

Ein Publikum, das vom Krieg gezeichnet ist

Dabei verändern die ukrainischen Museen ihre Arbeit. Es geht weniger um Hochkultur, sie wollen einem breiten Publikum etwas bieten. Und sie bemühen sich, für die immer größere Zahl an Kriegsversehrten zugänglich zu werden. Das Geschichtsmuseum renoviert derzeit sein altes Gebäude, es wird aber auch für die Bedürfnisse von Kriegsinvaliden umgebaut. „Es ist ein sehr kreativer und, soweit ich das sehe, unglaublich tatkräftiger Umgang mit der Situation“, sagt der deutsche Beobachter Nathan. Aber natürlich gebe es auch bei den Museumsleuten nach dreieinhalb Jahren Krieg Anzeichen der Erschöpfung.

Odessa zeigt seine Museumsschätze in Deutschland

Eine Schau mit Werken aus dem Museum für westliche und östliche Kunst in Odessa lief bis Juni in Berlin und zählte nach Auskunft der Gemäldegalerie 111.000 Besucher. 70 Bilder wandern weiter ins Kurpfälzische Museum nach Heidelberg. Dort werden die „Meisterwerke aus Odesa. Europäische Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts“ vom 19. Oktober bis 22. März gezeigt. Die Kunsthalle Bremen zeigt vom 13. August bis 16. Oktober Druckgrafik aus dem Museum in Odessa. (dpa)

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