Interview mit Hans Schöpflin

„Das Leben gibt es ja nicht ohne Kunst“

In der Kunst- und Begegnungsstätte Spore treffen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Kontexten aufeinander – und finden Austausch auf Augenhöhe. Der Gründer Hans Schöpflin verrät uns im Gespräch, wie das Projekt begann und warum er keine klassische Sammlung hat

Von Tim Ackermann
24.01.2025

Wie meinen Sie das?

Ich meine damit, dass sich ein Thema oder ein Projekt aus den vorangegangenen Projekten heraus entwickelt. Diese Anreicherung passiert organisch. Das indigene Wissen ist ein erd- und naturverbundenes, globales Wissen. Sie finden da Ähnlichkeiten von Indien bis Yucatán. Und so kann es natürlich vorkommen, dass Kunstschaffende, die bereits an unseren Ausstellungen teilgenommen haben, auch in künftigen Projekten wieder dabei sind.

Wenn ich Sie richtig verstehe, geht es auch darum, die verschiedenen Communities aus unterschiedlichen Erdteilen miteinander zu vernetzen?

Ja, aber auch das entwickelt sich und wächst im Gespräch mit den Menschen. Mit Spore wollen wir das indigene Wissen zeigen und es den Menschen, die uns in diesem Haus besuchen, nahebringen. Wir machen daher auch viele Programme für Schulklassen, um dieses Bewusstsein zu vermitteln.

Nochmal aus Neugier gefragt: Wenn Sie schon finanziell dabei helfen, dass Kunstwerke entstehen, warum kaufen Sie diese nicht für eine eigene Sammlung im Haus an?

Es kommt schon vor, dass ich doch mal ein Bild oder eine Skulptur erwerbe, vielleicht für die Räume hier oder für mein Haus in Lörrach. Da handeln wir dann auch nicht, sondern zahlen einen fairen Preis. Was ich aber nicht mag, ist der Gedanke einer echten Sammlung, weil ich diese immer mit fensterlosen Katakomben verbinde. Denn sehr viel Kunst sieht nach dem Ankauf nie wieder das Tageslicht!

Bibliothek der Spore Initiative
Bibliothek der Spore Initiative. © Spore Initiative

Mit was für Kunst umgeben Sie sich gern privat?

Ich kaufe, was mich interessiert. Da gibt es keine konzeptuelle Strategie, sondern es ist eher eine eklektische Zusammenstellung: Ich besitze zum Beispiel einige Masken aus dem hohen Norden, vom afrikanischen Kontinent sowie aus dem asiatischen Raum, aber auch moderne Kunst und Gegenwartskunst. Unter anderem habe ich eine Spinnennetzarbeit von Tomás Saraceno gekauft, ein faszinierendes Gebilde. Im Vordergrund steht nicht ein berühmter Name, sondern die reine Ästhetik der Arbeit und die intellektuelle Herausforderung.

Abschließend noch eine Frage zur Zukunft der Spore: Bei einem solch ambitionierten Projekt fragt man sich natürlich auch immer, auf wie sicheren Füßen es steht. Sind die Weichen für die dauerhafte Existenz des Hauses gestellt?

Mein Erbe ist geregelt, mein Vermögen wird inzwischen institutionell verwaltet. Wenn ich morgen die Augen zumache, steht das Geld hundertprozentig meinen Stiftungen zur Verfügung. Ich brauche selbst nicht viel zum Leben, ich brauche kein Flugzeug und keine Yacht. Meine jüngste Tochter sitzt in allen Beiräten und wird irgendwann in meine Fußstapfen treten. Zudem haben wir hier in der Spore ein tolles Team. Wichtig ist mir, dass ich über die Stiftungstätigkeit und die Spore mit spannenden Menschen ins Gespräch kommen kann. Für mich gibt es nichts Schöneres.

Der Workshop „Soil Care“ im Garten von Spore
Der Workshop „Soil Care“ im Garten von Spore. © Spore Initiative

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