Die Auswahl an Gemälden des Niederländers Herman III Saftleven auf dem Kunstmarkt hat in den vergangenen zehn Jahren nachgelassen – doch zu beobachten ist eine Verteuerung von Spitzenqualitäten
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24.09.2021
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Erschienen in
Kunst und Auktionen Nr. 14
Deutlich weiter blieb eine „Rheinlandschaft mit einem Dorffest“ hinter den Erwartungen zurück, die heuer im April bei Christie’s, New York, versteigert wurde. Das 1675 entstandene Gemälde war ebenfalls mit 120.000 Dollar veranschlagt, musste mangels Interesses jedoch bereits 25 Prozent unter Taxe abgegeben werden. Ein Paar auf Holz gemalter „Rheinlandschaften“ ging im Oktober 2015 im Wiener Dorotheum für 26.000 Euro weg und verbesserte damit die Auktionsbilanz immerhin um einen Tausender. In Deutschland tat man sich nicht selten schwer, selbst maßvolle Taxen durchzusetzen. Nur bei Stahl, Hamburg, konnte man im Mai 2014 mit einem Spätwerk von 1682 die eigene Einschätzung deutlich nach oben korrigieren: Eine mit rund 50 mal 65 Zentimeter bereits ungewöhnlich große „Flusslandschaft mit Händlern, Winzern und Reisenden“ kletterte unversehens von 9000 auf 22.000 Euro.
Im Allgemeinen gelten gerade Saftlevens späte Ansichten vom Rhein entgegen barocker Landschaftsauffassung als topografisch weitgehend zuverlässig, doch offenbaren seine sich häufig wiederholenden Kompositionsmuster, dass er sich dem angestrebten Effekt zuliebe im Detail durchaus alle zeittypischen Freiheiten gestattete. Eine somit korrekt bezeichnete „Fantasielandschaft am Rhein mit Figuren“ präsentierte Lempertz, Köln, im vergangenen Juni zum eigentlich moderaten Vorschlagspreis von 12.000 Euro, den allerdings niemand überbieten mochte. Die in der genrehaften Auffassung vielleicht unter Mitwirkung, jedenfalls aber unter dem Einfluss von Saftlevens Bruder Cornelis entstandenen Interieurs sind dagegen wenig gefragt, erst recht, wenn sie nicht staffiert sind. Darum brauchte ein Bieter bei Van Ham, Köln, im vergangenen November nur zwei Hunderter auf die verschämte Taxe von 2000 Euro draufzulegen, um sich ein verwaistes „Scheuneninterieur“ zu sichern.
Das Angebot an Zeichnungen entspricht im Umfang etwa dem der Gemälde. Erhältlich sind vor allem farbig nicht instrumentierte, nur mit schwarzer Kreide ausgeführte Blätter, die häufig allerdings sehr dezidiert ausgearbeitet sind. Meist werden sie bereits für ein paar Tausend Euro weitergereicht. Ganz andere Preise zahlen Sammler für die gesuchten späten Aquarelle mit botanischen Motiven, die jedoch nur selten auf den Markt gelangen. So hoben die Bieter bei Christie’s, London, das Aquarell „Stockrose (Alcea Rosa)“ bedenkenlos von 15.000 auf 70.000 Pfund.