Restitutionsdebatte

Rückgabe der Benin-Bronzen beschlossen

Es ist ein Meilenstein in der Restitutionsdebatte um koloniales Raubgut: Die Benin-Bronzen sollen ab 2022 aus deutschen Museen zurückgegeben werden

Von WELTKUNST Redaktion
30.04.2021

Transparenz, Kooperation und Restitution lauten die großen Stichworte der beschlossenen Erklärung zum Umgang mit Benin-Bronzen in deutschen Museen. Bei einem digitalen Treffen, zu dem Kulturstaatsministerin Monika Grütters unter anderem Kulturministerinnen und -minister der Länder, die Leitungen der deutschen Mitgliedsmuseen der Benin Dialogue Group und das Auswärtige Amt eingeladen hatte, war der zukünftige Fahrplan schnell entschieden.

Bis zum 15. Juni 2021 soll eine Aufstellung aller im Besitz der Museen befindlichen Benin-Bronzen auf der Website der „Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland“ online zugänglich sein und somit für mehr Transparenz und öffentliche Sichtbarkeit sorgen. Die Provenienzen der Objekte werden dort durch die Museen bis Ende des Jahres umfassend dokumentiert. Auch für Benin-Objekte, die sich aktuell in Ausstellungen befinden, sollen Erwebungskontexte in der Museumspräsentation klar dargestellt werden.

Rückgabe Benin-Bronzen
Die weibliche Figur (17. oder 18. Jh.) aus dem Königreich Benin befindet sich in der Sammlung des Berliner Ethnologischen Museums. © SMB, Ethnologisches Museum, Martin Franken

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, bezeichnete die Gesprächsrunde als ein „historisches Treffen“. Rund 500 historische Objekte aus dem Königreich Benin, davon etwa 400 Bronzen, befinden sich allein im Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin. Ursprünglich sollten die Bronzen ein Prunkstück des Humboldt Forum werden. Ob in Zukunft Benin-Bronzen in deutschen Museen, womöglich als Leihgaben, verbleiben können, ist derzeit ebenso offen wie die Frage, ob Benin-Bronzen wie geplant in der Eröffnungsausstellung des Humboldt Forum zu sehen sein werden. Zu den ersten Rückgaben aus der Sammlung soll es 2022 kommen. Die Frage nach dem konkreten Umfang der Rückgaben soll im Dialog mit den nigerianischen Partnern geklärt werden, in der offiziellen Verlautbarung ist von „substantiellen Rückführungen“ die Rede. 

Für den Aufbau des geplanten Edo Museum of West African Art in Benin-City wird neben den Rückführungen der Objekte eine enge Zusammenarbeit zwischen deutschen und nigerianischen Museen und Einrichtungen angestrebt. So sollen zukünftige Kuratorinnen und Museumsmanager ausgebildet und kulturelle Infrastrukturen aufgebaut werden.

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