Design der Eighties

Wissenswertes zu Möbeln der Achtziger

Welche Museen stellen Designmöbel der Achtziger aus? Welche Händler und welche Auktionshäuser widmen sich kompetent dem Gebiet? Eine kompakte Übersicht

Von Sebastian Preuss
09.11.2020
/ Erschienen in Weltkunst Nr. 178

In welchen Museen sind Möbel der Achtziger zu sehen?

In den Depots deutscher Museen lagern viele Möbel und Designobjekte der Achtziger, leider ist in den Dauerausstellungen davon nicht allzu viel zu sehen. Das gilt für die Neue Sammlung in München genauso wie für das Berliner Kunstgewerbemuseum, das u. a. die Exponate der legendären Schau „Berliner Wege. Prototypen der Designwerkstatt“ von 1988 besitzt. Seit der Schenkung der Sammlung von Richard Winkler 2005 ist das Museum für Angewandte Kunst in Köln mit Werken der Eighties gut bestückt. Auch im Leipziger Grassimuseum und im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg ist immer etwas aus dieser schillernden Design-Epoche zu sehen. Herausragend auch mit seinen Ausstellungen ist das Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Wiens Museum für angewandte Kunst, das MAK, hat die Achtziger gut gesammelt, ebenso das Museum für Gestaltung in Zürich, wo der Fokus eher auf dem Schweizer Design liegt.

In den Niederlanden widmen sich das Stedelijk Museum in Amsterdam und das Design Museum in ’s-Hertogenbosch immer wieder dem Thema. Eine Sonderstellung nimmt das Groninger Museum im Norden des Landes ein. Der ganze Bau samt der Interieurs wurde von 1988 bis 1994 von Alessandro Mendini und Kollegen konzipiert – ein Traumreich der Eighties, und auch in der Sammlung wird das Design dieser Zeit hochgehalten. In Mailand, der Geburtsstätte von Memphis, sollte man das Museo del Design Italiano mit der exzellenten Sammlung nicht versäumen. In Paris, damals ebenfalls Design-Brennpunkt, wird man im Centre Pompidou und im Musée des Arts Décoratifs fündig. London hat als Anlaufstellen das Design Museum und das Victoria and Albert Museum, und noch bis 7. Januar ist eine Ron-Arad-Schau in Simon des Purys Newlands House in West Sussex zu sehen. Anlaufstellen in New York sind das Museum of Modern Art sowie das Cooper Hewitt. Und wenn Sie einmal nach Montreal in Kanada kommen: Dort hat das Musée des beaux-arts eine exzellent geführte Designabteilung.

Möbel Design Achtzigerjahre Groninger Museum Memphis
Groninger Museum: der Saal mit der Memphis-Design-Sammlung. © Groninger Museum

Welche Händler widmen sich dem Design der Eighties?

Hans-Peter Jochum bietet in seiner Berliner Galerie Jochum Rodgers spektakuläre, oft museale Stücke an, wobei Italien eines seiner Spezialgebiete ist. Auch Wolfgang Maurer in München und Klaus Gramse in Köln arbeiten auf diesem Niveau. Das war es dann schon in Deutschland, wo unter zahllosen Design-Vintage-Galerien nur wenige ein so interessantes Profil haben wie die Galerie Formformsuche in Köln. Ein Marktzentrum ist natürlich Mailand, wo vor allem Nilufar und Rossella Colombari genannt seien. Der zweite Fixpunkt ist Paris, hier sind die Galerien Kreo und Yves Gastou die führenden Adressen zu den Achtzigern. Die wohl größte Auswahl von Philippe Starck hat die Remix Gallery in der Pariser Peripherie. Einiges aus den Eighties hat der belgische Onlinehändler Kooloo Modern im Angebot. Viele Händler bieten mittlerweile auch auf den Onlineplattformen 1stDibs und Pamono ihre Werke an. Hier lässt sich endlos stöbern, es braucht aber ein wenig Kennerschaft.

Welche Auktionshäusern bieten die postmodernen Möbel an?

Die absoluten Spitzenstücke teilen Sotheby’s, Christie’s und Phillips unter sich auf, stets gefolgt von Bonhams. Zunehmenden Erfolg mit Design hat Artcurial in Paris, wo allerdings auch Piasa, Tajan, Millon oder Leclere mit sehr guten Spezial-Sales beeindrucken. In Deutschland ist Quittenbaum in München der Marktführer mit internationaler Ausstrahlung. Daneben sollte man auch Schops Turowski in Krefeld und Yves Siebers in Stuttgart im Auge behalten. Ergiebig für die Achtziger sind auch häufig die Designauktionen im Wiener Dorotheum und bei Koller in Zürich. In Italien richten eine ganze Reihe von Häusern regelmäßige Designauktionen aus: Il Ponte und Cambi in Mailand, Della Rocca und Bolaffi in Turin, Wannenes und Boetto in Genua. Die Spezialisten in den USA sind Wright in Chicago und David Rago in Lambertville, New Jersey.

Möbel Design Achtzigerjahre Mario Botta Shogun Yves Siebers
Mario Bottas Tischlampe „Shogun“, 1986 entworfen, war 2019 bei Yves Siebers bereits zum Zuschlag von 200 Euro zu haben. © Siebers Auktionen

Welche Bücher bieten eine gute Einführung ins Thema?

Unentbehrlich sind die Schriften von Barbara Radice, Designkritikerin und Lebenspartnerin von Ettore Sottsass, etwa „Memphis The New International Style“ (1981) oder „Memphis. Gesicht und Geschichte eines neuen Stils“ (1999). Lohnend ist immer der Blick in die Reprint-Bände des einflussreichen Magazins Domus, das ab 1981 das neue Design begleitete. Die theoretischen und ästhetischen Verästelungen der Postmoderne erklärt ausführlich und opulent bebildert Michael Collins in „Design und Postmoderne“ (1990). „Schrill Bizarr Brachial. Das Neue Deutsche Design der 80er Jahre“, ein Ausstellungskatalog des Bröhan-Museums (2014), lässt, ohne dabei akademisch zu werden, keine Fragen offen.

Hier geht’s zum Sammlerseminar Möbel der Achtziger.

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