Kunstwissen

Kunst im Netz - Was preiswert scheint und teuer war

Internetseiten zu Inflationsraten und zum Kaufkraftvergleich

Von Peter Dittmar
03.11.2016

Für 130 Rheinische Gulden versprach Dürer 1507, Jacob Heller einen Altar zu malen. Allerdings schrieb er ihm bald darauf, er würde das künftighin auch nicht für 200 und nicht für 400 Gulden tun, wo er doch für eine Unze Ultramarin bereits 10 bis 12 Dukaten zahlen müsse. Zwar gibt es keine Unterlagen, was Raffael für die „Sixtinische Madonna“ erhielt. Aber dass August III. 1754 dafür 25.000 Scudi zahlte (und zusätzlich eine Kopie für die Mönche in Piacenza malen ließ) ist überliefert. Für 1000 Mark überließ Max Beckmann 1932 seine „Pariser Fastnacht“ der Nationalgalerie in Berlin, obwohl – wie er in einem Brief anmerkt – „Die Preise meiner größeren Bilder vor einem Jahr noch 10 – 12.000 M die kleineren 2 – 5000 M“ waren. Und an den 30.000 Mark, die 1911 van Goghs „Mohnfeld“ der Bremer Kunsthalle kostete, entzündete sich als Grundsatzstreit der „Protest deutscher Künstler“. 

Angesichts der Millionenbeträge, die heutzutage bei Auktionen und Kunstmessen bezahlt werden, scheinen diese Summen gering zu sein. Doch der Eindruck trügt, schaut man auf Löhne und Preise zu damaliger Zeit. Allerdings haben solche Vergleiche einen Schönheitsfehler, weil sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte die Paritäten der Währungen wie die Bewertungen von Arbeitsleistungen und der Warenkorb änderten. Das Internet bietet mit Seiten zum Kaufkraftvergleich und den Inflationsraten deshalb nur Annäherungen. Für Mark und Euro eignet sich dazu fredriks.de/hvv/kaufkraft.php. Danach entspräche Beckmanns Vorzugspreis für die „Pariser Fastnacht“ inzwischen 4147,58 Euro, also etwa dem Achtfachen. Und knapp 50.000 Euro wären demnach für seine größten Bilder vonnöten. 

Würden heute für den Bremer van Gogh 12.607.518,71 Euro gezahlt, sähe das nach einem respektablem Gewinn aus. Doch tatsächlich wäre es lediglich der Inflationsausgleich ohne jegliche Verzinsung. Dieser Betrag ergibt sich, wenn man ihn mit de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Wechselkurse_(Goldstandard) in Franc zurückrechnet und dann über den „Inflationsrechner“ unter fxtop.com/de/inflationsrechner.php über die Jahre verfolgt. Für die meisten Länder reicht der Zeitraum für solche Inflationsberechnungen allerdings nicht über 1955 hinaus. Beim Dollar bieten sich deshalb usinflationcalculator.com und die Rubrik „Relative Value US“ unter measuringworth.com an, die bis 1774 zurückreicht. Für das Pfund beginnt diese Berechnung sogar bereits 1270. Dagegen reichen inflation.stephenmorley.org oder bankofengland.co.uk/Pages/Search.aspx?q=inflation nur bis 1751 zurück. Daraus ergibt sich, dass Turners „Juliet and her nurse“, 1980 in New York mit umgerechnet 2.844.440 Pfund damals das teuerste Gemälde in einer Auktion, heute aufgrund der Inflation 13 Millionen bringen müsste. 

Dürers 130 Florentiner Gulden entsprächen nach dem Wert des Goldes heute etwa 16.000 Euro, nach der Kaufkraft erforderten sie jedoch 50.000 Euro. Das verrät mittelalterrechner.de. Er erlaubt, verschiedene mittelalterliche Währungen zu vergleichen sowie die damals sehr unterschiedlichen Gewichte, Hohl-, Längen- und Flächenmaße umzurechnen. Außerdem hat er die Preise für die unterschiedlichsten Dinge – von Brückenzöllen bis zu Kerzen und Brot – parat. Der Heller-Altar entsprach demnach 65 Kühen, 158 Pfund Salz oder den Kosten für vier Pilgerreisen von Norddeutschland nach Rom. Und die 25.000 Scudi für den Dresdner Raffael nahm seinerzeit eine einigermaßen wohlhabende Familie in fünf Jahren aus ihren Besitzungen ein. Andererseits verdiente ein Dienstbote damals 1 Scudo im Monat, während die Taxe für eine Kurtisane für eine Nacht zwischen 2 und manchmal sogar 10 Scudi betrug. Obwohl im 18. Jahrhundert für ein ungewöhnliches Gemälde selten mehr als 1000 Scudi gezahlt wurden, mussten die arrivierten Meister also dem Luxus nicht entsagen.

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