Kunstwissen

Kunst im Netz - Dürrenmatt und die Kleinmeister

Was man in digitalen Bildarchiven der Schweiz entdecken kann: Überraschendes und Kurioses auf den Seiten der Schweizerischen Nationalbibliothek

Von Peter Dittmar
07.10.2016

Altes und Rares, Überraschendes und Kurioses ist zu entdecken, wenn man die Seiten der Schweizerischen Nationalbibliothek aufruft. Zum Online-Datenbestand der Bibliothek in Bern (www.nb.admin.ch) beispielsweise gehören auch Bildergalerien mit speziellen Sammlungen. Eine davon ist die Sammlung Gugelmann, die Arbeiten der „Schweizer Kleinmeister“ des 18. / 19. Jahrhunderts erfasst. Das Geschenk von Annemarie Gugelmann bestand anfangs aus 1600 grafischen Blättern, 130 Alben und 130 Büchern mit Landschaften, charakteristischen Genreszenen und zur Kultur der Schweiz, die seinerzeit in beträchtlichen Auflagen als Souvenir für die frühen Touristen entstanden. Fortgeschrieben und ergänzt, gehören inzwischen 2545 Abbildungen zu dieser Sammlung (anzusehen unter: http://bit.ly/2cDDHL2; herunterzuladen unter http://bit.ly/2d7KOhy). 

Zum Stolz der Schweizer Gebrauchsgrafik gehören zweifellos die Plakate, die sich in ihrem Einfallsreichtum schon immer von den Anschlägen unterschieden, die man andernorts an Litfaßsäulen sah. Das dokumentiert die „Schweizer Plakatsammlung“ mit 83.262 Objekten, von denen die Nationalbibliothek etwa die Hälfte besitzt (http://bit.ly/2dbYtoV). Die übrigen wurden von anderen Schweizer Sammlungen in das Digitalisierungsprogramm eingespeist. Die Auswahl beginnt mit einem Anschlag aus der kurzen Zeit der République Helvétique von Napoleons Gnaden und führt bis in die Gegenwart. Dieses Konvolut lässt sich nach Grafikern, nach Institutionen, Sujets oder Orten durchsuchen. Die Auflösung der Objekte ist allerdings bescheiden, sodass zu oft Details nicht deutlich werden. Und schließlich gehört zu der Nationalbibliothek auch das Centre Dürrenmatt Neuchâtel. Es bewahrt nicht nur den literarischen Nachlass, sondern auch rund 400 Bilder und Skizzen – angefangen bei den Zeichnungen des Schülers Friedrich Dürrenmatt in seinen Schulheften bis hin zur grotesken Wandmalerei in der heimischen Toilette (http://bit.ly/2dbYB7R).

Diesen Bilderreigen erweitern die E-Pics der ETH Zürich, die sich als digitalisiertes Sammelbecken für Fotografien und Bilddokumente verstehen. Für die Rubrik „Alte und Seltene Drucke“ wurden von den insgesamt 25.000 Büchern, Tafelwerken und Zeitschriften vom 15. bis zum 20. Jahrhundert (mit Schwerpunkt in Mathematik, Technik, Architektur und Naturwissenschaften) inzwischen 13 105 grafische Blätter (http://bit.ly/2dcR8Ue) ins Netz gestellt. Diese raren Bilder lassen sich in einem Extra-Fenster per Zoom vergrößern. Dazu erfährt man über das Siegel „Information“ alles Wesentliche zum Buch – den Hinweis, unter welcher Webadresse es vollständig eingesehen werden kann, eingeschlossen. 

Zu den E-Pics gehören auch die „Fotostiftung Schweiz“ (http://bit.ly/2dG9os4) mit 21.826 Seiten, die sowohl historische Aufnahmen als auch Arbeiten bekannter Fotografen wie Werner Bischof einschließt, sowie das „Bildarchiv der ETH-Bibliothek“, von dessen rund zwei Millionen Fotos seit der Mitte des 19. Jahrhunderts inzwischen über 350.000 online aufzurufen sind (http://bit.ly/2dtwGSZ). Alle diese Seiten erweisen sich als permanente Verführung, sich von der Bilderflut des Alten wie Raren, des Überraschenden wie Kuriosen – vom Sachlichen ganz zu schweigen – ablenken und vom ursprünglichen Ziel fortlocken zu lassen.

Service

Dieser Beitrag erschien in

KUNST UND AUKTIONEN Nr. 16/2016

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