Nach wie vor setzt die Art Basel weltweit die Standards dafür, was eine herausragende Kunstmesse ausmacht. Im Interview verrät Direktorin Maike Cruse, wie ihr das auch in diesem Juni gelingt
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10.06.2025
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 242
Bei insgesamt 67 außergewöhnlichen, formatsprengenden Arbeiten der „Unlimited“ fällt es schwer, einzelne hervorzuheben. Besonders stolz sind wir natürlich auf historische Positionen wie die Installation eines transportablen U-Bahn-Eingangs von Martin Kippenberger. Eine Arbeit, die ursprünglich 1997 auf der Documenta X in Kassel gezeigt wurde. Dieser Eingang war Teil von Kippenbergers Vision eines weltumspannenden U-Bahn-Netzes. Es ist naturgemäß unglaublich aufregend, eine solche Arbeit zeigen zu dürfen. Ähnlich geht es mir mit der Performance „Untitled (Go-Go Dancing Platform)“ von Felix Gonzalez-Torres aus den frühen 1990er-Jahren. Wir kennen alle die Plattform mit den Leuchten, wo in unregelmäßigen Abständen ein Go-go-Tänzer erscheint und tanzt. Es ist eine sehr politische Arbeit, die sich auf die Körperlichkeit während der Aids-Krise bezieht. „Sexual Pleasure“ heißt eine der wichtigen Textarbeiten der US-amerikanischen Künstlerin Mira Schor von 1998, die wir auch in der „Unlimited“-Sektion präsentieren werden.
Die großformatigste Arbeit kommt in diesem Jahr vom Atelier Van Lieshout. Das niederländische Atelier rund um den Bildhauer und Objektkünstler Joep van Lieshout bringt eine Prozession aus vielen Objekten und Skulpturen nach Basel.
Das ist eine sehr gute Beschreibung. Unsere Galerien bringen die wichtigsten Werke auf die Messe, und wir wählen die besten Galerien aus. „Museum auf Zeit“ bedeutet für mich, dass in dieser einen Messewoche sichtbar wird, was genau zu dem Zeitpunkt in der Kunstwelt als wichtig erachtet wird. Insofern ist das eine perfekte Ergänzung zu den eigentlichen Museen, die natürlich in und mit einer ganz anderen Zeitlichkeit arbeiten. Die in verschiedene Sektionen gegliederte Messe ist auch deswegen so vielschichtig, weil hier der Bogen von den ganz jungen Positionen bei „Statements“ – also aufstrebende, noch zu entdeckende Künstlerinnen und Künstler – bis zu den Klassikern der Moderne gespannt wird.
Mit „Premiere“ füllen wir eine Lücke. Es gibt einige eher jüngere Galerien, die sehr wichtig für die Messe sind, aber deren Künstlerinnen oder Künstler mit ihren erfolgreichen Karrieren nicht mehr in die junge „Statements“-Sektion passen. Gleichzeitig bestand der Wunsch, projektbasiert an der Art Basel teilzunehmen. Diese projektbasierte Sektion erweist sich als sehr attraktiv. Uns erreichten viele gute Bewerbungen, bei einem mit zehn Ständen relativ begrenzten Platzangebot. Das hat uns gezeigt, dass es für dieses Format einen hohen Bedarf gibt. In der Sektion „Premiere“ präsentieren Galerien künstlerische Positionen, die schon etablierter sein können.
Die Galerie Lars Friedrich zeigt beispielsweise eine kleine Gruppenausstellung mit Werken von Min Yoon, Nora Kapfer und Peter Wächtler. Jacky Strenz, Galeristin aus Frankfurt, präsentiert eine Soloschau der 2023 verstorbenen Bildhauerin Lin May Saeed, deren Werke sich mit Tierbefreiung, Mensch-Tier-Beziehungen und ökologischer Verantwortung beschäftigen. Die Londoner Galerie Edel Assanti ist erstmals bei der Art Basel dabei und zeigt den afroamerikanischen Künstler und Improvisationsmusiker Lonnie Holley, dessen Arbeiten sich auf die afrikanische Bildhauerei-Tradition beziehen und der auch im Rahmen der „Unlimited“ mit einem Film seine musikalische Arbeit präsentiert.
Ja, ich glaube, ganz besonders freue ich mich über die Entwicklung beim Parcours, weil so eine Veränderung natürlich immer erst mal riskant ist. Das ist aber genau so gelungen, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Parcours funktioniert wie eine Brücke zwischen der sehr etablierten Kunstebene und einer etwas spielerischen, ortsspezifischen Kunstwelt – auf Art-Basel-Niveau.
Erstens: den Rhein, an dem ich versuche, wenn ich hier bin, jeden Morgen eine Runde zu gehen, der unglaublich viel Energie bringt und in dem ich im Sommer auch sehr gern schwimme. Wir veranstalten erneut ein Rhein-Schwimmen zusammen mit den Galeristinnen und Galeristen am Sonntag vor der Messe – vorausgesetzt, es klappt auch diesmal mit dem Wetter. Als wir das das erste Mal gemacht haben, war es ein großer Erfolg, und viele Galeristinnen und Galeristen sind danach jeden Morgen im Rhein schwimmen gewesen. Zweitens: Ich schätze das Kunsthallen-Restaurant. Dies ist ein Ort, den ich seit 20 Jahren besuche. Da fühle ich mich wie zu Hause.
Zusammenfassend würde ich sagen: natürlich die Institutionen der Stadt, die Fondation Beyeler, das Kunstmuseum, das Museum Tinguely und die Kunsthalle. Alle bieten erstklassige Ausstellungen – nicht nur zur Art Basel, sondern das ganze Jahr über.
Messe Basel
„Unlimited“-Eröffnung (nur auf Einladung): 16. Juni 2025
VIP-Tage: 17. und 18. Juni 2025
Publikumstage: 19.–22. Juni 2025