Messe für Tribal Art

Kontinuität ohne Stillstand

Yves-Bernard Debie leitet mit der Parcours des Mondes in Paris nun die wichtigste Messe für traditionelle Kunst aus Afrika und Ozeanien

Von Ingo Barlovic
30.08.2023
/ Erschienen in Kunst und Auktionen Nr. 13/23

Pierre Moos, der im letzten Jahr verstorbene „Monsieur Parcours des Mondes“, hatte den Pariser Galerienrundgang seit 2006 gemanagt. Seinem Nachfolger, Yves-Bernard Debie, hinterlässt er ein bestelltes Haus: Der Parcours ist mit Abstand die wichtigste Messe für traditionelle Kunst aus Afrika und Ozeanien. Um die 60 Aussteller präsentieren sich diesmal in Saint-Germain-des-Prés – zwanzig Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Entsprechend setzt Debie, der seit der Pandemie die Messe zusammen mit Moos leitete, auf Kontinuität, nicht aber auf Stillstand. Neuerungen hatte er noch zusammen mit ihm geplant. Dazu gehören eine stärkere Präsenz in den sozialen Netzwerken, eine Verjüngung des Logos, die Einbeziehung von zeitgenössischer afrikanischer Kunst und vor allem der erstmals durchgeführte „Showcase“: Sechs Händler haben die Möglichkeit, auf der Messe zu debütieren.

Laurent Granier ist einer davon. Er hat auf der im Frühling stattfindenden Paris Tribal bewiesen, dass er hohe Objektqualität anbietet. Stolz ist er auf eine alte Porträtmaske der Baule. Die Gelegenheit nutzt auch der Sahara-Experte Michel van den Dries aus Belgien. Seit Jahren kaufen bei ihm nicht nur Sammler, sondern auch die großen Galerien ein.

Chokwe-Maske Tribal Art
Eine Chokwe-Maske aus Angola, angeboten von Adrian Schlag, Tribal Art Classics. © Adrian Schlag, Tribal Art Classics, Brüssel

In diesem Jahr veranstalten über 20 Galerien monothematische Ausstellungen. Pablo Touchaleaume möchte mit Arbeiten der Mbembe aus dem Crossriver Gebiet in Nigeria punkten. Sie sind berühmt für ihre großen Trommeln, die bis zu 300 Jahre alt sein können. Erhalten sind davon vor allem die verwitterten, ausdrucksstarken Skulpturenfragmente, denen das Metropolitan Museum 2014 in einer Ausstellung ein Denkmal gesetzt hat. Das Objekt von Touchaleaume war nicht in New York dabei, seine Provenienz, der renommierte Pariser Sammler Max Itzikovitz, bürgt aber für Authentizität.

Michael Woerner und Dierk Dierking aus Zürich präsentieren traditionelle Kunst aus Indonesien und vom Amazonas und als Schwerpunkt Asiatika aus der Kollektion der Sammler-Urgesteine Robert und Alice Piccus. Unter dem Titel „Ganesha“ wird dies mit zeitgenössischer Kunst kombiniert. Dazu ist ein Katalog erschienen. Ein Highlight ist eine Ganesha-Skulptur aus Kaschmir.

Adrian Schlag zeigt Objekte, die die zwei Pole der afrikanischen Kunst kennzeichnen: Er stellt expressive magische Objekte wie ein mit Nägeln bedeckter Nkisi aus dem Kongo eleganten Skulpturen gegenüber, beispielsweise einer Maske der Chokwe aus Angola. Das Quartett der deutschen Aussteller wird von der Ägyptenexpertin Antonia Eberwein vervollständigt. Keiner von ihnen betreibt eine Galerie in Deutschland. Hierzulande gibt es weniger international anerkannte Galerien für Kunst aus Afrika und Ozeanien als Finger an einer Hand.

Widderkopf Nigeria Tribal Art
Ein aus Nigeria stammender Widderkopf (19. Jahrhundert), angeboten von der Pariser Galerie Lucas Ratton. © Galerie Lucas Ratton, Paris / Vincent Girier Dufournie

Lucas Ratton hat in der letzten Zeit Pariser Messen um Kunst etwa der Dogon bereichert. Diesmal verzichtet er auf eine Sonderausstellung, weist dafür auf das Jubiläum seines Vaters hin: Philippe Ratton präsentiert Kunstwerke anlässlich des 50. Geburtstags seiner Galerie.

Neben Platzhirschen wie Monbrison, Meyer und Entwistle sind erneut Galerien an Bord, die auch auf den Messen Tefaf und Brafa ausstellen. Zu ihnen gehören Montagut, De Grunne, Dalton Somaré, Ferrandin oder Serge Schoffel. Für Hochpreisiges ist so gesorgt. Didier Claes, der sich in letzter Zeit auf dem internationalen Parkett etwas rar gemacht hat, ist zweifach mit afrikanischer Kunst vertreten: Mit der Claes Gallery für traditionelle Werke und mit Claes Modern and Contemporary.

Wie jedes Jahr lohnt die Einkehr bei Michael Hamson, der seine guten Kunstwerke aus Ozeanien sehr fair einpreist. Ein Parcours-Klassiker ist schließlich die Galerie Fröhlich, die immer wieder Entdeckungen in Schweizer Privatsammlungen macht. Dazu gehört eine Figur der Mambila aus Nigeria.

Was wird die Zukunft bringen? Yves-Bernard Debie denkt darüber nach, den Parcours des Mondes mit kleinerer Teilnehmerzahl in andere Städte zu exportieren: „Warum nicht in Venedig, Barcelona oder London?“

Service

Messe

„Parcours des Mondes“, Paris,

5, bis 10. September

parcours-des-mondes.com

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