Sie finden die Kunstmarktpreise oft schwindelerregend? In unserer Reihe „10 unter 10.000“ durchforsten wir jeden Monat Galerien und Auktionshäuser nach Kunst, die (noch) erschwinglich ist. Folge 10: Op-Art von Gerhard Uhlig und eine coole Collage
ShareFür ein aufklappbares Künstlerbuch haben sich sieben Künstlerinnen und Künstler mit den sieben Todsünden beschäftigt und diese als bunte Pop-up-Grafik gestaltet. Zu den Todsünden, die im fünften Jahrhundert nach Christus von Mönchen ausgerufen wurden, gehören: Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit. Über die heutige Relevanz des Sündenkatalogs lässt sich streiten, doch die bunten Kunstwerke, die für jede der sieben Sünden eine zeitgenössische Perspektive darlegen, lassen sich hervorragend ins heimische Regal oder auf die Kommode stellen. Bei der „Wolllust“ von Klaus Süß handelt es sich um einen Holzschnitt, auf dem sich zwei leichtbekleidete Figuren voller Begierde anschauen. Am 24. und 25. März ruft Venator & Hanstein in Köln die einzelnen Schnitte von 2011 bis 2014 jeweils zur Taxe von 600 Euro auf. Von den Büchern, die bei Burgert Presse in Rudolstadt erschienen ist, gibt es 50 Exemplare (+ 10 E.A.).
Im Jahr 2017 gründete Valerie von Meiss die nomadische Galerie „The Curve“, die sich auf zeitgenössische Collagen spezialisiert. Auf ihrer Website und in Pop-up-Locations bietet die Galerie jungen aufstrebenden sowie etablierten Kunstschaffenden eine Plattform. Beim Werk „Two Faced“ von K Young handelt es sich um die Fotografie einer Collage aus dem Jahr 2022. K studierte am renommierten Central Saint Martins College, lebt in London und verwendet im Englischen die genderneutralen Pronomen them/they. Für seine/ihre Collagen durchsucht K alte Bücher und Magazine. Aus diesen Materialien setzt er/sie neue Bilder zusammen, die häufig Themen wie Identität, Gender-Politics und Sexualität behandeln. Der Print (Edition 5 + 2 AP) misst 60 x 60 Zentimeter und kostet 2975 Euro.
Das Dresdner Auktionshaus Schmidt ruft am 25. März ein surrealistisch anmutendes Gemälde von Manfred Kastner auf: „Ein schöner Tag“ von 1970 misst 55 x 70 Zentimeter und verzaubert uns nicht nur durch seinen strahlend blauen Himmel, sondern auch durch sein geheimnisvolles rotes Bauwerk. Der Maler und Bildhauer (1943–1988) begann seine künstlerische Karriere als Präparator am Stralsunder Meeresmuseum, arbeitete als Bühnenbildner und Restaurator. Da seine Kunst nicht dem in der DDR vorherrschenden Stil des sozialistischen Realismus entsprach, wurde Kastner zunächst als „sozialismusfeindlich“ eingestuft. Im Jahr 1978 wurde er schließlich doch in den Verband Bildender Künstler in der DDR aufgenommen, es folgten viele Ausstellungen. Der Schätzpreis für „Ein schöner Tag“ liegt bei 5000 Euro.
Als sich Gerhard Uhlig (1924–2015) in den 1960er-Jahren mit der Ästhetik der Kybernetik (der Wissenschaft der Steuerung von Maschinen und deren Analogie zu lebenden Organismen) auseinandersetzte, versuchte er die Auswirkungen neuer Informationstechniken auf unser Denken visuell festzuhalten. Dabei schuf er im Stil der Op-Art filigrane Tuschezeichnungen auf Papier. Der in Leipzig geborene Künstler entwickelte Bildkompositionen, die Volumen und Räume allein durch Linien bilden. Diese wurden von ihm durch sparsam eingesetzte Farbpunkte akzentuiert. Die zwei Kreise mit den zwei farbigen Punkten strahlen eine fast schon hypnotische Wirkung aus. Der Kunsthandel Henneken aus Westfalen bietet die 34,1 x 26,3 Zentimeter große Zeichnung (ohne Titel) für 4000 Euro an.
Mühi heißt eigentlich Hannah Müller-Hillebrand und arbeitet in Berlin. Die junge Künstlerin, Jahrgang 1996, bezeichnet sich auf ihrem Instagram-Profil als „queer urban hippie“. Mit ihrer Kunst steht sie für eine junge Generation, die sich für Body Positivity, Achtsamkeit und Genderfluidität einsetzt. Die Arbeit aus Acryl und Ölfarbe misst 60 x 80 Zentimeter und kann bei „Kunst100“ für 950 Euro erworben werden. Der Onlineshop ist schon lange kein Geheimtipp mehr, denn mittlerweile führt der digitale Kunsthandel ein beachtliches Portfolio mit über 70 Künstlerinnen und Künstlern. Gründerin Lila Nettsträter verfolgt das Ziel, aufstrebenden Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten und echte Kunst für alle zugänglich zu machen. Dabei achtet „Kunst100“ besonders darauf, sein Angebot so divers wie möglich zu gestalten.
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