Messe Art & Antique

Glanzvolles Comeback

Die Vorfreude ist groß, die Erwartungen sind hoch: Endlich findet die Art & Antique Salzburg nach der Zwangspause der letzten beiden Jahre wieder statt.

Von Gloria Ehret
06.04.2022
/ Erschienen in Kunst und Auktionen 6/22

Von Michael Powolny, dem Schöpfer hinreißender Wiener Keramik-Figuren, präsentiert Susanne Bauer (Wien) den 1907 entworfenen Frühlingsputto in der Schwarz-Weiß-Fassung (16.000 Euro). Bei Florian Kolhammer (Wien) sticht eine zylindrische Keramikvase nach Entwurf von Karl Klaus mit geometrischer Ornamentbemalung ins Auge, die um 1910 von Serapis Wahliss ausgeführt wurde (7800 Euro). Auf den Architekten und Designer Josef Frank geht der Entwurf für eine puristische, auf Stäbe reduzierte Vitrine von 1946 zurück (18.000 Euro). Nikolaus Kolhammer (Wien) verweist auf einen Art-déco-Spiegel mit Nussholzrahmen und Elfenbeineinlagen, der von Josef Hoffmann entworfen und von Max Welz um 1935 ausgeführt worden ist (48.500 Euro).

Art & Antik Salzburg
Bei Florian Kolhammer sticht eine puristische, auf Stäbe reduzierte Vitrine von 1946 nach einem Entwurf des Architekten und Designers Josef Frank heraus. © Florian Kolhammer, Wien

Gläser vom Barock bis zu zeitgenössischen venezianischen Designobjekten sind ein Standbein der Wiener Traditionsfirma Kovacek in der Spiegelgasse, Gemälde vom Biedermeier bis in die Gegenwart das andere. So konkurrieren aktuell eine 1961 datierte, in der Vetreria Vistosi ausgeführte Muraneser „Pulcino“-Glasplastik von Alessandro Pianon (9600 Euro) mit dem Gemälde „Auf den Roten Straßen der Mondberge“, das Friedensreich Hundertwasser auf seiner Afrika-Reise 1967 gemalt hat.

Der Silberspezialist Kende aus Tübingen hat sich mittlerweile zur führenden Adresse für zeitgenössische Objekte entwickelt. Sein Tafelleuchter-Paar nach Entwurf von Nan Nan Lin und eine Mokume-gane-Vase von Ryuhei Sako sind bedeutende Werke der angewandten Gegenwartskunst.

Art & Antik Salzburg
Die Wiener Traditionsfirma Kovacek in der Spiegelgasse offeriert unter anderem eine 1961 datierte, in der Vetreria Vistosi ausgeführte Muraneser „Pulcino“-Glasplastik von Alessandro Pianon. © Kovacek Spiegelgasse

Mit Bildern des 19., 20. und 21. Jahrhundert reich bestückt sind die Messewände von Ausstellern mit gemischter Offerte. Die Wiener Galerie Giese und Schweiger gehört sicherlich zu den am längsten vertretenen Messeteilnehmern. Zudem ist Dr. Giese zahllosen Fernsehzuschauern als Gemälde-Spezialist der Sendung „Kunst und Krempel“ bekannt. Das 19. und frühe 20. Jahrhundert bilden die Schwerpunkte seines Programms. Herausgegriffen sei ein prachtvolles „Stillleben mit Nautilus, Blumen und Perlen“, in dem sich die virtuose malerische Raffinesse des Hugo Charlemont der 1880er-Jahre ausdrückt. Auch Hubert Scheibl begegnet man öfter: So bei Nikolaus Kolhammer mit dem 2003/04 auf einer Nepal-Reise gemalten Ölbild „Phoksudo“ (42.000 Euro) und bei Lilly’s Kunsthandel (Wien) mit „Solaris“ von 2010/11. Alfons Walde und Albin Egger-Lienz, die beiden Tiroler Maler-Heroen der Bergwelt beziehungsweise des Bauernlebens, dürfen auf keiner österreichischen Messe fehlen: Der Kunsthandel Freller (Linz) widmet ihnen sogar eine Sonderschau. Martin Suppan (Wien) konzentriert sich diesmal auf Alfred Zoffs Stimmungsimpressionismus mit Meeres- und Küstenlandschaften, die schon Kaiser Franz Josef I. begeisterten. Magnet (Völkermarkt) pflegt den „Nötscher Kreis“ mit Anton Koligs „Der Hamlet vom Dorfende“ von 1948 und Werner Bergs „Kirchtagsgehern“ von 1960. Bei der Galerie Hieke (Wien) nimmt uns Heinrich Schröder nach „Mallorca“ mit und an die südfranzösische Küste entführt uns Helene Funke. Gérard Schneiders Münchner Galerie Française favorisiert die französischen Klassiker mit zwei Gouachen: Georges Braques „Vol d’oiseaux“ von 1954 und Marc Chagalls „Parade au Circe“ sowie Serge Poliakoff, der zu Schneiders festen Größen gehört. Bei Kolhammer & Mahringer bezaubert Chagalls „Blick aus Paris durchs Fenster gesehen“. Andy Warhol darf auch nicht fehlen, dafür sorgt die Galerie Haas & Gschwentner (Salzburg). Und ohne Arnulf Rainer kommt keine österreichische Messe aus: Artziwna (Wien) präsentiert einen Farbenrausch in Hand- und Fingermalerei, ausgeführt 1983/84. Wienerroither & Kohlbacher (Wien) vereinen Arnulf Rainers Mischtechnik „O. T.“ von 1996 (Abb.) mit dem 1961 entstandenen Gemälde „Da, aus dem Zyklus Als alle Dinge …“ des viel geliebten Max Weiler.

Vielseitig ist das Programm des Kunsthauses Wiesinger (Wels). Von Albert Gleizes überzeugt die farbintensive Gouache „Mutter und Kind“ von 1934. Dort gibt es auch Arbeiten des Berliner Bildhauers Robert Metzkes, dessen zeitlos-klassisch-moderne Terrakotta-Statuetten und großen Bronzebildwerke eine breite Fan-Gemeinde haben. Eher an Salvador Dalí mag man sich bei Stefan Neidhardts bemalter Holzskulptur „Unterwerfung des Zeus“ am Stand von Michael Kraut (Bleiburg) erinnern, an dem ein wunderbares „Triest“-Bild von Friedrich Eigner auch eine zeitlos schöne Moderne vor Augen führt.

Längst haben auch Fotos die klassischen Kunst- und Antiquitätenmessen erobert. Ira Stehmann (München) kommt mit Venedig-Abzügen von Christopher Thomas nach Salzburg. Und die Galerie Ruberl (Wien) hat sich diesmal Marlene Dietrich verschrieben, die durch Aufnahmen von Irene Andessner präsent ist.

Service

MESSE

SALZBURG Art & Antique,

Residenz, 9. – 18. April 2022

artantique-residenz.at

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