Die Auswahl an Gemälden des süddeutschen Malers Hans Rottenhammer auf dem Kunstmarkt war in den vergangenen Jahren größer denn je. Ein Millionenzuschlag zu Beginn des Jahrzehnts befeuerte den Markt
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05.11.2021
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Erschienen in
Kunst und Auktionen Nr. 17
Wer sich im Besitz von Top-Losen wähnt, verlässt sich allerdings lieber auf die Sales-Power der Marktriesen Christie’s und Sotheby’s, die an ihren Londoner, Pariser oder New Yorker Standorten regelmäßig die besten Ergebnisse realisieren. Sotheby’s, Paris, sorgte denn auch im Juni 2011 für positive Stimmung: Dort verteuerte sich eine Darstellung der „Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, von den Engeln bedient“, für die man nur 40.000 Euro erwartet hatte, überraschend um runde 100.000; es blieb übrigens das einzige religiöse Motiv, das in die ansonsten von mythologischen Themen beherrschte Spitzengruppe gehoben werden konnte. Elf Monate später ging eine „Auferstehung des Lazarus“ bei Lempertz, Köln, mit dem Höchstgebot 40.000 Euro dagegen 10.000 unter Taxe weg.
Bei der Versteigerung des Ausnahme-Loses „Das Göttermahl: Die Hochzeit von Bacchus und Ariadne“ im Juni 2012 bei Christie’s, Paris, lief dafür alles wunschgemäß: Die 1602 von Rottenhammer für seinen Kollegen Jan Brueghel d. Ä. üppigst staffierte Figurenkomposition war seinerzeit wahrscheinlich von Rudolf II von Habsburg erworben worden und auch in Folge nur durch allerbeste Hände gegangen. Die bereits vorbildlose Taxe von 600.000 Euro würdigte mithin neben der herausragenden Qualität vor allem die exquisite Provenienz. Trotzdem hatte man damit noch ausreichend Luft nach oben gelassen, denn der Zuschlag konnte erst knapp über einer Million erteilt werden.
Undatiert, aber laut Bezeichnung ebenfalls in Venedig entstanden, ist ein weiteres „Göttermahl“ mit allerdings erkennbar aufgekratzteren Gästen, das Sotheby’s, New York, im Februar 2018 versteigerte. Die mit 146 mal 206 Zentimetern atypisch große Leinwand konnte die Taxe (150.000 Dollar) mühelos verdoppeln. Vergleichbare Qualitäten bot der Markt seither nicht mehr. Ein Vierteljahr später musste eine üppige „Venus vor dem Bade“ bei Grisebach, Berlin, zum Hammerpreis von 25.000 Euro und damit 5000 unter Taxe abgegeben werden. Weniger humoristisch angelegt als Tintorettos Münchner Variation des Themas ist eine Szene mit „Venus und Mars mit der Schmiede Vulkans im Hintergrund“, die bei Hampel, München, im Juni 2019 zum Aufruf kam. Obwohl man sich bei der Schätzung auf 35.000 Euro mit der Hälfte eines erst 13 Monate zurückliegenden Zuschlags beschied, konnte sie nicht ganz erfüllt werden. Ähnlich lau ging es weiter: Gegen Jahresende blieb Perseus als Retter Andromedas vor dem eher possierlich geratenen Ungeheuer bei Bassenge, Berlin, erwartbar unter 20.000 Euro , im Juni kam im Wiener Dorotheum eine „Leda“ mit recht entschlossen agierendem Schwan nur knapp darüber.
Die meist sehr dezidiert ausgeführten Zeichnungen gelangen im Vergleich selten auf den Markt; nur rund ein Dutzend waren es seit 2011. Der 20 Jahre alte Rekordzuschlag bei 160.000 Dollar ließ sich zwar erwartungsgemäß nicht wiederholen, doch wenigstens gelang Sotheby’s, Paris, im März 2019 mit 26.000 Euro für eine Kreuzigungsszene das beste Ergebnis seit vielen Jahren.
Resümee