Fiac online

Digitaler Glamour

Die Pariser Kunstmesse Fiac hat aus den Fehlern vieler Online Viewing Rooms gelernt und mit Erfolg eine digitale Zukunftsperspektive für die klassischen Messen aufgezeigt

Von Sebastian Preuss
18.03.2021

Während der Coronakrise sprießen die Online Viewing Rooms aus dem elektronischen Boden, selbst die spröde Abkürzung OVR ist schon gesellschaftsfähig geworden. Für die weltweit abgesagten Messen sind sie der einzige Strohhalm, und die Galerien machen bereitwillig mit. Jetzt hat sich auf dem OVR-Markt eine mittlere Sensation ereignet: Die Fiac, sonst das glamouröse Ereignis der Gegenwartskunst im Pariser Herbst, konnte nach ihrer rein digitalen Messe in diesem März starke Umsätze vieler Teilnehmer melden. Ein Grund für diese Mut machende Entwicklung: Die Fiac hat aus Fehlern anderer OVR-Messen gelernt und viel Geld und Energie in eine geschmeidige, elegante und leicht zu nutzende Online-Präsenz gesteckt. Das hat den Käufern offenbar Spaß gemacht, die Verkaufsverhandlungen wurden meist per Video oder Telefon geführt.

Während der Kunstbetrieb fassungslos darüber rätselt, warum eine digitale Bildercollage des bis vor Kurzem noch völlig unbekannten Künstlers Beeple fast 70 Millionen Dollar erzielen konnte, demonstrierte die Online-Fiac womöglich etwas Nachhaltigeres: nämlich wie der klassische Kunsthandel von den digitalen Möglichkeiten profitieren kann, ohne sich selbst dabei aufzugeben. Das Ende der „echten“ Messen muss man dadurch nicht fürchten. Dafür reisen viele Sammler zu gern und wollen das Erlebnis des originalen Werks. Vielleicht darf man diese Prognose wagen: Die Messen, die sich jetzt online bewähren, werden für die Sammler nach Corona auch in der analogen Version attraktiv bleiben.

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