Kunsthandel

TEFAF Maastricht: Mosaik des Lebens

Auf der Tefaf in Maastricht versammeln sich die besten Händler mit ihren schönsten Schätzen in den prächtigsten Kojen. Die Messe erzählt jedes Jahr einen Roman der Welt – jede Kostbarkeit ist eine Seite

Von Dorothee von Flemming
08.03.2018

Nur einmal, 2013, hat Larry Gagosian auf der Tefaf in Maastricht eine Gastrolle gegeben. Damals sorgte der prominente Teilnehmer für Aufsehen, doch es blieb bei der Premiere: Der Galerist mit Dependancen von Hongkong bis Rom entschied sich danach für die Tefaf New York Spring, auf der er in diesem Frühjahr einen Stand haben wird.

Auf der TEFAF tut sich einiges 

Seit 2016 veranstaltet die Tefaf auch in der historischen Park Avenue Armory in New York jährlich zwei, wenn auch weit weniger umfangreiche Messen »als Fenster auf Maastricht«, wie Tefaf -Direktor Patrick van Maris van Dijk bekräftigt. Im Mai wird moderne Kunst präsentiert, im November folgt ein ähnliches Programm wie die erfolgreiche Mischung in Maastricht. Die Teilnehmer rekrutieren sich bisher überwiegend aus dem Maastrichter Stamm. Dazu gesellen sich einige New Yorker Galeristen, die bislang nicht den Sprung in die Niederlande wagten. Absagen zugunsten von New York sind nicht zu vermelden – Gagosian bleibt mit seiner Entscheidung ein Einzelfall.

Unter den neunzig Ausstellern, die sich für Tefaf New York Spring 2018 angemeldet haben, sind 24 Neuzugänge, größtenteils aus den USA, aber wie Hemmerle und Bel Etage auch aus dem deutschsprachigen Raum. In Maastricht glänzt die Tefaf derweil in diesem Jahr mit 270 Teilnehmern, die ihre Schätze in neun Abteilungen präsentieren. Daneben locken etliche Angebote über das reine Marktgeschehen hinaus. So wird jedes Jahr eine wissenschaftliche Analyse der gegenwärtigen Kunstmarktsituation im Rahmen eines Symposiums präsentiert.

Der Tefaf Museum Restoration Fund unterstützt diesmal die Konservierung einer Kapelle im Museo Nacional de Arte Antiga in Portugal sowie die Restaurierung eines Porträts von Rembrandt im Museum of Fine Arts in Boston. Und die museale Präsentation während der Messe zeigt frisch restaurierte Schützengemälde aus dem Amsterdam Museum. Seit ihren Anfängen vor fast vierzig Jahren, damals noch unter anderem Namen, hat sich die Tefaf zum absoluten Marktführer unter den internationalen Messen entwickelt. Sie war wohl die erste, die ihre Organisation nicht den Teilnehmern überließ, sondern in einer Stiftung mit einem kompetenten Managementteam unterbrachte, die ständig auf den aktuellen Kunstmarkt reagiert, am Konzept gefeilt und so die Tefaf nachhaltig erfolgreich gemacht hat.

Neuerungen gibt es bis heute, etwa mit dem zusätzlichen Segment Tefaf Tribal, das nun vor allem afrikanische und ostasiatische Skulpturen zur Ahnenverehrung vereint. Vermissen wird man in diesem Jahr Johnny Van Haeften, den langjährigen Chairman der Gemäldesektion, der von London aufs Land gezogen ist und jetzt von Surrey aus mit alten Meistern handelt. Auch die Altmeisterexperten Moretti und Xaver Scheidwimmer kehren Maastricht den Rücken sowie die Galerie Aveline aus Paris mit ihrem Angebot hocheleganten französischen Kunsthandwerks.

Gleichzeitig haben sich sechzehn neue Teilnehmer angemeldet, die überwiegend den Bereich der modernen Kunst, aber auch mit vier Neuzugängen das Angebot an Design verstärken. Bei den Antiken nimmt den Platz der Royal-Athena Galleries die Pariser Galerie Chenel ein. Seit neun Jahren, als der damalige Messepräsident Ben Janssens die kleine Abteilung Showcase initiiert hatte, messen sich dort probeweise „junge“ Galerien mit ihren Kollegen. Einige wie Emanuel von Baeyer, der Zeichnungen und Grafik aus vielen Epochen zeigt, haben dieses Sprungbrett zur ständigen Teilnahme genutzt.

In diesem Jahr stellen die Brüsseler Galerie Le Beau ihre Designobjekte aus dem 20. Jahrhundert sowie die Kallos Gallery aus London Kunst des klassischen Altertums aus. Die Tefaf bietet Kunst aus 7000 Jahren, und häufig ist schon die Provenienz eines Objekts faszinierend. So bekam 1491 Leonardo da Vinci den Auftrag zu einem Altar in San Donato in Florenz, den er allerdings nicht vollendete. Einige Jahre später stellte Filippino Lippi den Altar samt Predella mit Bildern der Heiligen Albinus und Bernhard fertig. Letztere gelangte über zahlreiche Umwege zu Kollenburg Antiquairs, wo sie nun zu einem Preis zwischen 750 000 und 1 Million Euro angeboten wird. Im Mittelpunkt des Messestands von Vanderven Oriental Art stehen Skulpturen von Menschen.

Die beiden Wächter aus bemaltem und vergoldetem Gips aus dem China des 14. Jahrhunderts sollen 1,5 Millionen Euro kosten. Und der Londoner Silberexperte Koopman Rare Art wartet mit einer Kollektion überwiegend englischen Silbers aus vier Jahrhunderten auf, in der auch eine mit Email verzierte Deckelschale aus Bergkristall in der Form eines geflügelten Seepferdchen, um 1880 von dem Wiener Silberschmied Hermann Ratzersdorfer gearbeitet, zu bewundern ist (125000 Pfund). Die Händler, darunter viele treue und regelmäßige Tefaf-Teilnehmer, scheuen weder Mühen noch Kosten, um sich in Maastricht angemessen zu präsentieren und in der Phalanx erstklassiger Angebote herauszustechen. Von beidem profitiert der Besucher im besten Sinn, für den es die pure Lust ist, in dieses zehn Tage währende Museum der Weltkulturen einzutauchen.

Service

Termine

TEFAF Maastricht
10.-18. März

Dieser Beitrag erschien in

Weltkunst Nr. 140 / 2018

Zur Startseite