Kunsthandel

Die Cofa geht in Richtung Moderne

Das Angebot auf der Cologne Fine Art verschiebt sich von alter Kunst auf die Gegenwart zu. Auch Händler von Antikem nehmen das als Chance wahr.

Von Christiane Meixner
17.11.2016

Wenn Günter Puhze aus Freiburg an den Rhein reist, im Gepäck unter anderem einen römischen Marmorkopf, dann ist das eine Premiere. Der Experte für Antiken war nie zuvor auf der Cologne Fine Art, auch wenn er die Messe stets aufmerksam verfolgt hat. ­Puhzes Platz im Herbst war der Postpalast. Doch nun ist die Kunst-Messe München perdu, der Termin frei. Der Kunsthändler trauert, seine Klientel aus München wie Österreich war interessiert und treu. Auf Köln aber freut er sich auch, denn die Cofa hat sich in den vergangenen Jahren ein neues Publikum erschlossen.

Bestes Beispiel für diese Haltung sind die inszenierten Kojen von André Kirbach. In seiner Düsseldorfer Kunsthandlung versammelt er traditionelles Kunsthandwerk aus Japan und Kunst der Moderne. Sein Cofa-Stand hat jedes Jahr ein wechselndes Motto, diesmal heißt es „Licht und Schicht“. Gewidmet ist die Schau dem Lichtkünstler Günter Dohr, doch Kirbach mäandert stets durch die Jahrhunderte, um ästhetische Bezüge sichtbar zu machen. Für solche Querbeziehungen steht die Messe inzwischen, wenn wie im Vorjahr rund 15.500 Besucher durch die Hallen streben, bei Weller und von Zezschwitz Möbel aus dem 18. Jahrhundert betrachten und wenig später abstrakte Malerei von Hans Hartung bei Setareh aus Düsseldorf sehen (Preis auf Anfrage) – einer Galerie, die mit historischen Teppichen begonnen hat und im dritten Jahr ihrer Teilnahme gleich noch den jungen Bereich Cofa Contemporary mit Arbeiten von Wolfgang Betke, Gregor Gleiwitz, Vivian Greven und Maki Na Kamura bespielt.

Alles hier strebt zur eklektischen Vermischung der Epochen und Disziplinen. Was nicht negativ gemeint ist, sondern zeigt, dass Cofa-Direktorin Cornelia Zinken einen neuen Sammlertypus ernst nimmt: Er kauft Kunst, Design, Antiquitäten. Was immer ihn individuell anspricht, statt museologischen Gründen zu folgen. Auch Günter Puhze schätzt das Selbstbewusstsein von Messebesuchern, die sich seine Büste mit dem fein gezeichneten Gesicht aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert (48.000 Euro) neben Gemälden von Max Klinger oder der Berliner Illustratorin Dodo vorstellen können. Puhze bleibt bei seinem Programm, aber eine Galeristin wie Renate Krümmer bringt Klinger und Dodo auf die Messe mit. Die beiden kennen sich aus München, nun sind sie erneut Nachbarn und können prüfen, wie sich die Kunst diverser Zeiten befeuert.

Verlässliche Händler, was das Alte und Außergewöhnliche anbelangt, sind Ikonen-Spezialist Stefan Brenske ebenso wie der Bamberger Antiquitätenhändler von Seckendorff oder Schlapka aus München mit Objekten des ­Biedermeier. Thole Rotermund aus Hamburg steht für herausragende Arbeiten auf Papier, während Schmitz-Avila (Bad Breisig) schon im vergangenen Jahr mit einer großzügigen, eleganten Koje voller historischer Möbel auffiel. Sichtbar wird anhand der Liste von 2015 allerdings auch, dass einige Händler fehlen. Ruppert aus Hattenheim, vergangenes Mal mit Biedermeiertischen dabei, taucht ebenso wenig auf wie Otto von Mitzlaff. Vermisst wird die Galerie Michael Werner mit ihrem Mix von Malerei aus den Ateliers von Markus Lüpertz oder Per Kirkeby und Möbelkunst ebenso wie der Münchener Händler Eric Meletta, der 2015 sein Köln-Debüt mit ausgesuchten Möbeln hatte. All diese Teilnehmer haben vergangenes Jahr für ein abwechslungsreiches An­gebot gesorgt.

Die Lücken zu füllen scheint nicht schwierig in Zeiten, in denen sich die Messelandschaft neu sortiert, wo die Tefaf mit ihrer Expansion gen New York eine traditionelle Messe in Basel hinwegfegt und sich die Münchner Messebetreiber für eine Schrumpfkur entscheiden. Namhafte Händler suchen neue Standorte, Messen verändern sich. Und doch zeichnet sich an den rund 150 Teilnehmern der Cofa mit Galerien wie Samuelis Baumgarte (Bielefeld), Andreas Binder (München), Strehler (Sindelfingen), 401 Contem­porary (Berlin) oder Max Weber Six Friedrich (München) ein schleichender Trend zum 20. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart ab. Eine Entwicklung, die die Cologne­ Fine Art mit ihrer jährlichen Auszeichnung eines zeitgenössischen Künstlers – aktuell der Malerin Karin Kneffel – und der 2015 gegründeten Sektion Contemporary ein Stück mehr in die Nähe der Art Cologne rückt. Sie hat sich zwar schon vor Längerem für einen ­Termin im Frühjahr entschieden, bekommt auf diese Weise jedoch Konkurrenz in den eigenen ­Hallen.

Service

Abbildung ganz oben:

Franz Grabmayr, „Sandgrube“, Öl/Lwd. 1983-1993, 105 x 192cm, (Photo: Jacob Grabmayr, Courtesy: Galerie Artemons Contemporary, Hellmonsödt bei Linz)

Messe:

Cologne Fine Art, vom 17. bis 20. November

Dieser Beitrag erschien in

Weltkunst Nr. 122/2016

Zur Startseite