Kunsthandel

Kunsthandel Schweizer Premodern – Neues Umfeld in New York

Heinrich Schweizer bietet große Kunst aus Afrika und Ozeanien. In New York hat der Deutsche sich eine Monopolstellung in der Außereuropäischen Kunst erarbeitet.

Von Olga Grimm-Weissert
24.08.2016

„Ich bevorzuge die Monopolstellung in New York, statt ein Galerist unter vielen in Paris oder Brüssel zu sein“, konstatiert der junge deutsche Stammeskunsthändler Heinrich Schweizer. Der langjährige Spezialist von Sotheby’s­ New York ist seit dem Vorjahr selbstständig und hat gerade die Galerieräume des Zwischenhändlers Stephane Connery, Sohn von Sean Connery und Berater für zeitgenössische Kunst, in der besten New Yorker Lage übernommen: Upper East, Ecke Madison Avenue, gegenüber vom Marktgiganten Gagosian und neben der Mnuchin Gallery.
Wie alles in Schweizers Karriere ist dieses edle Umfeld eine gezielte Wahl. Schließlich gelang es dem promovierten Juristen, außereuropäische, speziell afrikanische und ozeanische Skulpturen nach ästhetischen, kulturhistorischen und preislichen Kriterien als Kunst schlechthin auf dem Markt durchzusetzen. Sein Firmenname Schweizer Premodern deutet dies an. Der erste Etappensieg kam 2007, „als erstmals Käufer aus anderen Sparten außereuropäische Skulpturen erwarben“, erzählt der freundliche und stets sehr fokussierte Erfolgsmensch. Seine langjährige Ambition war es, als Auktionator den Pariser Weltrekord von 2006 für die Afrikasammlung Vérité (44 Mil­lionen Euro) und für eine afrikanische Maske (5,9 Millionen Euro, die die L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt bezahlte) zu überbieten. Der neue Weltrekord gelang ihm schließlich 2014 mit dem Erlös von zwölf Millionen Dollar für eine Senufo-Statue von der Elfenbeinküste aus der US-Sammlung Myron Kunin. „Der Verkauf war nicht nur wegen des Preises bemerkenswert, sondern auch, weil ich für alle Aspekte verantwortlich war: Ich habe die Sammlung für Sotheby’s eingeworben, und ich war für den Katalog und die Auktion verantwortlich. Mit dem Verkauf wurde die afrikanische Skulptur zu einer der teuersten Kunstgattungen überhaupt“, kommentiert Schweizer zufrieden.

Dass ihm dies nicht nur Freunde einbringt, beweist die Einschätzung eines belgischen Galeristen, der moniert, Heinrich Schweizer habe „eine gewisse Aggressivität in den Markt eingebracht, um für Meisterwerke den höchsten Preis zu erzielen und sie preislich den modernen Künstlern anzugleichen“. Ein anderer Kritiker meint gar: „Wenn man ihn bei der Türe hinauswirft, kommt er zum Fenster wieder herein.“ Mit diesem Satz konfrontiert, lächelt Heinrich, der gar nicht so Schreckliche, fein: „Wenn ich davon überzeugt bin, dass ein Objekt in eine Sammlung passt, biete ich es eventuell sechs Mal an. Man muss seine Fantasie einsetzen, um den Sammlern diverse Möglichkeiten zur Bezahlung vorzuschlagen.“
Seit Heinrich Schweizer mit zehn Jahren sein erstes afrikanisches Objekt erwarb, handelt er gerne Zahlungsbedingungen aus. Aber neben dem kommerziellen Aspekt geht es ihm um die Anerkennung der afrikanischen und ozeanischen Kunst, deren Terminologie – mit Überbegriffen wie „Stammeskunst“, „Tribal Art“ oder „primitive Kunst“ – er ablehnt, weil sie die jahrhundertelange eurozentrische, kolonialistische, westliche Perspektive tradieren.
Daher seine ausführlichen Katalogbeschreibungen, mit denen er potenziellen wie auch besessenen Sammlern seine Liebe zur Kunst und sein Sachwissen vermittelt. Oft verbindet ihn langjährige Freundschaft zu Sammlern oder Händlern, wie etwa zu seinem Mentor, dem französischen Händler Philippe Guimiot, den der Münchner „Bub in kurzen Hosen“ um einen Termin bat, der zu einer Art Initiation in die afrikanische Plastik wurde. „Er ist intelligent, dynamisch, elegant und ehrlich. Bei Sotheby’s war er eindeutig der beste Experte der vergangenen Jahre“, versichert der in Brüssel lebende Guimiot. Auch Hélène Leloup, Grande Dame der afrikanischen Kunst, die zwar im Ruhestand ist, aber weiterhin berät, sowie der Pariser Top­galerist Bernard Dulon schätzen Schweizers Sachkenntnis und Händlertalent.
Der ehrgeizige junge Galerist möchte eigentlich nur fünf bis sechs Skulpturen pro Jahr platzieren, um nebenbei wissenschaftlich arbeiten zu können. Dennoch hat er im Mai und im Juni als gleichberechtigter Geschäftspartner von Sotheby’s je zwölf Objekte aus der – von ihm in einen Katalog aufgenommenen – Sammlung Malcolm in New York wie Paris zur Versteigerung angeboten. In Frankreich gingen zwei Objekte zurück, in den USA blieb eines unverkauft. Zusammen brachten die Auktionen 10,2 Mil­lionen Euro.

Schweizer Premodern, 39 East 78 Street, New York, schweizerpremodern.com

Diesen Beitrag finden Sie in der WELTKUNST Nr. 118/2016

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