Kunsthandel

Kunst auf Papier - Branchentreffen in New York

Am Anfang stand auch bei Lucas Cranach die Grafik – hier der reitende Prinz vor der Veste Coburg, Holzschnitt von 1506, 18,1 mal 12,5 cm. In Museen werden die Arbeiten auf Papier traditionell als eigenständige Gattung wahrgenommen und auch diverse Messen sind auf diesem Feld aktiv. Ein erheblicher Teil der Top-Händler wird sich in New York zur Messe ihres internationales Verbands IFPDA vom 4. bis 8. November zusammenfinden.

Von Jan Bykowski
09.03.2016

Nach umgesetzten Stücken gerechnet ist der Markt der Druckgrafik und Handzeichnungen groß, dennoch reichen knapp 90 Galerien aus, um ein Welttreffen der Szene zusammenzubringen. In Museen werden die Arbeiten auf Papier traditionell als eigenständige Gattung wahrgenommen. Und sie haben sich mittlerweile auch in den Augen der Sammler vom Image der Hilfs- oder preisbewussten Einstiegswerke befreit. Diverse Messen sind auf diesem Feld aktiv: der Salon du Dessin in Paris, die Print Fair in London und die Tefaf, die 2010 eine eigenständige Papierabteilung ins Leben gerufen hat. Auch in diesem Jahr wird sich wieder ein erheblicher Teil der Top-Händler in New York zur Messe ihres internationales Verbands IFPDA zusammenfinden – eine der einflussreichsten Veranstaltungen ihrer Art, die in den Bereichen Angebot und Nachfrage gehobene Qualität zu bieten hat, wie Armin Kunz bestätigt. Er ist nicht nur der Sekretär des Verbands, sondern auch der Geschäftsführer der New Yorker Niederlassung des in Leipzig gegründeten, heute in Düsseldorf ansässigen Traditionshauses C. G. Boerner. Hier brauche er nicht die anderswo durchaus vorkommende Frage „Sie haben schöne Druckgrafik. Handeln Sie auch mit Originalen?“ zu beantworten. Man stehe eben interessierten und informierten Sammlern und Kuratoren gegenüber. Zum Herbsttermin bringt er einen frischen Katalog mit. In seiner Koje kann er neben Dauerbrennern wie den Apokalyptischen Reitern von Albrecht Dürer (105.000 Dollar) und der um 1650 entstandenen, preislich noch darüberliegenden Radierung „L’Obelisque“ von Rembrandt mit Werken von Lucas Cranach d. Ä. aufwarten. Bei aller berechtigten Begeisterung für dessen große Historien- und Heiligengemälde und berühmte Porträts wird das grafische Werk leicht übersehen. Dabei war es für Cranach besonders zu Beginn seiner Karriere bedeutend und ist am Markt auch heute erfolgreich, wenn auch seltener und zu niedrigeren Preisen als Dürer und Rembrandt gehandelt. Als Kupferstecher in Wien hat er zahlreiche Illustrationen für Johann Winterburger geschaffen, der als erster Buchdrucker der Stadt gilt. Über ihn hat Cranach Zugang zu den Kreisen des Adels und der Humanisten erhalten, die ihn später zu einem so erfolgreichen und wohlhabenden Künstler gemacht haben. In New York bietet C. G. Boerner nun eine Erstausgabe des Salzburger Missale für 65.000 Dollar an, das Cranach mit Stichen ausgestattet hat. Eine seltene Gelegenheit, eine der Wiener Arbeiten Cranachs zu erwerben, mit denen er sich vom gotischen Illustrator zum charaktervollen Renaissancemaler entwickelt hat. Exemplare des Missale Salisburgensis finden sich nur noch in der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Österreichischen Nationalbibliothek Wien. Nur zehn Jahre nach dieser Missale sind Drucke entstanden, die das Buch- und Kunstantiquariat August Laube aus Zürich präsentiert. Vom Hans-Holbein-Schüler Leonhard Beck sind kaum Gemälde überliefert, bekannt ist er noch heute für seine grafischen Umsetzungen für den Theuerdank und den Weißkunig, den beiden autobiografisch gefärbten Werken des Habsburger Kaisers Maximilian I. Letzteres blieb zwar unvollendet, und erst 1775 wurden erstmals Text und Grafik in einem Band vereint herausgegeben. Leonhard Beck aber hatte bereits 1516 Probedrucke für das Buchprojekt erstellt, einer davon ist das „Gruftblatt“, das in New York mit 15000 Franken angeboten wird. Ein weiterer großer Name an diesem Stand ist Albrecht Dürer, von dem eine Heilige Sippe mit musizierenden Engelsknaben als Holzschnitt von 1511 dabei ist (10.000 Franken). Für Brigitta Laube ist der New-York-Termin einer der wichtigsten im Geschäftsjahr ihrer Branche, entsprechend wird hierfür jährlich ein Katalog erstellt. Die Vernetzung auf verschiedenen Ebenen und die Wertschätzung, die dem Medium entgegengebracht wird, sind auch für die Galerie Sabine Knust wichtige Gründe, sich von München aus auf die Reise zu machen. Die Sparte der jüngsten Kunst bedient sie unter anderem mit einem aktuellen Wagner-Zyklus von Jonathan Meese. „RHEINGOLD: BLEND- HECHT: EVOLUTIONSCHEF: PORRIDGE (DEINE MILCHMÄDCHEN- RECHNUNG IST FIT)“ von 2015, eines von zehn Motiven der Serie „ERZCHEFSACHE BAYREUTH (OPERZ DE HOTTIE DE LARGE)“ ist auf 13 Exemplare limitiert und für 2700 Euro im Angebot. Zwar handelt es sich bei der „International Fine Print Dealers Association“ um einen ausdrücklich länderübergreifenden Verband, die meisten Mitglieder und Aussteller stammen dennoch aus dem angelsächsischen Raum. Aus London kommt Emmanuel von Baeyer, auch er mit einem frischen Katalog. Sein Angebot an Werken von Dominique Vivant Denon umfasst teilweise erstveröffentlichte Blätter. In New York sind sie in einem großen Preisbereich zwischen 350 und 10.000 Pfund erhältlich. Ebenfalls in London ist die Bernhard Jacobson Gallery zu Hause, die in den USA mit britischen Künstlern wie Lucian Freud und David Hockney, aber auch mit den Amerikanern Ed Ruscha, Sam Francis und besonders Robert Motherwell auftritt. Zu dessen 100. Geburtstag werden Werke zwischen 3000 und 10.000 Dollar angeboten.

Zur Startseite