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Brennen für den guten Geschmack

Zu ihrem zehnten Jubiläum hat sich die Edelobstbrennerei Stählemühle Flakons der Porzellanmanufaktur Nymphenburg gegönnt

Von Tillmann Prüfer
25.10.2016

Edelbrände und Weine werden in unserem Kulturkreis normalerweise in Glasflaschen gelagert. In Japan hingegen reift der Reiswein Sake in Porzellangefäßen. Das ist ein feiner Unterschied, das Porzellan hat größere Poren als das dichtere Glas, es kann ein besserer Mikroaustausch von Sauerstoff mit der Umwelt stattfinden. Trotzdem gibt es kaum Flakons aus Porzellan in der Welt des Alkohols.
Die Brennerei Stählemühle hat nun zu ihrem zehnten Jubiläum zusammen mit der Münchner Porzellanmanufaktur Nymphenburg eine besondere Jubiläumsedition von Bränden aus Kornelkirsche, sizilianischer Blutorange und Konstantinopler Apfelquitte geschaffen. Sie sind abgefüllt in Flakons aus handgefertigtem mattweißen Biskuitporzellan. Die Flakons tragen ein schwarzweißes Dekor historischer botanischer Darstellungen, das wie Tuschezeichnungen von Hand aufgemalt wird.

Die Ästhetik liegt Christoph Keller, dem Chef der Brennerei Stählemühle, im Blut. Schließlich war er vor seiner Karriere als Schnapsbrenner Kunstverleger. Er hatte 2004 das Anwesen „Stählemühle“ am Bodensee übernommen und dort ein altes Brennrecht vorgefunden, das er wiederbelebte. Schon wenige Jahre später wurde er vom Gault Millau zu einem der zehn besten Destillateure der Welt erklärt.

Eine gute Schnapsflasche aus Porzellan zu fertigen ist allerdings nicht leichter, als einen perfekten Schnaps zu machen. Die Porzellanmasse wird im Hause Nymphenburg aus Feldspat, Quarz und Caolin von Hand angerührt und kann erst nach einem langem Reifungsprozess verwendet werden. Von den Flaschen, die in diesem Fall sechseckig sind, mit einem hervorgehobenen Schriftzug Aqua Vitae, wird ein Modell gefertigt. Anhand des Modells werden wiederum Gußformen aus Gips hergestellt. In jene wird anschließend die Porzellanmasse eingegossen. Der Gips entzieht der sogenannten Schlickermasse das Wasser, sodass sich bald an den Wänden der Form eine feste Schicht ansetzt. Der Rest der Masse wird ausgegossen. Wenn die Porzellanmasse getrocknet ist, werden die Formen geöffnet.

Mehrere Brennvorgänge sind notwendig, um aus dem Rohling ein fertiges Produkt zu machen. Aus dem ersten Brennvorgang bei etwa 1000 Grad kommt der Rohling porös und beträchtlich geschrumpft heraus. Nach einem weiteren, noch heißeren Brennvorgang ist das Porzellan verdichtet. Beim letzten Brand wird die Lasur fixiert. Anschließend kann das schwarze Dekor auf die Flasche gemalt werden.

Die Schnapsflakons sind aus sogenanntem Biskuitporzellan, das nur dort, wo Dekor aufgetragen wird, glasiert werden muss und wegen seiner matten Struktur besonders edel aussieht. Die offene Oberfläche des Porzellans hat allerdings noch einen weiteren Vorteil. Wegen ihr kann der schlussendlich darin abgefüllte Edelbrand in den dreimal 32 Flakons der Sonderedition atmen und angenehm reifen. Über viele, viele Jahre hinweg. Allerdings sind die Brände der Stählemühle so begehrt, dass man ihnen kaum diese Zeit zugestehen dürfte. 

Service

Dieser Artikel erschien in

WELTKUNST Nr. 120/2016

Abbildungen

Sammy Hart / Porzellanmanufaktur Nymphenburg

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