Zum ersten Mal stellt KAWS bei Max Hetzler in Berlin aus. In seinen neuen Bildern treffen Comicfiguren auf postapokalyptische Melancholie
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08.07.2025
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 243
Brian Donnelly, geboren 1974 in New Jersey, kam schon als Schüler auf den Namen KAWS. Das Wort ohne Bedeutung klingt im Englischen wie „’cause“, kurz für „because“ – also „weil“. Da ihm die Optik der vier Buchstaben als Graffito gefiel, wurde der Name sein „Tag“, sein Erkennungszeichen. Den Schriftzug soll er auf das Dach eines Gebäudes gemalt haben, das er von seinem Klassenzimmer aus sehen konnte.
Heute ist KAWS ein Superstar, der in Amerika von der Galerie Skarstedt vertreten wird und übrigens, wie Sie hier sehen, auf die Großbuchstaben im Künstlernamen und in den Werktiteln besteht. Als Neuzugang in ihrem Programm stellt ihn jetzt die Galerie Max Hetzler vor, die selbst ein internationales Schwergewicht ist. Vor 51 Jahren in Stuttgart gegründet, hat sie aktuell vier Standorte in Berlin, dazu Dependancen in Paris und London und eine Location im texanischen Marfa. Zu ihren Kunstschaffenden zählen berühmte Zeitgenossen wie Jeff Koons, Albert Oehlen und Thomas Struth, Katharina Grosse und Beatriz Milhazes, jüngere Künstlerinnen wie Grace Weaver sowie Nachlässe, etwa von Martin Kippenberger.
KAWS fügt sich mühelos in die Liste namhafter Kunstschaffender ein. In New York studierte er Illustration und arbeitete in den Neunzigern eine Weile für ein Animationsstudio, zum Beispiel an der Disney-Serie „101 Dalmatiner“, während er nachts illegal mit der Sprühdose unterwegs war. Sein Künstlerfreund Barry McGee, ebenfalls in der Graffiti-Szene aktiv, teilte damals Tricks mit ihm: Mit einem speziellen Schlüssel entnahmen sie an Haltestellen Reklameplakate aus ihren Plexiglasrahmen, um sie zu verfremden und wieder einzusetzen. Beim „Adbusting“ schuf KAWS erstaunliche Kompositionen, halb Fotomodell, halb Comic-Alien. Mittlerweile ist die Markenwelt ganz verrückt nach den Wesen von KAWS, der sein Atelier in Brooklyn hat. Seine Motive prangen auf T-Shirts von Uniqlo, er hat Basketball-Trikots für die Brooklyn Nets entworfen, mit Louis Vuitton, Comme des Garçons und der Kosmetikfirma Kiehl’s zusammengearbeitet. Für das Redesign der Trophäe der MTV Video Music Awards hat er seine „COMPANION“-Figur in einen Weltraumanzug gesteckt. Dieser galaktische „COMPANION“ hat ein Eigenleben entwickelt und ist in einer überlebensgroßen Version als Stahlskulptur von 2023 bei Hetzler zu sehen. (Es ist das älteste Werk der Ausstellung, alle anderen sind von 2025.) Die kindlichen Proportionen stehen im Kontrast zu der Ausrüstung mit Astronautenanzug und Sauerstoffflasche. Die Hände bedecken die Augen, eine Gebärde der Fassungslosigkeit oder der Verzweiflung.