Von den Frauen der Pop-Art im niederländischen Gorssel bis zu essbaren Kunstwerken in der Berliner Prater Galerie. Diese sechs Ausstellungen sollten Sie im Sommer nicht verpassen
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01.07.2025
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Erschienen in
Weltkunst Nr. 243
Museum More, Gorssel, 22. Juni bis 28. September 2025
Die Rolle der Frau in der Pop-Art ist eine zwiespältige, die selten hinterfragt wird. Doch die Ausstellung „Pop Models. Women in European Pop Art“ des Museum More im niederländischen Gorssel macht nun genau diesen Zwiespalt zum Thema: Sie verdeutlicht den Sexismus der Zeit anhand einiger männlicher Vertreter, die Frauen als zu begehrende Objekte darstellten, wie etwa Allen Jones, der weibliche Schaufensterpuppen zu Sesseln umfunktionierte. Dagegen positioniert die Schau auf der anderen Seite das Schaffen der Pop-Künstlerinnen, die oft im Schatten standen, manchmal aber auch bekannt wurden, wie die belgische Malerin und Schauspielerin Evelyne Axell. Dass sie und andere Frauen in Selbstporträts ihrerseits erotische Vorstellungen bedienten, darf man als Selbstermächtigung in dieser freiheitsliebenden Epoche verstehen.
Städel Museum, Frankfurt, 2. Juli bis 28. September 2025
Engel und Harlekine, Bauersleute und Reiter, Gefolterte und Maskierte: Nach Max Beckmann hat niemand mehr die Welt so sehr als Bühne gemalt wie der 1929 geborene DDR-Maler Werner Tübke. Mit historischem Personal erzählte er zeitgemäße, teilweise auch rätselhafte Geschichten. Früh zeigte sich Eduard Beaucamp überzeugt von diesen Arbeiten, und 2023 schenkten der F.A.Z.-Kritiker und seine Frau Barbara Beaucamp ein Konvolut an Tübke-Werken dem Frankfurter Städel Museum. Die 46 Zeichnungen und Aquarelle aus allen Schaffensphasen des Malers sind jetzt zu sehen.
Kunstmuseum Wolfsburg, 9. Mai bis 28. September 2025
Reinspringen und sich treiben lassen: Mit „Freischwimmen. Köpper in die Kunst!“ lädt das Kunstmuseum Wolfsburg bis zum 28. September dazu ein, in die vielfältige Welt der Kunst einzutauchen. Statt strenger Präsentationen wagt sich die Ausstellung weit hinaus auf das offene Meer der Möglichkeiten. Unter den rund 100 Werken von über 30 Künstlerinnen und Künstlern erwarten die Besuchenden etwa die fließenden Farben in einer atmosphärischen Lichtinstallation von James Turrell, die Skulptur „Fluffing the Pillows H (Silo, Reling)“ von Nairy Baghramian, die an einen alten Seesack erinnert, sowie Fotografien von Robert Leebeck, die das sommerliche Freibadleben der 60er-Jahre eingefangen haben. Janette Laverrières Sitzplattform zum Chillen und Christian Falsnaes kleine Bühne, auf der jeder zum Tanz-Star wird, verstärken noch das Freizeitgefühl.
Pinault Collection, Paris, bis 25. August
Fast ein Jahrhundert hat es bis zur wundersamen Verwandlung gedauert: Das Kunstmagazin WELTKUNST, gegründet 1927, ist selbst Kunst geworden! Zwar spricht die Inhaltsbeschreibung von Georges Adéagbos Installation „Le Souvenir d’un présent invisible“ vage von „einem Kunstmagazin“. Die Entscheidung fiel jedoch auf die WELTKUNST-Februarausgabe des Jahres 2018 mit der „Schlafenden Muse“ von Constantin Brâncuși auf dem Cover, die nun im Pariser Museum Bourse de Commerce auf einem Marmortisch neben einem Buch, einer Bronzekrone und einem Tabakskrug aus der Republik Benin liegt. Adéagbo setzt in seinen Werken verschiedene Gegenstände derart in Spannungsverhältnisse, dass die Dinge eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln scheinen. Daher passt er ausgezeichnet in die Ausstellung „Corps et âmes“ der Pinault Collection, die bis zum 25. August den Anteil von Körper und Seele auch in den Werken von Marlene Dumas, Philip Guston oder Arthur Jafa erforscht.
Prater Galerie, Berlin, bis 7. September
Für solche Umnutzungen ist Berlin berühmt: In einem alten Pförtnerhäuschen im Ernst-Thälmann-Park bietet im Sommer die kommunale Prater Galerie ein Programm zum Thema „Ökosysteme der Fürsorge“ an. Noch bis zum 16. Juli zeigt Künstlerin Marisa Benjamim Pflanzen-Installationen. Dabei werden Blüten und Früchte zu verzehrbaren Kunstwerken. Vom 31. Juli bis zum 7. September präsentiert das Künstler:innenkollektiv Club Real einen Audiowalk, der die Geschichte des Parks aus der Perspektive der dort lebenden Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen erzählt.
Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau, 13. Juli bis 26. Oktober
Wie kommt man in einen Werkdialog mit einem Vorbild wie Joseph Beuys? Marina Abramović führte im Jahr 2005 die bis heute vielleicht bekannteste Aktion des Künstlers in den Räumen des Guggenheim Museums auf – eine Hommage an Beuys, den sie seit 1973 persönlich kannte. In „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ (1965) hielt Joseph Beuys mit einer zweiten Haut aus Honig und Blattgold einen toten Hasen im Arm. 38 Zeichnungen und Objekte erklärte er dem leblosen Körper eines Tieres, das neben Fortpflanzung und Auferstehung eine Vielzahl weiterer ikonografischer Bedeutungen hat. Eine Ausstellung im Museum Schloss Moyland zeigt vom 13. Juli bis zum 26. Oktober die Dokumentationen zu den beiden Performances. Dazu bringt das Marina Abramović Institute 13 Performancekünstlerinnen und -künstler in einen neuen Dialog mit der Leitfigur Beuys.
POP MODELS. WOMEN IN EUROPEAN POP
Museum More, Gorssel
WERNER TÜBKE. METAMORPHOSEN
Städel Museum Frankfurt
FREISCHWIMMEN. KÖPPER IN DIE KUNST!
Kunstmuseum Wolfsburg
CORPS ET ÂMES
Pinault Collection, Paris
ÖKOSYSTEME DER FÜRSORGE
Prater Galerie, Berlin
MARINA ABRAMOVIĆ UND MAI IM DIALOG MIT JOSEPH BEUYS
Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau