Seine Comicbilder sind bis heute ein Inbegriff der Pop-Art: Die Wiener Albertina würdigt Roy Lichtenstein mit einer großen Retrospektive
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06.03.2024
Bevor er zum Mitbegründer der Pop-Art wird, erprobt Lichtenstein sich im Stil des Kubismus. Auch die abstrakte Malweise des Expressionismus entdeckt er für sich. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem knallige Motive aus der Popkultur seinen künstlerischen Werdegang in eine neue Richtung lenken. „Mit seinen berühmten Ben-Day-Punkten eignet sich Lichtenstein als Erster die Ästhetik der Low Art an“, erklärt die Kuratorin. Der Ansatz der Pop-Bewegung orientiert sich an billigen Drucktechniken. Selbst die Farbpalette entspricht der Beschaffenheit des Vierfarbdrucks: Cyanblau, Magenta, Gelb und Schwarz.
In seinem Vorhaben bleibt Lichtenstein konsequent. Er übersetzt Werbeanzeigen in seine kreative Sprache und lässt banalen Konsum mit Kunst verschmelzen. Neben den ikonischen Brushstroke-Bildern präsentiert die Retrospektive auch Grafiken, Skulpturen und Schulhefte, „in die Roy Lichtenstein selbst von ihm ausgeschnittene Comicpanels und Werbeannoncen eingeklebt hat“, verrät Bauer. „Außerdem zeigen wir mit diesen frühen Pop-Gemälden auch einige wenige, traumhafte Bleistiftzeichnungen, in denen sich Lichtenstein im persönlichen Ausdruck komplett zurücknimmt und sich scheinbar als bloßer technischer Zeichner, als Zeichenmaschine inszeniert.“
Im September 1997 verstarb der Künstler in seiner Heimatstadt New York. Sein Coup, das Massentaugliche in die gehobenen Kreise der Kunstwelt einzuschleusen, ist ihm meisterhaft gelungen – und beeindruckt noch heute.
„Roy Lichtenstein – Zum 100. Geburtstag“,
Albertina, Wien,
8. März bis 14. Juli