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Unsere Museumstipps für Berlin

Von Hans Uhlmann in der Berlinischen Galerie über Omar Victor Diop bei Fotografiska bis zur geretteten Moderne im Kupferstichkabinett – das sind unsere Museumstipps zum Wochenende in Berlin 

Von WELTKUNST Redaktion
14.02.2024

Hans Uhlmann

Berlinische Galerie, bis 13. Mai

Der studierte Maschinenbauer kam auf Umwegen zur Kunst. Hans Uhlmann (1900–1975) arbeitete vor dem Zweiten Weltkrieg als Ingenieur und war Mitglied der KPD. Im Jahr 1933 wurde er von der Gestapo festgenommen. Im Gefängnis kam ihm die Idee für seine berühmten „Drahtplastiken“, die er nach seiner Zeit in Haft weiterentwickelte. Später widmete er sich ganz der Kunst, schuf diverse Gipsfiguren und Bronzen. Der geborene Berliner entschied sich in den Fünfzigerjahren, für seine Skulpturen ausschließlich Metall zu nutzen. Die Darstellung von Tanz und Bewegung standen stets im Mittelpunkt seines Schaffens. Die Ausstellung „Hans Uhlmann. Experimentelles Formen“ führt durch die unterschiedlichen Werkphasen des Künstlers und setzt dabei einen besonderen Fokus auf die vielen Kunst am Bau-Projekte, die er in West-Deutschland und Italien realisierte.

Endgültiger Entwurf zur Skulptur auf dem Hansaplatz, Berlin, von Hans Uhlmann
Hans Uhlmann, Endgültiger Entwurf zur Skulptur auf dem Hansaplatz, Berlin, 1958. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Von Odessa nach Berlin

Gemäldegalerie, Berlin, bis 28. April

Mit seinen verlockenden Früchten und dem knusprigen Krustentier gehört Cornelis de Heems Prunkstillleben aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu den Hinguckern im Odessa Museum für westliche und östliche Kunst. Doch seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs können sich die Menschen nicht mehr an dieser köstlichen Barockmalerei laben: Die Sammlung des Museums musste zum Schutz in ein Notlager. Da Odessa weiterhin von russischen Raketen und Drohnen bedroht ist, kamen nun im Rahmen eines Kooperationsprojekts 74 Hauptwerke von namhaften Künstlern wie Francesco Granacci oder Roelant Savery nach Berlin, wo sie konservatorisch untersucht und ab Januar 2025 fünf Monate lang im Dialog mit der Sammlung der Gemäldegalerie gezeigt werden sollen. Zum Auftakt präsentiert das Museum bereits jetzt zwölf Bilder. Die Hoffnung ist, dass die Werke aus Odessa so in Westeuropa bekannter werden – und dann aber auch bald wieder in ihre Heimat zurückkehren können.

Cornelis de Heem, „Prunkstillleben“, 2. Hälfte 17. Jh. © Odessa Museum für westliche und östliche Kunst / Foto: Christoph Schmidt
Cornelis de Heem, „Prunkstillleben“, 2. Hälfte 17. Jh. © Odessa Museum für westliche und östliche Kunst / Foto: Christoph Schmidt

Omar Victor Diop

Fotografiska, Berlin, bis 21. April

Der senegalesische Künstler Omar Victor Diop spielt ein trickreiches Verwirrspiel mit dem Publikum: Seine Fotografien würdigen wichtige Momente oder Persönlichkeiten der schwarzen Freiheitsbewegungen. Doch stets ist es Diop selbst, der in die Rolle der abgebildeten Menschen schlüpft. Im Rahmen seiner Serie „Diaspora“ (2014) verkörpert er beispielsweise Jean-Baptiste Belley (1746–1805), der im Alter von zwei Jahren im Senegal versklavt und nach Saint-Dominique (dem heutigen Haiti) verschleppt wurde. Später erlangte Belley die Freiheit, kämpfte 1791 in der Haitianischen Revolution und wurde 1793 als Abgeordneter in den Nationalkovent in Paris gewählt, wo er sich für die Abschaffung der Sklaverei einsetzte. Diop ergänzt sein Porträt, das auf einem Gemälde von Anne-Louis Girodet de Roussy-Trioson aus dem Jahr 1797 basiert, durch einen Fußball als modernes Accessoire. So hinterfragt er das stereotype westliche Denken, das schwarze Leistungsträger lediglich im Bereich des Sports vermutet.

Omar Victor Diops Werk „Jean-Baptiste Belley 1746–1805“ aus „Project Diaspora“ (2014). © Courtesy Omar Victor Diop / MAGNIN-A, Paris
Omar Victor Diops Werk „Jean-Baptiste Belley 1746–1805“ aus „Project Diaspora“ (2014). © Courtesy Omar Victor Diop / MAGNIN-A, Paris

Jenna Bliss & Carol Rhodes

Haus am Waldsee, Berlin, bis 5. Mai

Ein gemeinsamer Berührungspunkt des kreativen Schaffens von Jenna Bliss und Carol Rhodes ist die zeitlich oder räumlich distanzierte Perspektive, die neue Blickwinkel auf etablierte Narrative erlaubt. Das Haus am Waldsee würdigt beide Künstlerinnen nun mit einer gemeinsamen Doppelausstellung. Die in New York lebende Filmemacherin Jenna Bliss, Jahrgang 1984, ist mit Arbeiten vertreten, die weltpolitische Themen reflektieren. Die Bilder der schottischen Malerin Carol Rhodes (1959-2018) zeigen wenig beachtete Landschaften und Industrieanlagen zwischen diffuser An- und Abwesenheit des Menschen. Präsentiert wird eine Auswahl aus den Jahren 1993 bis 2015, sowie einige ihrer zu Lebzeiten selten ausgestellten Zeichnungen.

Carol Rhodes, Roads, Buildings (Evening), 2013-2014, Öl auf Holz, 51 x 53 cm. © Courtesy Toby Treves
Carol Rhodes, Roads, Buildings (Evening), 2013-2014, Öl auf Holz, 51 x 53 cm. © Courtesy Toby Treves

Die gerettete Moderne

Kupferstichkabinett, Berlin, bis 21. April

Willy Kurth war im „Dritten Reich“ Kustos am Berliner Kupferstichkabinett, und er schaffte es mit großem Mut, ein paar Tricks und etwas Glück, viel Kunst zu retten – im Sommer 1937, als die Nazis mit ihrer Aktion „Entartete Kunst“ etwa 21.000 Werke der Moderne aus rund 100 deutschen Museen entfernten. Kurth versteckte Hunderte von Grafiken, auch vor den Augen des obrigkeitstreuen Museumsdirektors, manches einfach in anderen Schubladen, anderen Mappen oder anderen Bereichen der Sammlung. So konnte er Werke von Käthe Kollwitz, Edvard Munch und Ernst Ludwig Kirchner und vielen anderen bewahren, die sonst verbrannt oder für Devisen ins Ausland verkauft worden wären. Begleitend zur Ausstellung hat die Kuratorin Anita Beloubek-Hammer diese wagemutige Geschichte in einen Buch aufgearbeitet.

Ernst Ludwig Kirchners Porträt von Otto Mueller ist zurzeit im Berliner Kupferstichkabinett zu sehen
Ernst Ludwig Kirchner „Porträt Otto Mueller“, 1915. © Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders

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