Hilma af Klint & Wassily Kandinsky

„Ihre abstrakte Malerei war nicht weltfremd“

Das K20 in Düsseldorf zeigt erstmals Hilma af Klint neben Wassily Kandinsky, zwei Leitsterne der Abstraktion. Ein Gespräch mit der Direktorin Susanne Gaensheimer und der Kuratorin Julia Voss

Von Michael Angele
11.03.2024
/ Erschienen in WELTKUNST Nr. 222

Könnten die beiden Arbeiten in der Ausstellung nebeneinanderhängen?

SG: Das Gemälde von af Klint gehört zu einer Serie mit dem Titel „Die Zehn Größten“. Sie hat fast ausschließlich in Serien gearbeitet, und das müssen wir auch in der Hängung berücksichtigen. Können wir diesen Reihen einzelne Werke von Kandinsky gegenüberstellen? An der Frage, wie direkte Vergleiche räumlich funktionieren könnten, arbeiten wir gerade.

Af Klint und Kandinsky, sie 1862 geboren, er 1866, stammen aus der gleichen Generation und schufen eine durchaus ähnliche Kunst. Begegnet sind sich die beiden aber wohl nie.

JV: Wir haben noch kein Dokument einer Begegnung gefunden. Aber Kandinsky hielt sich 1916 fast drei Monate lang in Stockholm auf, und die Zeitungen waren voll mit Berichten über seine Ausstellung in der Galerie Gummeson. Die Vorstellung, dass eine Künstlerin, die sich für ihre Zeit interessiert hat, dieses Ereignis nicht mitbekommen haben könnte, halten Daniel Birnbaum und ich für so gut wie ausgeschlossen. Wir kuratieren gemeinsam die Ausstellung.

Gibt es Gemeinsamkeiten auch in Details?

JV: Ja, so hat Kandinsky in Stockholm ein Gemälde mit dem Motiv des heiligen Georg ausgestellt, des Drachentöters, und ein Jahr zuvor malte af Klint die Serie „Die Taube“, die in Szenen mit dem heiligen Georg übergeht. Wir werden darauf in einem eigenen Raum eingehen.

Beiden Künstlern ist das „Geistige“ sehr wichtig. Bei af Klint wird es ja ganz buchstäblich gedacht: Sie hat Botschaften für ihre Kunst von Geistern empfangen. Damit muss man erst mal klarkommen.

JV: Das hat mich auch sehr verblüfft zu Beginn meiner Beschäftigung mit af Klint. Ich habe mich bei den Recherchen für die Biografie erst mal auf andere Dinge konzentriert, weil ich nicht wusste, wie ich damit umgehen soll. Journalisten und Historiker sind darin ausgebildet, den historischen Spuren von Personen mit Geburts- und Sterbedaten nachzugehen, aber nicht denen von Geistern. Da musste ich mich dann auf ihre Quellen verlassen.

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