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Papierarbeiten von Trockel bis Beuys

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg präsentiert Papierarbeiten der deutschen Nachkriegskunst aus der bislang unbekannten Sammlung Françoise und Heinz-Günter Prager

Von Germanisches Nationalmuseum
22.03.2024

Die Ausstellung Papierarbeiten präsentiert Werke der deutschen Nachkriegskunst aus der Sammlung Françoise und Heinz-Günter Prager. Zeichnungen boten heute international renommierten Kunstschaffenden wie Albers, Beuys, Penck, Polke, Richter und Trockel die Freiheit, existenzielle Fragen neu zu verhandeln. In vier Ausstellungssektionen – zur Linie, zu Farbe und Raum, zur Schichtung sowie zu Kooperationen – sind vielfältigste Spielarten der Zeichnung vertreten. Bis 26.05.2024 im Germanischen Nationalmuseum.

Ein besonders spannendes Exponat aus dem Bereich Kooperationen ist Das Kölner Stundenbuch Albertus Magnus zu Ehren. Der Titel lässt vermuten, dass es sich um ein spätmittelalterliches Gebetsbuch handelt, tatsächlich ist es ein zeitgenössisches Mappenwerk, das im Jahr 1988 als Gemeinschaftsprojekt entstand. Zwölf im Rheinland ansässige Kunstschaffende haben dafür zusammengewirkt. Doch wie kam es dazu? „Ausgangspunkt war der gemeinsame Wunsch des Künstlers Heinz-Günter Prager und des Verlegers Constantin Post, ein Projekt anlässlich des 700. Todestags von Albertus Magnus ins Leben zu rufen“, erklärt Christian Rümelin, Leiter der Graphischen Sammlung am GNM. Albertus Magnus (um 1200-1280) war ein deutscher Bischof, wegbereitender Theologe und Philosoph. Er ist für seine christliche Auslegung der aristotelischen Philosophie bekannt und gilt bis heute als einer der bedeutendsten Wissenschaftler der europäischen Geschichte. Ihm „zu Ehren“ sollte in Köln, der Stadt, die er zu Lebzeiten als Gelehrter prägte und in der er nach seinem Tod beigesetzt wurde, ein Mappenwerk entstehen.

Bernhard Johannes Blume
Bernhard Johannes Blume ...
Jürgen Klauke für das „Kölner Stundenbuch“
... und Jürgen Klauke für das „Kölner Stundenbuch“. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Bereits der übergreifende Titel verweist darauf, dass die Gemeinschaftsarbeit in der Tradition spätmittelalterlicher Stunden­bücher steht. „Diese dienten reichen, gebildeten Laien wie Klerikern als religiöse Andachtsbücher für das Stundengebet und gliederten den Tagesablauf in mehrere Gebetszeiten“, so Rümelin. Häufig waren sie mit aufwendigem Buchschmuck versehen. Das Kölner Stundenbuch Albertus Magnus zu Ehren ist ähnlich aufgebaut: Zu einer Reliquienhistorie des Schriftstellers Gerhard Rühm – der Text thematisiert den Umgang mit den Gebeinen des Heiligen nach dessen Ableben – gestalteten zwölf Künstler, darunter Claus Otto Paeffgen und Johannes Brus, je eine Arbeit auf Papier.

Ziel war es nicht, mit den Papierarbeiten den Text zu illustrieren. Und umgekehrt gedacht, versprachlicht auch der Text nicht die Kunstwerke. Vielmehr finden in einer Kassette zwölf Doppelbögen Text und zwölf Kunstwerke gleichberechtigt zusammen. Diese Gliederung in zwölf Tandems aus Text und Bild hat mehrere Hintergründe: Die Zahl steht – angelehnt an historische Stundenbücher – für die Aufteilung des Tages in zwölf Tag- und Nachtstunden, außerdem für die Einteilung eines Jahres in zwölf Monate. Zudem wurden die Gebeine Albertus Magnus insgesamt zwölf Mal umgebettet. Auf diese Umbettungen geht Gerhard Rühm in seinem Text ein.

Die Papierarbeiten faszinieren durch ihre Vielfalt. In der Ausstellung besteht die seltene Gelegenheit, die zwölf Blätter nebeneinander in einer großen Vitrine ausgelegt zu sehen. So wird deutlich, wie unterschiedlich sich künstlerisches Schaffen manifestieren kann. Jeder Künstler wählte in der Auseinandersetzung mit Albertus Magnus seinen ganz eigenen gestalterischen Ansatz.

Die einzelnen Kunstwerke aus dem Kölner Stundenbuch Albertus Magnus zu Ehren und viele weitere spannende Arbeiten in der Ausstellung eint das Medium Papier. Alle Exponate stammen aus der Sammlung Françoise und Heinz-Günter Prager. Der Bildhauer, Zeichner und Grafiker sammelt seit den 1960er Jahren Werke anderer Künstlerinnen und Künstler. Viele Jahre teilte er diese Leidenschaft mit seiner inzwischen verstorbenen Ehefrau Françoise.

2023 konnte das GNM einen Teil dieser beeindruckenden Privatsammlung übernehmen. Bisher waren die Papierarbeiten noch nie in einer so umfassenden Vollständigkeit öffentlich ausgestellt.

Judith Höchstötter

Service

Ausstellung

„Papierarbeiten“, bis 26. Mai,
Germanischen Nationalmuseum,
mehr Infos unter www.gnm.de/papierarbeiten

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